Enissa Amani im Interview: „Respekt musste ich mir erst erarbeiten“

Über ihr neues Netflix-Special, „Studio Amani“ und Comedy-Erfahrungen im Ausland

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 09.04.2018, 10:30 Uhr

Enissa AmaniWDR/​Melanie Grande

fernsehserien.de: Seit eineinhalb Jahren trittst du verstärkt auch international auf – du hattest Gigs in London, Manchester, Toronto und in der legendären Laugh Factory in Hollywood. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?

Enissa Amani: Es ist für mich immer noch unglaublich, dass ich inzwischen auf Englisch spielen und die internationale Comedyszene kennenlernen darf. Ich trete dort natürlich nicht in großen Hallen auf, sondern vor 200 bis 300 Leuten, aber ich bin so dankbar für diese Möglichkeiten und lerne viel dazu. Ab und zu sind auch Deutsche vor Ort, die mir dann sagen, dass sie stolz auf mich sind, weil ich im Ausland die deutsche Comedy so cool vertrete – und das macht mich wirklich glücklich. Dank meines Netflix-Specials kann ich regelmäßig in der Laugh Factory auftreten, wo schon richtig große Comedians wie z.B. Dave Chappelle und Jim Carrey gespielt haben.

Enissa AmaniStephan Pick
Gab es denn Vorbehalte unter englischsprachigen Kollegen, weil sich im Ausland ja hartnäckig das Vorurteil hält, dass Deutsche nicht lustig sind?

Enissa Amani: Es war für mich ein echt ungewohntes, aber auch tolles Gefühl, im Ausland als „die Deutsche“ wahrgenommen zu werden – nicht als „die Perserin“ oder „die Deutsche mit Migrationshintergrund“. Am schönsten fand ich, als mal eine Deutsche einen englischen Auftritt von mir auf Facebook kommentiert und dabei eine englische Freundin markiert hat mit den Worten: „Siehst du, wir Deutsche sind doch lustig!“ Toll ist außerdem, dass dich die Amerikaner erst mal feiern und johlend applaudieren, wenn du auf die Bühne gehst – obwohl sie dich noch gar nicht kennen. In Deutschland sitzen die Leute hingegen oft mit verschränkten Armen im Publikum, nach dem Motto: „Na dann zeig mal, was du so drauf hast.“

Wie würdest du allgemein die Unterschiede zwischen der deutschen und englischsprachigen Kultur beschreiben?

Enissa Amani: Gerade in Kalifornien habe ich festgestellt, wie „deutsch“ ich doch bin. Die Leute sind dort so offenherzig und kommen auf einen zu – das ist mir dann oft fast schon zu viel. Was witzig ist, weil wiederum ich in Deutschland diejenige bin, die manchmal als zu übertrieben aufdringlich wahrgenommen wird. Deutsche Frauen setzen gerne auf Understatement und kleiden sich lieber unauffällig, zurückhaltend und bequem. In Amerika hingegen laufen viele Frauen ganz selbstverständlich körperbetont im Kleid und in High Heels herum, auch auf der Bühne – dagegen wirke ich direkt konservativ! (lacht) Deshalb gab es in Amerika auch überhaupt keine Vorurteile bezüglich meines Aussehens, weil es gar nicht als ungewöhnlich wahrgenommen wurde. In Deutschland wurde ich hingegen oft skeptisch beäugt, weil mein Outfit als provokant oder unpassend interpretiert wurde. Aber auch ich selbst bin nicht vor solchen Vorurteilen gefeit: Meine amerikanische Netflix-Anwältin sieht aus wie ein Supermodel und ich dachte spontan: „Kann die diesen Job wirklich? Eine Anwältin muss doch eine graue Maus im Anzug sein.“ Da kommt dann die Deutsche in mir durch! (lacht)

Welche Pläne stehen für dich demnächst an?

Enissa Amani: Seit Anfang April bin ich wieder mit meinem Soloprogramm „Mainblick“ auf Tour – und ich bin wirklich stolz auf mein Publikum. Ich merke immer wieder, wenn mich Leute nach der Show ansprechen, dass das wirklich gebildete und intelligente Menschen sind. Da ist mir dann auch egal, ob es 400 oder 2000 Besucher sind – es sind auf jeden Fall die richtigen. Ich fühle mich wirklich wohl und auf der Bühne bin ich zu Hause. Falls mein Special gut bei den Leuten ankommt, würde ich mich natürlich freuen, wenn noch mehr von mir bei Netflix nachkommt. Ein Special in englischer Sprache ist noch ein großer Traum von mir – vielleicht wird er mir erfüllt.

Apropos: Was schaust du eigentlich selbst gerne – ob nun bei Netflix oder im klassischen Fernsehen?

Enissa Amani: Auch wenn das jetzt wie der letzte Werbespruch klingt: ich schaue fast ausschließlich Sachen bei Netflix. (lacht) Das liegt aber vor allem an meinem krassen Zeitplan, so dass ich nicht zu festen Uhrzeiten einschalten kann, um eine bestimmte Sendung zu sehen. Deshalb ist das ganze On-Demand-Angebot für mich optimal, weil ich viel gucke, während ich im Zug oder Flugzeug sitze. Ich habe natürlich die ganzen neueren Serien wie „Orange is the New Black“, „House of Cards“ und „Stranger Things“ gesehen, aber ich schaue mir hin und wieder auch gerne einen Hitchcock-Klassiker an. Ich liebe außerdem skandinavische Krimiserien. Und zum Einschlafen gucke ich gerne Dokumentationen – wie zum Beispiel über Lemurenäffchen in Madagaskar! (lacht)

Vielen Dank für das sympathische Gespräch und viel Erfolg weiterhin!

Enissa Amanis Netflix-Original „Ehrenwort“ wird weltweit am 26. April veröffentlicht. Aufgezeichnet wurde die rund einstündige Stand-Up-Show im St. Pauli-Theater auf der Hamburger Reeperbahn.

Enissa AmaniNetflix/​Georges Pauly

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich bin darüber erstaunt, wie gut das Publikum diese Frau als sich überschätzende Attraktion erkennt. Dabei weiß es noch nicht mal, wie sie sich dem Iraner-Sender Manoto-TV vorgestellte. Da wiederholte sie um die fünfmal herum, wie die Deutschen quasi als dröge Tranfunzeln auf ihre iranische Intelligenz und Herzenswärme abflögen. Dabei scheint ihre Fangemeinde vorwiegend aus Migranten zu bestehen.

    Bestrickten deutschen Journalisten gegenüber gibt sie sich als Intellektuelle aus, die sich in klassischer Literatur und Philosophie auskenne und Jura studiere. Inzwischen hat sie sich in Sachen Bildung jedoch von allein bloßgestellt und blamiert.
    Stimmen tut indes, was die Briten bereits vor 70 Jahren in einer Expertise festhielten. Davon sei hier nur ein Satz zitiert, der wie folgt lautet: "In Sachfragen erwirbt der Iraner schnell oberflächliche Kenntnisse und glaubt schließlich selbst, er habe profundes Wissen erworben.“
    Nach jahrelanger Erfahrung in dem Land kann ich nur festhalten, daß die Bildung überaus rückständig und Weltfremdheit von verfolgten Modetrends abgesehen sagenhaft ausfällt, während die Menschen den Umfang der Sachfächer und Wissenschaften auf schier unfaßliche Weise unterschätzen. Sogar der Durchschnittsarzt (die Approbation sehr oft durch Bakschisch erlangend) stellt einen gefährlichen Scharlatan dar (Kunstfehler en masse), weswegen Mediziner und Pharmakologen bei kanadischen Einwanderungsbehörden auch regelmäßig dreimal hintereinander durch Eignungstests fallen.
    Ich habe einen der besten Studenten des Landes darin unterstützt, zu einer amerikanische Universität zu gelangen. Er ist jetzt mit dem Lehrstoff dort sehr gefordert.
    Und bezüglich Überschätzung beweist Frau Amani, daß sie auch in dem Land überhaupt keine belastbare Erfahrung aufweist, sonst würde sie nicht von dortiger Warmherzigkeit fabulieren. Berechnung und eiskalte Skrupellosigkeit trifft es indes eher. Deswegen existieren dort mehr überlaufene Gerichtsgebäude als öffentliche Toiletten. Und Untersuchungsrichter erkennen bei Klagen kaum noch auf Strafrecht an, da zum einen die zahllosen Gefängnisse überfüllt sind und man sich zum anderen an Vertrauensmißbrauch und Betrug nicht sonderlich stößt. Sie gelten als normal (und die Menschen glauben, so verhielte es sich allgemein auf der Welt). Ich denke, die eklatant verwahrloste Kultur würde auch Frau Amani nach ausreichendem Aufenthalt nicht mehr wirklich fehlen.
    Bleibt zu hoffen, daß sie in Deutschland auf den Boden der Tatsachen kommt und noch Talent im Entertainment verwirklicht.
    • am via tvforen.de

      Frau Amani bei Hart aber fair: UNERTRÄGLICH !! Diese schrille und keifende Stimme..Dazu noch ein eklatantes Nichtwissen voller Peinlichkeiten. Man hätte sie früh aus der Sendung entfernen müssen...Geht leider nicht.
      • am via tvforen.de

        .

        Die Amani war in dieser Sendung leider eine völlige Luftnummer. Hat die meiste Zeit pikiert dreingesehen und konnte zur Diskussion gar nix beitragen.

        Aber sie hat die Runde wenigstens optisch aufgewertet. Wenn ich mir dagegen diese Kopftuch-Gestalt angesehen habe - gruselig. :-)
      • am via tvforen.de

        da bin ich absolut Deiner Meinung ..sie hat der Sache mehr geschadet als genutzt ... Pausenkasperin, bleib bei deinem Leisten ... (und selbst da finde ich sie eher verkrampft)
      • am via tvforen.de

        Die einzige weibliche Komödiantin, die ich RESPKTIERE ist Carolin Kebekus. Wenn Frau Amani zB bei Dieter Nuhr auftritt, betätige ich sofort die Fernbedienung.
      • am via tvforen.de

        Mein Fall ist sie auch nicht.
        Aber über Humor lässt es sich ja streiten
      • am via tvforen.de

        BlackOak schrieb:
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        > Frau Amani bei Hart aber fair: UNERTRÄGLICH !!
        > Diese schrille und keifende Stimme..Dazu noch ein
        > eklatantes Nichtwissen voller Peinlichkeiten. Man
        > hätte sie früh aus der Sendung entfernen
        > müssen...Geht leider nicht.


        Das war gestern auch mein erster Gedanke!

        Verona Pooth (Feldbusch) hoch zehn was die Stimme und das schnelle Reden anbelangt.
    • am

      Mit ihrem Auftritt bei Plasberg hat sie sich für alle Zeiten selbst disqualifiziert!
      • (geb. 1967) am

        Joar, "Studio Amani" vor 2 Jahren hat mir auch gefallen.....schade, daß es so schnell wieder abgesetzt worden ist.

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