2022, Folge 999–1016

  • Folge 999 (90 Min.)
    Wahre Liebe hält alles aus, so hört man häufig. Doch die Realität zeigt: Es ist harte Arbeit, eine Beziehung am Leben zu erhalten – und es gibt zahlreiche Gründe, weshalb sie zerbrechen kann. Im Alltag gibt es viele kleine Belastungen – im Beziehungsalltag erst recht. Zwischen Arbeit, Kindern, Haushalt bleibt die Zweisamkeit allzu oft auf der Strecke. Manchmal schwindet das Interesse aneinander auch schleichend, bis Paare plötzlich feststellen, dass sie einander fremd geworden sind. Doch nicht nur der Alltag kann die Liebe belasten, auch schicksalshafte Herausforderungen stellen die Beziehungen auf eine harte Probe: Wie umgehen mit der Situation, wenn ein Kind erkrankt oder die Ehefrau an Depressionen leidet? Was tun, wenn der Partner suchtkrank ist? Gemeinsam einen langen, harten Weg zu gehen, kann auch starke Paare an ihre Grenzen führen.
    Und manchmal sind es nicht widrige Umstände, die der Liebe einen Knacks zufügen, sondern die Zweifel, die im Inneren nagen: Weil einer fremdgegangen ist. Sich verliebt hat.
    Gelogen oder im entscheidenden Moment geschwiegen hat. Das verlorene Vertrauen trifft viele Partner*innen wie einen Schock, der sie veranlasst, ihre Beziehung in Frage zu stellen und sich selbst oft gleich mit. Was hält die Liebe aus? Wann gerät sie ins Wanken, wann wird sie in Frage gestellt, gar zu Fall gebracht? Ob eine Beziehung an Hindernissen und Hürden über sich hinauswächst, ein Neuanfang möglich ist oder ob sie doch zerbricht: Die Antworten auf diese Fragen sind vielfältig und individuell unterschiedlich.
    Und was, wenn die Liebe zerbricht? Ist eine Freundschaft unter Ex-Partnern möglich? „Wie belastbar ist die Liebe?“, das ist das Thema am 01. Juli 2022, bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Britta Nothnagel und Sonja Koppitz waren Kolleginnen und beste Freundinnen. Daraus wurde Liebe, die durch eine Hochzeit in Las Vegas besiegelt wurde. Doch Sonjas depressive Phasen wurden zur Belastung: „Ich war zu keiner menschlichen Regung mehr fähig.“ Für Britta begann eine schmerzhafte Zerreißrobe: „Keine Liebe mehr zu bekommen, hat mich geschwächt“.
    Nach acht Jahren trennte sich schließlich das Paar, aber geblieben ist ihre Freundschaft. Als sie sich kennenlernten, verliebte sie sich in einen Menschen, der in seiner neuen Rolle als Patchwork-Vater aufzugehen schien. Doch bald merkte Julia Maria Kessler, dass der Alkohol nicht nur sein Leben, sondern auch ihre Liebe beherrschte: Jahre war sie mitgefangen in der Sucht, ordnete ihr Leben seiner Sucht unter: „Ich war so erschöpft, dass mir die Haare büschelweise ausgefallen sind, habe ständig geweint und gezittert.“ Bis ihr schließlich der Absprung gelang.
    Als sich Kirsten Adamzik und Tobias Wolff entschieden, Pflegekinder aufzunehmen, ahnten sie noch nichts von den Schwierigkeiten, die bei ihnen ins Haus und in ihre Ehe einzogen: „Wir hatten keinen gemeinsamen Abend, kein Privatleben mehr“, so der Vater dreier Pflegekinder, von denen zwei unter fetalen Alkoholschäden leiden. Schließlich stand ihre Beziehung auf der Kippe und Kirsten vor einer schweren Entscheidung: „Ich wusste, ich schaff’ das nicht mehr.“ Woraufhin sie ihren Mann vor die Wahl stellte: Entweder die Kinder – oder ich! Vier Affären belasteten die Beziehung von Regina und Björn Perder.
    Dass ihn auch die Hochzeit nicht von außerehelichen Abenteuern abhielt, erschütterte die vierfache Mutter so sehr, dass sie aus dem gemeinsamen Haus auszog. „In diesem Moment war alles zusammengestürzt, das war alles sehr schmerzhaft und belastend“, sagt Regina. „Ich war dumm und unreif“, erklärt Björn.
    Doch sie näherten sich wieder an und sind überzeugt: „Wir sind heute glücklicher als je zuvor.“ Für den Therapeuten Dr. Mathias Jung steht fest: „Es gibt keine Liebe ohne Belastungen, sie verändern sich lediglich im Laufe der Zeit.“ So seien Kinder oft ein erster Stresstest. Die plötzliche Erkrankung eines Partners könne außerdem eine Zerreißprobe sein – auch für den gesunden Partner. Und Seitensprünge und Affären wären nicht selten der Anfang vom Ende einer Beziehung, und es gehöre Einiges dazu, wiederholte Fehltritte verzeihen zu können. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.07.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1000 (90 Min.)
    Wer sich verändert, bleibt sich treu? Die SWR Talkshow mit einem Jubiläum, der 1.000 Sendung. Gastgeber Michael Steinbrecher spricht mit seinen Gästen zum Thema: „Wer sich verändert, bleibt sich treu?“ Neue unbekannte Situationen machen vielen Menschen Angst. Jedoch müssen oft neue Wege beschritten werden, um Träume zu verwirklichen. Wann ist es wichtig, neue Wege zu gehen und wann ist es besser, sich mit Altbewährtem zufriedenzugeben?
    Die Gäste der Jubiläums-Talkshow sind:
    Fernsehmoderatorin Tine Wittler zog von der Großstadt aufs Land.
    Wilson Gonzalez Ochsenknecht – Schauspieler und Musiker.
    Max Kugel – Bäckermeister in vierter Generation.
    Brigitte Becker trennte sich von ihrem Mann.
    Boris Cecez lebt als Aussteiger in den Höhlen La Gomeras.
    Prof. Dr. Wilhelm Schmid – Philosoph. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.07.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1001 (90 Min.)
    Kaum eine Jahreszeit weckt in uns eine größere Sehnsucht als der Sommer. Er löst Fernweh aus, lädt ein zu träumen und verspricht uns flüsternd eine aufregende Zeit. Während wir uns im Winter vorm Leben verkriechen können, gelingt uns das im Sommer nur schwer. Es drängt uns raus – in die Natur, ins Abenteuer – oder auch nur zur nächsten Eisdiele oder in den nächsten Biergarten. Sonne auf der Haut, lange Tage und noch längere Nächte. Der Sommer ist verheißungsvoll und verspricht Freiheit. Aus dem Gefühl heraus, nichts verpassen zu wollen, brechen wir auf und sind mutiger als sonst.
    So wagen wir im Sommer oftmals etwas, an das wir uns erinnern werden. Etwas, das uns zeigt: Wenn wir wollen, können wir über uns hinauswachsen. Mit Aufbruchstimmung und Energie springen wir ins Abenteuer. Raus aus dem alten Trott und rein ins Ungewisse. Große Geschichten spielen immer im Sommer: Geschichten, die von erster Liebe erzählen, von ersten Küssen und Berührungen. Von Erlebnissen auf fernen Reisen, von Begegnungen mit fremden Menschen, die uns für immer verändern.
    Doch gibt es auch Sommer, die uns herausfordern. Dann nämlich, wenn wir jemanden schmerzlich vermissen. Wenn sich unser Alltag radikal verändert hat und wir gezwungen sind, das Glücksversprechen neu zu denken. Wie fühlt sich der erste Sommer ohne die Liebe des Lebens an? Ohne den Sohn oder den geliebten Freund? Oder der erste Sommer nach Unfall oder Krankheitsdiagnose? „Der Sommer, der anders war“, das ist das Thema am 15. Juli 2022, bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Die Gäste: Lange hat Gülcan Kamps sich danach gesehnt, ein Baby zu bekommen. Im Dezember 2021 wurde sie endlich Mutter und erlebt nun den ersten Sommer mit Baby. Die ehemalige VIVA-Moderatorin ist in Travemünde aufgewachsen und hat die Sommer ihrer Kindheit damit verbracht, Brombeeren zu pflücken, Sandburgen zu bauen und in den flachen Wellen der Ostsee zu spielen. Ferienerlebnisse, die eines Tages auch ihr Kind machen soll, das ihr jetzt schon auf ungeahnte Weise das Herz geöffnet hat: „Bis jetzt ist es der schönste Sommer in meinem Leben.“ Fast wäre er bei dem Unfall gestorben, so gravierend waren seine Verletzungen: Der Kölner Rapper Dr. Knarf hantierte mit Drogen, als es zu einer Explosion kam.
    40 Prozent seiner Haut verbrannte, drei Monate lag der Musiker, der mit bürgerlichen Namen Niko Brenner heißt, im Koma. Den ersten Sommer danach erlebt er als einer, der sich mit halbem Schädel zurück ins Leben kämpft, unter Schmerzen und mit der Angst, sein Sohn könnte ihn nicht wiedererkennen: „Ich habe mich bis heute noch nicht an mein Spiegelbild gewöhnt.“ Nach ihrem Fachabitur entschloss sich Josefa Leitner, einen Sommer lang als Sennerin auf einer Alm zu arbeiten.
    Und so zog sie allein mit 32 Kühen und ihren zwei Pferden auf eine Hütte in der Nähe von Rottach-Eggern. Sie lernte, mit jedem Wetter klarzukommen, unerreichbar zu sein und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen: „Man hat einfach nicht die Chance, Gefühle zu unterdrücken oder zu überspielen.“ Für die junge Frau war der Sommer in den Bergen eine Grenzerfahrung, die sie entscheidend geprägt hat.
    Er erzählt vom nächtlichen Baden im Freibad, von der ersten Liebe und dem Herumstreunen in der sommerwarmen Stadt: Ewald Arenz, Lehrer und BestsellerAutor, erinnert sich an die Sommer seiner Jugend. Die Familienurlaube in Glücksburg an der Ostsee. Die ersten Ferien ohne Eltern und die ersten durchwachten Nächte. Einen Sommer aber, den Ewald Arenz lernend bei seinem Stiefgroßvater verbringen musste, wird er nie vergessen.
    „Damals habe ich begonnen, mich für sinnliche Eindrücke zu begeistern – und zu schreiben.“ In ihrem letzten gemeinsamen Sommer besuchten Anja Caspary und Hagen Liebing Ausstellungen und Konzerte, sie gingen spazieren und hielten an einer Normalität fest, die sie bereits verloren hatten: Der Radiomoderatorin waren nach einer Krebsdiagnose beide Brüste abgenommen worden, kurze Zeit darauf wurden bei ihrem Mann Tumore im Gehirn entdeckt. Er starb, ohne dass sie sich wirklich voneinander verabschieden konnten: „Der Schmerz zu wissen, bald ist er nicht mehr da, war zu groß“.
    Der Tierfilmer Andreas Kieling wusste bereits als Kind, dass er die Welt bereisen wollte, doch dass dies in seiner sozialistischen Heimat unmöglich sein würde. Also bereitete er im Sommer 1976 die Flucht aus der DDR vor und setzte damit sein Leben aufs Spiel. Eine Kugel traf ihn an der Grenze zu Österreich in den Rücken, doch er konnte sich ans Ufer der Donau retten: „Nachdem ich geflüchtet war, hat sich mein Leben komplett gedreht.“ Die Kugel, die ihn damals getroffen hat, besitzt er bis heute. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 15.07.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1002 (90 Min.)
    Ob Autos, laute Nachbarn oder Partyböller – der Lärm in unserem Alltag strapaziert oft unsere Nerven. Wenn der Krach dann auch noch zum Dauerzustand wird, kann dieser ernste Folgen haben und krank machen. 20 Prozent der Menschen in Europa sind laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur langfristig Lärm ausgesetzt, der ihre Gesundheit beeinträchtigt. Die Folgen sind oft beträchtlich: Schlaganfall, Herzinfarkt oder entstehende Konzentrationsprobleme bei Kindern sind nur ein Teil davon. Auch psychische Erkrankungen drohen. Häufig ist es der Verkehrslärm, der zur großen Belastung wird. War es früher nur eine kleine Landstraße, die neben dem eigenen Haus verlief, finden sich manche Menschen inzwischen neben einer großen Zufahrtstraßen wieder – Martinshorn und nächtliche Autoraser inklusive.
    Auch in vielen Berufen kann man dem hohen Lautstärkepegel nicht entfliehen, etwa in der Schule oder auf dem Bau. Andere Menschen leiden unter heftigem Tinnitus, der sie an den Rand der Verzweiflung bringt. Wie gehen wir mit Lärm um? Wann wird uns der Krach zu viel? Und wie können wir darauf reagieren? „Lärm, Krach, Radau – wie viel halten wir aus?“, das ist das Thema am 22. Juli 2022 bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Stille kennt Shirin Soraya nicht – seit fast 16 Jahren hat die Schauspielerin einen Tinnitus. Tagaus, tagein wird sie von dem nervenaufreibenden Geräusch begleitet, das sie zur Verzweiflung trieb: „Ich konnte nicht mehr schlafen, ich konnte überhaupt nichts mehr machen. Ich habe nur gedacht: Das muss weggehen!“ Nachdem zahlreiche Therapien keine nachhaltige Besserung brachten, hat sie gelernt, den Tinnitus als guten Freund zu betrachten.
    Das Backsteinhaus von Rosi Schneider könnte ein idyllischer Ort sein, wären da nicht die Züge. Rund 250 Eisenbahnen brettern täglich an dem Grundstück im Mittelrheintal vorbei. Mittlerweile plagen die Rentnerin etliche gesundheitliche Probleme, die sie auf den Lärm zurückführt. Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht: „Man hat einfach das Gefühl, dass das nicht wahr sein kann. Der Staat müsste seine Bürger ja eigentlich vor Lärm schützen.“
    Kauen, Schlucken, Tütenrascheln: Es sind alltägliche Geräusche, die Denise Dachs quälen. Seit ihrer Kindheit leidet sie an einer extremen Geräuschempfindlichkeit. Wenn es zu viel wird, reagiert sie mit Tics: „Ich habe Kopfzucken, ich schnipse und dann fang ich auch an mit Treten.“ Manchmal wird die junge Frau sogar ohnmächtig oder muss sich erbrechen. Verständnis haben nur wenige Menschen in ihrem Umfeld, und erst seit kurzem weiß sie, was sich hinter ihrem Leiden verbirgt.
    Wummernde Bässe waren lange Zeit ein wichtiger Teil im Leben von Jan-Eric Kaiser. Als Techno-DJ beschallte er über 15 Jahre lang sich selbst und das Partyvolk in Clubs: „Es wurde immer intensiver und länger – und der Preis wurde höher. Man brauchte von Montag bis Mittwoch, um sich körperlich davon zu erholen.“ Heute hat er dem exzessiven, lauten Partyleben den Rücken gekehrt und als Yogalehrer die Stille für sich entdeckt.
    Grölen, kreischen, pöbeln – wenn in der Heidelberger Altstadt gefeiert wird, ist für Christoph Egerding-Krüger an erholsamen Schlaf nicht zu denken. „Kein Wochenende mehr ohne diese ausufernden Partys. Das ist wie Ballermann“, klagt der pensionierte Schulleiter. „Ich bin kein Spießer. Wenn man aus dem Rheinland kommt, dann versteht man es zu feiern“, sagt er. Doch dieser Radau geht ihm zu weit. Darum kämpft er seit Jahren mit einer Bürgerinitiative für mehr Ruhe.
    Prof. Marc Schönwiesner weiß, welche verheerenden Folgen Lärm für uns haben kann. Der Neurobiologe von der Universität Leipzig erforscht, wie wir Geräusche wahrnehmen und was sie in uns bewirken. Was als Lärm empfunden wird, ist mitunter sehr unterschiedlich: „Da geht es nicht um die Lautstärke, sondern um die Qualität und Beschaffenheit.“ Ein lauter Wasserfall wird oft als angenehm empfunden, während das Aneinanderreiben von Metall viele erschaudern lässt. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 22.07.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1003 (90 Min.)
    Schauspieler Charles M. Huber zog dauerhaft in das Heimatland seines senegalesischen Vaters, den er erst als Erwachsener kennengelernt hatte. Doch aus Sehnsucht kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Noureddine Eddoumi war als Kleinkind aus Marokko entführt und an Fremde verkauft worden. Über viele Umwege fand er seine leibliche Familie wieder. Betinas Sohn verließ sie kurz nach seinem 18. Geburtstag. In den Jahren danach belasteten sie Schuldgefühle. Heute teilt sie ihre Erfahrungen in dem Wissen, dass es viele verlassene Eltern gibt. Ein Wunder: Nach 35 Jahren bekommt Reinhard Menzel dank einer neuen Transplantationstechnik sein Augenlicht zurück. Zum ersten Mal blickt er in die Gesichter seiner Enkel. Spätes Happy End: Jasmine und Frank Lenz werden früh Eltern, doch Frank lässt die 16-jährige Jasmine mit dem Kind sitzen. 30 Jahre und zwei Ehen später verlieben sie sich auf der Geburtstagsparty ihrer gemeinsamen Tochter wieder ineinander. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.09.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1004 (90 Min.)
    Unsere Anfänge prägen uns, unsere Persönlichkeit, unsere Werte, unser ganzes Leben. Die Menschen und das Umfeld unserer Kindheit legen den Grundstein für unsere Entwicklung. Doch können wir uns auch davon freimachen? Glück dem, der umsorgt und behütet aufgewachsen ist. Dem nicht nur Liebe, sondern auch Unterstützung, Werte und Förderung in die Wiege gelegt wurden, denn dies ist die beste Basis, um als gestärkte Persönlichkeit ins Leben zu starten und den richtigen Weg zu finden. Während für manche Menschen die eigenen Eltern und Großeltern die größten Vorbilder sind, sie ihnen nachstreben und sie nicht selten sogar in deren Fußstapfen treten, müssen sich andere aus widrigen Umständen herauskämpfen.
    Denn nicht jeder hat eine schöne und liebevolle Kindheit erlebt. Auch negative Erfahrungen prägen, können aber ins Positive gewendet werden. Denn wer Missstände am eigenen Leib erfahren hat, wird nicht selten einen Auftrag darin finden, gegen eben diese anzukämpfen. Sich zum Beispiel als Sozialarbeiter oder Polizistin zu engagieren. Auch wenn es schwerfällt, uns vom Elternhaus abzuwenden, unsere Kindheit abzustreifen, so ist dies oftmals der Weg, der uns prägt, und unsere Persönlichkeit und unseren weiteren Lebensweg stärkt.
    Wie sehr prägt die Kindheit – im Positiven wie im Negativen? Wann ist diese Prägung von Vorteil? Und kann es gelingen, negative Erfahrungen hinter sich zu lassen? „Die Kindheit im Gepäck – wie uns unsere Herkunft prägt“, das ist das Thema am 30. September 2022, bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Die Gäste: Ein Muttersöhnchen nennt sich der Schauspieler und frühere „Disco“-Moderator Ilja Richter selbst.
    Seine Kindheit ist geprägt durch eine dominante Mutter, für die stets die Bühnenkarriere ihres kleinen Jungen im Fokus steht. Auch innerhalb der Familie macht sie kein Geheimnis daraus, wer ihr Lieblingskind ist. „Ich bin von Mutterliebe erdrückt worden“, sagt der einstige Showmaster. Doch diese Nähe und einseitige Bevorzugung wird nicht nur für ihn, sondern auch für seine Geschwister zur Belastung. Leben und Beruf lassen sich bei der Unternehmerin Anita Freitag-Meyer nicht trennen. Bereits als kleines Mädchen flitzt sie auf Rollschuhen durch das Lager der familieneigenen Keksfabrik mit mehreren hundert Mitarbeitern.
    Den Vater erlebt sie als häufig abwesend und gestresst von der Verantwortung. Erst als sie mit Anfang 20 in seine Fußstapfen tritt, kommen sie sich näher. Seine klare Ansage: „Wir spielen hier nicht, ich zeig’ dir, wie Chef sein geht.“ Als „Bachelor“ verteilt Sebastian Preuss rote Rosen, als Jugendlicher schlägt er mit den Fäusten zu. Groß geworden bei einer dreifachen alleinerziehenden Mutter, gerät der Münchner früh an einen falschen Freundeskreis.
    „Es gab damals in Bayern um die 150 Intensivtäter und ich war einer davon.“ Auch nach seinem Knastaufenthalt testet er gerne seine Grenzen aus. Bis der Kickboxer nach einem Motorradunfall alles verliert und sich mit Hilfe seiner Mutter zurück ins Leben kämpft. Von ihren leiblichen Eltern wird Susann Rek als Kind misshandelt. Dann die unerwartete Rettung: Sie und ihre zwei Schwestern werden in ein Heim gebracht, das Nonnen leiten. Dort erlebt sie erstmals Geborgenheit – und alle Drei werden zu einer liebevollen Pflegemutter vermittelt.
    „Diese Erinnerungen sind wärmend.“ Rek schafft es, eine Model-Karriere zu starten und heute erfolgreich ein Unternehmen in der Beauty-Branche zu führen. Trotzdem sind Verlustängste geblieben. Als Erbin des Pharmakonzerns Schwarz wächst Paula Schwarz in einem goldenen Käfig auf. Als Kind besucht sie 14 verschiedene Schulen, als Jugendliche leidet sie an massiven Essstörungen. Mit 18 unterzeichnet sie auf Druck ihrer Eltern Papiere, die sie nicht versteht: „Ich habe quasi meine Entmündigung unterschrieben.“ Dann bricht Schwarz mit der Familie und gründet eine eigene.
    Sie beschließt ihren eigenen Weg zu gehen und will heute ihr Vermögen einsetzen, um die Welt etwas besser zu machen. Bei dem Gepäck der Kindheit geht es immer wieder um das Urvertrauen. Das bekommen wir in der frühesten Kindheit – oder dort eben nicht, weiß Prof. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello: „Die ersten zwei Jahre sind für das Urvertrauen extrem wichtig.“ Wie die Herkunft uns prägt, entscheidet auch darüber, welchen Umgang wir mit unseren eigenen Kindern finden, betont die Psychologin. Unsichere und ambivalente Bindungsstile würden auch vererbt: „Wir geben das weiter, worin wir geübt sind. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.09.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1005 (90 Min.)
    Es gibt Dinge im Leben, die schreiend ungerecht erscheinen. So sind immer wieder Gerichtsurteile für Beteiligte schwer nachvollziehbar, selbst wenn sie rechtens sind. Warum kommt etwa der Mann, der seine eigene Frau krankenhausreif prügelt, mit einer Bewährungsstrafe davon, während sie noch jahrelang mit den körperlichen und seelischen Folgen der Attacke zu kämpfen hat? Ähnlich ergeht es auch dem Ersthelfer, der selbst im Nachgang eines Terrorangriffs ein schweres Trauma erlitten hat und sich nun von Staat und Versicherung alleingelassen fühlt. Wieder andere Menschen müssen für eine Sache haften, an denen sie selbst keine direkte Schuld haben, als Vorgesetzte oder Erziehungsberechtigte aber mögliche Konsequenzen auf sich nehmen müssen. Warum ist Gerechtigkeit so wichtig? Was tun, wenn wir man sich ungerecht behandelt fühlt? Und wie lässt sich Gerechtigkeit wieder herstellen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 07.10.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1006 (90 Min.)
    Aller guten Dinge sind Drei – aber gilt das auch in der Liebe? Ist Liebe immer eine Sache zwischen zwei Menschen oder können Dreier-Konstellationen vielleicht sogar das größere Glück bedeuten? Die Zahl drei ist in vielen Religionen ein Symbol für Vollkommenheit und auch in der Musik gilt der Dreiklang als besonders harmonisch. Im Alltag sagt man „Aller guten Dinge sind Drei“. Aber „Liebe zu Dritt“ – das gilt oft noch als Tabu. Die „Ménage-àtrois“ klingt sündig, der „flotte Dreier“ schmutzig.
    Sind das nur aus der Zeit gefallene Klischees? Ist es nicht vielmehr so, dass ein dritter im Bunde die Beziehung bereichern, sie ausgleichen und harmonisieren kann? Es gibt sie, die festen Dreierbeziehungen, in der sich drei Menschen auf gleichberechtigte Art und Weise lieben. Und es gibt die Paare, die ihr Schlafzimmer für eine dritte Person öffnen und ihr Liebesleben so bereichern. Doch nicht jedes Trio funktioniert, eine Dreiecksbeziehung scheint so fragil zu sein wie ein Mobile: Kann sein, dass sich eine oder einer der Partner:innen plötzlich als Anhängsel empfindet, als Störenfried oder drittes Rad am Wagen – dann zum Beispiel, wenn die Liaison eine heimliche ist, von der nicht alle Beteiligten wissen.
    Wenn sich einer umsonst danach sehnt, den Alltag mit dem oder der Geliebten zu teilen, während andere einen Betrug aufdecken, der ihr Vertrauen erschüttert. Die Liebe zu dritt bringt einige Herausforderungen mit sich, und doch öffnen immer mehr Menschen ihre Beziehung, weil sie an der Monogamie zweifeln.
    Wie geht es denen, die sich als Zaungäste in fremde Schlafzimmer wagen? „Drei ist keiner zu viel?“, das ist das Thema am 14. Oktober 2022, bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Die Gäste: „Guten Tag, es tut mir leid, aber wissen Sie eigentlich, dass Ihr Mann gerade mit meiner Frau schläft?“. Nach diesem anonymen Anruf fällt Petra Nagel in ein Loch. Wie lange ihr Lebensgefährte ein Doppelleben geführt hat, weiß die Journalistin bis heute nicht. Ein bis zwei Jahre vermutet sie.
    Dabei hatten sich die beiden Offenheit und Ehrlichkeit versprochen. Der Vertrauensbruch wog schwer: „Ich habe lange gebraucht, um aus diesem Tief wieder rauszukommen. Ich hatte das Gefühl, ewig.“ Viele Frauen, die Kevin als Callboy buchen, sind liiert oder verheiratet. Er ist der heimliche Dritte – und sie sprechen lieber mit ihm über ihre sexuellen Wünsche als mit ihren Partnern. Als Highclass-Escort nimmt Kevin 500 Euro für zwei Stunden. Seiner Erfahrung nach erwarten die Frauen aber gar keine Höchstleistungen im Bett, sondern suchen die Aufmerksamkeit, „die Zuneigung eines Mannes, der sie mal in den Arm nimmt und streichelt, sodass sie sich wieder als Frau fühlen.“ Die Pflege ihres Mannes, der seit einer Hirnblutung schwer behindert ist, brachte Karin Schorr an ihre Grenzen.
    Nach fünf Jahren Aufopferung und Verzicht war Karin in einer tiefen Lebenskrise. Bis ihr eine Kontaktanzeige, auf die sie antwortete, ein neues Glück eröffnete. Heute lebt sie mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Mann unter einem Dach.
    Die Dreier-Konstellation ist ein Gewinn für alle: „Bei uns ist wieder Leben ins Haus gezogen. Jeder gibt was von sich ab. So funktioniert es.“ Seit sechs Jahren schon führen Marco, Marcel und Michel, die in der Steiermark auf dem Land wohnen eine Beziehung zu dritt. Marco und Marcel waren schon vier Jahre verheiratet, als sie sich beide gleichzeitig in Michel verliebten. Aus der Eifersucht haben sich die drei Männer herausgearbeitet, sie führen nach eigener Aussage ein „biederes Standardfamilienleben“.
    Jeder von ihnen sagt: „Ich kann mir kein Leben ohne die beiden anderen mehr vorstellen.“ Eine Ménage à trois in Paris – das klingt filmreif: Als junge Studentin stürzte sich die Deutsche Ullie Bobin in ein Abenteuer mit dem Künstler Jean-Claude Bobin und seiner Geliebten Regine. „Man kann zwei oder mehrere Menschen gleichermaßen lieben“, stellt sie fest: „Aber man kann nicht mit ihnen zusammenleben.“ Ullie Bobin heiratet einen anderen Mann, will endgültig einen Schlussstrich unter die Affäre mit dem Maler ziehen, doch Jahrzehnte später holt die Vergangenheit sie ein.
    Einen Dritten oder eine Dritte wollen die Menschen eigentlich nicht in ihre Beziehung einbeziehen. „Die meisten reagieren darauf panisch, denn das erschüttert erst einmal das Urvertrauen“, sagt der Psychotherapeut Dr. Mathias Jung. Es bedürfe dann vieler vertrauensbildender Maßnahmen, um die Beziehung zu retten. Allerdings: Wenn Paare sich dadurch weiterentwickeln, sei das besser als sich in sprachloser Routine einzuigeln: „Ich rate dazu, auch mal was zu wagen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.10.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1007 (90 Min.)
    Ob steigende Lebensmittel-, Strom- oder Gaspreise – das Leben in Deutschland wird zunehmend teurer. Die finanziellen Sorgen sind bei vielen groß. Während einige weich fallen, sind andere Menschen und Unternehmen in ihrer Existenz bedroht. Für immer mehr Menschen reicht das Geld kaum noch zum Überleben. Sei es, weil ihre Rente zu gering ist oder sie Hartz IV beziehen. Aber selbst manchen Menschen aus dem Mittelstand reicht das ihnen zur Verfügung stehende Geld kaum noch, um ihre Miete zu zahlen und ihre Familie zu versorgen. In vielen Betrieben geht die Angst vor Schließung um. Biomärkte, Metzger oder Bäckereien kommen häufig immer schwerer über die Runden. Die Bundesregierung versucht mit milliardenschweren Entlastungspaketen gegenzuhalten, aber ob dies die abnehmende Kaufkraft und die hohen Energiepreise genügend abfedern kann, ist ungewiss. Wie gehen die Menschen mit den steigenden Kosten um? Was bedeutet es, wenn das Geld einfach nicht mehr zum Leben reicht? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.10.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1008 (90 Min.)
    Lähmende Hilflosigkeit, ein Gefühl der Ohnmacht – wenn wir in eine Falle geraten, dann gibt es scheinbar kein Entkommen. Meist scheint es uns selbstverständlich, unser Leben frei zu gestalten, doch manchmal stoßen wir an Grenzen. Verfangen uns in inneren oder äußeren Zwängen. In extremen Fällen sitzen Menschen wirklich in der Falle, zum Beispiel wenn sie Opfer einer Geiselnahme oder einer Entführung werden. Den Tätern ausgeliefert, bangen sie um das eigene Leben. Auch wer in die Fänge einer Sekte oder einer extremistischen Gruppe gerät, ist ohnmächtig und fremdgesteuert.
    Leben, Handeln und Denken sind dann bestimmt von den Glaubenssätzen und Überzeugungen der Gruppe. Andere sind von den Stimmen in ihrem Kopf eingenommen, die ihr Leben prägen und beschränken wie auch eine Suchterkrankung, der man ohne professionelle Hilfe kaum entkommt. Wieder andere erleben Unfreiheit im Zwischenmenschlichen. Beispielsweise in einer toxischen, gewalttätigen Beziehung, in Beziehungen zu narzisstischen oder egoistischen Menschen.
    Meist erkennen Betroffene irgendwann, dass ihnen die Beziehung nicht guttut und finden dennoch keinen Ausweg. Wie leicht geraten wir in die Fänge anderer? Wie schnell stecken wir in einem Sog, aus dem wir kein Entkommen finden? Und was brauchen wir, um uns zu befreien? „In die Fänge geraten“, das ist das Thema am 28. Oktober 2022, bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ. Die Gäste: Zu Eltern und Geschwistern hat Alexander Gutbrod keinen Kontakt mehr, seit er den Zeugen Jehovas den Rücken gekehrt hat. Doch viele Jahre war deren Weltanschauung für ihn normal.
    Je älter er wurde, desto mehr zweifelte er und fühlte sich als schwuler Mann in den strengen Strukturen lebendig begraben. Sein Outing war für Gutbrod ein Befreiungsschlag – wenn auch ein schmerzhafter: „Ich will andere zum Ausstieg ermutigen trotz des Abgrundes, der vor einem liegt“, so das Model. Dass sie sich aus den Fängen ihres gewalttätigen Mannes befreit und sich von ihm trennt, wird für Loredana Galeoto nach 27 Jahren Ehe-Martyrium beinahe zum Todesurteil.
    Trotz Kontaktverbot verfolgt und stalkt er sie. Ende 2018 passt er sie in einem Laden ab und rammt ihr ein Messer in den Nacken. Seitdem sitzt die Schweizerin im Rollstuhl. Sie wird sich weiter durchs Leben kämpfen: „Ich habe bitter bezahlt, trotz allem fühle ich mich befreit.“ Dass sie sich in den Fängen des Alkohols befindet, wurde Sabine Sitte immer wieder vor Augen geführt, auch ihre Kinder konfrontierten sie mit ihrem Trinkverhalten. Vor der Familie versteckte Sabine Sitte deshalb Getränke, und Feiern verließ sie früh, um zuhause alleine weiterzutrinken.
    Vor drei Jahren schaffte sie endlich den Absprung. Doch das Rückfallrisiko ist hoch, weil Alkohol in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist: „Meine Trigger sind emotionale Situationen, die mich überfordern.“ „Eva“ und „Demian“ – so heißen die unsichtbaren Begleiter der Studentin Anna Kunze. Seit ihrer Teenagerzeit hört sie Stimmen im Kopf. Erst viel später dann die die Diagnose „Schizophrenie“. Vor allem die weibliche Stimme mit ihren gehässigen Kommentaren und lebensbedrohlichen Befehlen macht Anna Kunze Angst.
    Doch mithilfe von Therapien und Medikamenten lernt sie, mit der Krankheit umzugehen. Stützen sind für sie auch ihre Kunst – und ein dreibeiniger Kater. Der Österreicher Alexander Lappi setzt sich für den früheren Lebensgefährten seiner Mutter ein, mit dem er aufwuchs, denn Roman Garber sitzt wegen Drogenschmuggels in der kolumbianischen Metropole Cartagena im Gefängnis. Als angeblich Begünstigter eines britischen Fonds wurde er per Mail von Unbekannten kontaktiert.
    Doch statt der versprochenen 10,5 Millionen Dollar geriet der Rentner in die Fänge von Kriminellen. Nun drohen ihm 20 Jahre Haft. In die Fänge zu geraten und damit unfrei zu sein, sei „das Gegenteil von Exploration, im Sinne von Welt und Leben entdecken“, erklärt der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Christian Firus. Nicht jeder, der eine bedrohliche Situation erlebt, wird traumatisiert, betont der Experte. Manchen Betroffenen gelinge es, das Geschehene aufzuarbeiten. Andere funktionieren, bis sie in Sicherheit sind, und brechen erst dann zusammen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.10.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1009 (90 Min.)
    Manchen Menschen scheint alle zu gelingen, während andere vom Pech verfolgt sind. Für Shary und Linda Reeves kam erst die Flut im Ahrtal, dann die Absage ihrer Hochzeitsfeier wegen der Pandemie. Doch sie trotzen dem Auf und Ab des Lebens. Beate Flanz ist seit einem Unfall halbseitig gelähmt. Dennoch überquerte sie mit ihrem Liegerad die Alpen. Krankheiten, Pech mit Männern, der Verlust ihrer Eltern, geerbte Schulden: Claudia Holm scheint das Unglück anzuziehen. Doch sie versucht, optimistisch durchs Leben zu gehen. Ein unterfordernder Beruf und Gewalt in der Ehe stürzten Mario Geldner in eine tiefe Krise. Als seine Situation zu eskalieren drohte, zog er die Reißleine und lebt nun seine Träume. Patrick Bermüller wuchs unter schwierigen Umständen auf. Halt und Rettung fand er schließlich in einer Pflegefamilie. Für den Lebenskunst-Experten Wilhelm Schmid lassen sich die negativen Seiten des Lebens weder verdrängen noch verklären. Auch ein Leben voller Rückschläge kann erfüllend sein. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.11.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1010 (90 Min.)
    Drohen Dialekte auszusterben oder erleben sie in Wahrheit eine Renaissance? „Mr. Berlinale“ Dieter Kosslick wird wegen seines Dialekts häufig angesprochen: „Jo Kerle, wo hasch denn dein rote Schal?“ Als Best Agerin bei Germany’s Next Topmodel mischt Lieselotte Reznicek Sächsisch mit Berlinerisch und bleibt ein authentisches Original mitten im aufgeregten Showbusiness. Früher war Lukas Staier alias Cossu sein Dialekt eher unangenehm. Heute ist er bei „Verstehen Sie Spaß?“ und lernt neben Badisch weitere Dialekte. Als „Kittelschürze der Nation“ wurde Alice Hoffmann alias Hilde Becker zur Kultfigur. Was viele nicht wissen: Alice Hoffmann ist gar keine Saarländerin. Der Syrer Khalil Khalil hat nach seiner Flucht nicht nur hervorragend deutsch erlernt, er beherrscht auch Dialekte wie Badisch und Schwäbisch. Dahinter steckt harte Arbeit. Wann ist Dialekt angesagt und wann wird er als peinlich empfunden? Das erklärt der Dialektforscher Hubert Klausmann. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.11.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1011 (90 Min.)
    Ob Magie, Geister oder Hexerei – übersinnliche Phänomene faszinieren viele Menschen. Schauspielerin Xenia Seeberg ist überzeugt, wiedergeboren zu sein. Durch Meditation und Hypnose hat sie Kontakt zu ihren früheren Persönlichkeiten aufgenommen. Nach einer schweren Tumordiagnose begibt sich der ehemalige Snowboard-Profi Thomas Bruckner auf eine weltweite Suche nach Heilung durch Menschen, die behaupten, sie hätten außergewöhnliche Fähigkeiten. Unzähligen UFO-Sichtungen ist der Journalist Andreas Müller in den vergangenen Jahren nachgegangen – mit erstaunlichen Resultaten. Silvia Fink-Eisinger kommuniziert täglich mit ihrer verstorbenen Tochter. Was zunächst Grund für starke Selbstzweifel war, sieht sie heute als Geschenk. Von klein auf hat Leonie Arnold immer wieder übersinnliche Visionen. Als sie in ein altes Bauernhaus zieht, ahnt sie nicht, dass es dort spuken könnte. Die Soziologin Ina Schmied-Knittel erforscht paranormale Erfahrungen und versucht, sie messbar zu machen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.11.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1012 (90 Min.)
    Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland ist hoch. Anfang des Jahres hatten laut Wohnungslosenbericht der Bundesregierung 263.000 Menschen keine Wohnung. Der Großteil von ihnen kommt in Notunterkünften oder Heimen unter, andere sind verdeckt wohnungslos und schlafen bei Freunden oder Verwandten. Rund 37.400 Menschen leben obdachlos auf der Straße. Hinter diesen Zahlen stehen Einzelschicksale, aber auch ein sozialer Skandal. Menschen, die auf der Straße leben, sind oft durch das gesellschaftliche Raster gefallen und vom System abgehängt. Häufig ist es nur ein kleiner Auslöser, der die Menschen aus der Bahn wirft und ihre bürgerliche Existenz beendet: Jobverlust, Scheidung oder Krankheit sind nur einige der vielfältigen Gründe.
    Und wer einmal auf der Straße gelandet ist, findet meist nur schwer den Weg zurück. Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum, an Hilfsangeboten und an sozialer Zuwendung. Hinzu kommt ein gesellschaftliches Stigma. Schnell werden Obdachlose vorverurteilt, ihr Absturz wird nicht selten selbstverständlich ihrem eigenen Verschulden zugeschrieben. Menschen, die auf der Straße leben, scheinen oft unsichtbar für ihre Mitmenschen. Dabei ist das Leben auf der Straße ein Überlebenskampf, besonders jetzt in der kalten Jahreszeit. Wie geht es obdachlosen Menschen? Was bewegt sie, was brauchen sie? Und wie kann ein Weg zurück gelingen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.11.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1013 (90 Min.)
    Ob man will oder nicht, das Leben ist endlich. Umso mehr stellt sich für jeden Menschen die Frage, wie man mit der verbleibenden Zeit umgeht. Wenn Menschen jung sind, erscheint die Lebenszeit nahezu unendlich. Doch mit zunehmendem Alter stellen viele fest, dass die Zeit regelrecht davonrast. Während manche an diesem Umstand fast verzweifeln, genießen andere ganz bewusst das Alter oder wagen sogar einen späten Neuanfang. Anders ist es bei jungen Menschen, die wegen einer tödlichen Krankheit nur noch eine geringe Lebenserwartung haben. Für sie und ihre Liebsten ist der Umgang mit der verbleibenden gemeinsamen Zeit oft schwierig und doch umso wichtiger. Manche Menschen planen ihre eigene Beerdigung samt Trauerfeier. Andere wollen sich nicht mit der Tatsache abgeben, dass ihr Leben endlich ist, und wollen sich in Stickstoff konservieren lassen, in der Hoffnung, in der Zukunft wieder aufgetaut zu werden. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.12.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1014 (90 Min.)
    Alltagsheld:innen wie Julia Stemberger stehen ihren Mitmenschen ganz selbstverständlich zur Seite. Die Schauspielerin lebt mit einer ukrainischen Ärztin und deren Tochter unter einem Dach. Ayleen Holz rettete einen Mann aus dem Gleisbett. Dabei wurde sie selbst von einem Güterzug erfasst und verlor ihren Unterschenkel. Carola Weidemann ist Pferdetrainerin und schenkt gemeinsam mit ihrem Therapie-Pony Pumuckel alten und kranken Menschen glückliche Momente. Thomas Schaberger hätte ein Herzinfarkt fast das Leben gekostet. Das verhinderte eine couragierte Ersthelferin, die ihn 15 Minuten lang reanimierte. Hilmar Ullrich rettete mit seiner Dorfgemeinschaft eine fast 100-jährige Bäckerei. Heute wird sie durch eine Genossenschaft aus knapp 800 Dorfbewohner:innen betrieben. Dieter Frey forscht seit Jahren zu den Themen Zivilcourage und dem Verhalten von Menschen in Gruppen. Er ist überzeugt, dass Altruismus und Engagement erlernbar sind. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.12.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1015 (90 Min.)
    Wir lieben oder wir hassen sie. Familie ist für viele Menschen das Größte und Wichtigste auf der Welt. Für andere verkörpert sie das Grauen schlechthin und ist kaum zum Aushalten. Es gibt Familie, die nach einem schweren Schicksalsschlag besonders eng zusammenrücken – wie etwa bei dem plötzlichen Tod eines Familienmitglieds. In anderen Fällen reißt der Vorfall diesen speziellen Bund regelrecht auseinander. Dabei kann gerade in schweren Zeiten der Kreis der Engsten viel Halt und Geborgenheit geben. Für einige geht der Zusammenhalt so weit, dass sie gemeinsam in ein Mehrgenerationenhaus einziehen, um sich gegenseitig zu unterstützten und mehr Zeit miteinander verbringen.
    Aber nicht für jeden ist Familie mit Glück und Harmonie verbunden. Ständige Streitereien und Konflikte nehmen zwischen manchen Verwandten so überhand, dass sie den Kontakt zueinander abbrechen. Und doch nähern sich viele im Laufe der Jahre wieder an. Anders geht es Menschen, die von einem Familienmitglied schwere Traumata zugefügt bekommen und bis heute unter diesen leiden. Was bedeutet Familie für uns? Wie gelingt uns eine funktionierende Beziehung? Und was ist, wenn wir mit unserer Familie nichts zu tun haben wollen? „Familie – wie halten wir das nur aus?“, das ist das Thema am [ …] bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Die Gäste:
    Nahezu ihre gesamte Kindheit und Jugend wurde Carina Beckmann von ihrem eigenen Großvater missbraucht. Niemand in ihrer Familie hat sie beschützt. Erst durch die Gründung einer eigenen Kernfamilie hat die 33-jährige Studentin den Wert von Familie zu schätzen gelernt. „Mittlerweile weiß ich, was es heißt, sich aufeinander verlassen zu können und immer füreinander da zu sein.“ Nach rund zehn Jahren im fernen Kambodscha hat Benjamin Prüfer mit seiner Familie eine Entscheidung getroffen: Zurück nach Deutschland und zurück zu seinen Eltern. Heute lebt der 43-Jährige in einem Mehrgenerationenhaus in Darmstadt. „Früher dachte ich, bei den eigenen Eltern einzuziehen, sei eine Niederlage. Heute weiß ich: Die viele gemeinsame Zeit ist gut für alle.“
    Jahrzehntelang lag ein dunkles Geheimnis über der Familie von Silvia Hess-Pauli. Als sie schließlich erfährt, dass ihr Großvater ein KZ leitete, bricht für sie eine Welt zusammen. „Es hat mich wirklich umgehauen, da hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Da war so eine unglaubliche Wut in mir.“ Doch ab diesem Zeitpunkt bekommt ihr Leben eine völlig neue Richtung. Nach einer schweren Infektion fiel der Bruder von Anne Böhm ins Koma. Er überlebte knapp, ist querschnittsgelähmt und muss rund um die Uhr gepflegt werden. Die 30-Jährige ist daraufhin mit ihrem Bruder zusammengezogen. „Es gibt Tage, an denen ich mir denke, das ist alles zu viel. Aber für mich ist es selbstverständlich, dass ich jetzt mit meinem Bruder zusammenlebe.“
    Wie es sich anfühlt, wenn die Übergabe eines Familienunternehmens an die nächste Generation nicht gelingt, weiß Oliver Schindler, Nachkomme des Süßigkeitenherstellers Ragolds. Als sich der 57-Jährige vom Familienbetrieb abwandte und ein eigenes Unternehmen großmachte, kam es zum Kontaktabbruch. „Je erfolgreicher ich wurde, desto mehr Feind wurde ich für meinen Vater.“
    Viele Menschen haben laut Diplompsychologin Ursula Nuber ein ambivalentes Verhältnis zur eigenen Familie. Denn neben Freude und Gemeinschaft herrschen meist auch große Erwartungen und Spannungen. „Familie ist für die meisten Menschen ambivalent. Das liegt zum einen an den Erfahrungen und zum anderen an den Erwartungen, die wir haben.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.12.2022SWR Fernsehen
  • Folge 1016 (90 Min.)
    Wie wir Weihnachten feiern Wie feiern Menschen Weihnachten? Oswin Nitschke beleuchtet sein Haus alljährlich mit bis zu 100.000 Lampen – trotz hoher Stromkosten. Comedy-Star Désirée Nick dekoriert ihr Haus aufwändig und lädt an Heiligabend Kolleg:innen zum Feiern ein. Andreas Altmann wurde als Kind vom Vater regelmäßig mit dem Stock verprügelt. An Weihnachten gab es immer Krach. Heute ignoriert der Reisejournalist das Fest. Seitdem sich Miriam Schwagers Bruder am ersten Weihnachtstag das Leben nahm, liegt ein Schatten auf ihrem Leben. Obwohl es ihr schwerfällt, versucht sie mittlerweile wieder bewusst Weihnachten zu feiern. Alex Lohny rief nach seiner Flucht aus Libyen eine Suppenküche für Bedürftige ins Leben und lernte dort seine große Liebe Claudia kennen. Seither steht das Paar gemeinsam an der Essensausgabe – auch an Heiligabend. Warum das Feiern von Weihnachten nur noch wenig mit Religion zu tun hat, weiß der Kulturanthropologe Gunther Hirschfelder. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.12.2022SWR Fernsehen

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