2022, Folge 980–998

  • Folge 980 (90 Min.)
    Warum fällt Veränderung so schwer? Auf der einen Seite wünschen sich viele Menschen Neues und Aufbruch, auf der anderen Seite zögern die meisten und schieben Entscheidungen vor sich her. – Doch worauf warten? Meist läuft das Leben lange in geregelten Bahnen. Der Alltagstrott wird zur Selbstverständlichkeit und Gewohntes stellt man nicht in Frage. Doch wenn sich plötzlich Ernüchterung breit macht, wachsen schnell Zweifel, ob der eingeschlagene Weg wirklich der richtige ist: Erfüllt mich mein Job, bei dem ich seit 20 Jahren arbeite? Bin ich in meiner langjährigen Ehe noch glücklich? Wollte ich nicht eigentlich schon immer in den Süden auswandern? Häufig werden diese Gedanken dann wieder verdrängt – teils aus Angst, teils aus Bequemlichkeit.
    Doch bei manchen Menschen wird der Ruf nach Veränderung immer drängender. Sie haben es satt, Wünsche und Träume weiter auf die lange Bank zu schieben. Sie wagen den Schritt ins Ungewisse. Manchmal braucht es dafür nur den sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Für andere führt ein einschneidendes Erlebnis zum Umdenken: Wie eine Krankheitsdiagnose, die einen neuen Blick aufs Leben gibt und dazu führt, dass man jeden Moment bewusst genießen möchte, bevor es zu spät ist.
    Doch kann man überhaupt immer so leben als wäre es der letzte Tag? Und wie findet man den Mut für einen Neuanfang? Die Gäste: Nach 30 Jahren im Politikbetrieb fasste Ute Vogt den Entschluss, dem Bundestag den Rücken zu kehren. Es war ein Vollzeitjob, bei dem das Privatleben zwangsläufig auf der Strecke blieb. Mit Mitte Fünfzig dann der Entschluss, sich auf zu neuen Ufern zu machen – seit kurzem lebt die gebürtige Heidelbergerin an der Ostsee: „Diesen Wunsch, eines Tages am Meer zu leben, verspürte ich schon als Kind.“ Felix Gatzka und Sarah, seine beste Freundin aus Kindheitstagen, hatte es hingegen immer schon in die Berge gezogen.
    Als Sarah die Diagnose ALS erhielt, gab Felix ihr das Versprechen, weiterhin mit ihr Bergtouren zu unternehmen, selbst wenn er sie tragen müsste, und sie zum Lachen zu bringen. „Das wurde nicht einfacher mit dem Fortschreiten der Krankheit“, so der 30-Jährige, „aber ich habe mich bis zuletzt daran gehalten.“ Als Anna Manon Schimmel zunehmend unglücklich in ihrer Ehe war, wollte sie nicht länger warten und trennte sich – obwohl ihre Tochter zu dem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt war.
    Seither geht sie in ihrem Beruf als Pfarrerin voll auf. Ihre Tochter sieht sie jedoch nur jedes zweite Wochenende. „Natürlich heult man Rotz und Wasser und natürlich fragt man sich anfangs auch immer wieder: War das richtig? Trotzdem war die Entscheidung eine Befreiung.“ Mit seinen 13 Jahren weiß Miguel Gaspar schon ganz genau, dass er überhaupt keine Zeit verlieren möchte, um seinen Traum zu leben: Miguel möchte Schlagerstar werden und gibt dafür alles.
    Er sang bereits mit Vanessa Mai und Florian Silbereisen, moderierte eine Radiosendung und erhielt einen Plattenvertrag. „Worauf soll ich noch warten?“, fragt der angehende Stern am Schlagerhimmel keck, „meine Zeit ist genau jetzt!“ Dass es irgendwann zu spät sein kann, musste Arne Carstens erfahren. Für die Arbeit in der Modebranche schoben er und seine Frau ihre Träume immer weit auf, bis Gabi an einem bösartigen Gehirntumor starb und den heute 73-Jährigen allein zurückließ: „Wieso hat man uns nicht gegönnt, unseren Lebensabend-Traum zu leben? Ich fühlte mich nach ihrem Tod vom Leben betrogen, dass man mir nicht diese Chance gegeben hat.“ Jeder trägt seine Sehnsüchte in sich, weiß Ursula Nuber.
    Für die Psychologin und Psychotherapeutin ist klar: Wer sein Leben lang Dinge aufschiebt, wird im Alter damit hadern und verbittert werden. Aber sie sagt auch, dass das Aufschieben ein kreatives Potential in sich birgt: „Wenn man sich ein wenig Zeit lässt, seine Träume zu realisieren, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Dinge auch gelingen und wirklich glücklich machen.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.01.2022SWR Fernsehen
  • Folge 981 (90 Min.)
    Ob eine alte Affäre, ein unverarbeitetes Trauma oder eine eigentlich längst verheilte Erkrankung – die Vergangenheit lässt sich oft nicht einfach abschütteln. Stattdessen wirft sie einen langen Schatten und bestimmt unser Handeln bis in die Gegenwart. Manche Erlebnisse verfolgen uns ein Leben lang. Sprichwörtlich am eigenen Leib erlebt dies der Aussteiger aus einer Terrororganisation, der als Whistleblower noch viele Jahre lang um sein Leben fürchten muss. Bei anderen ist es ein dunkles Familiengeheimnis, das plötzlich ans Licht kommt und alles auf den Kopf stellt.
    Es gibt auch jene Menschen, die schwer erkrankt sind und bis heute unter den Langzeitfolgen leiden. Ein ganz anderes Problem hat der stolze Hausbesitzer, auf dessen Grundstück eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde und dem nun der Abriss seines Neubaus droht. Manchmal ist es aber auch der alte Liebhaber, der plötzlich vor der Tür steht und längst vergessene Gefühle hervorruft. Warum können wir die Vergangenheit manchmal so schwer ruhen lassen? Wie bestimmt sie unser Leben? Und wie gelingt es, ihren langen Schatten loszuwerden? Die Gäste: Vor einigen Monaten holte die Vergangenheit Elfriede Moder-Frei ein.
    Aus den USA erreichte sie die Nachricht, dass Überreste ihres seit 1983 verschollenen Bruders Rudolf gefunden worden waren. Dieser war von einer Tour durch die Rocky Mountains nicht mehr zurückgekehrt. „Ich hatte gehofft, ihn nun bestatten und so das Kapitel schließen zu können“, sagt die 64-Jährige.
    Doch das FBI gibt die Überreste nicht frei – und wieder lebt die ehemalige Lehrerin im Ungewissen. Jahrzehntelang führte Maik Handlos ein filmreifes Doppelleben. Vordergründig war er ein treuer Familienvater und Bankangestellter, im Geheimen veruntreute er jedoch Gelder in Millionenhöhe, um seine SM-Sucht zu finanzieren. Bis heute verfolgt ihn die Vergangenheit: „Natürlich weiß jeder, der danach sucht, sofort über meine Geschichte Bescheid.“ Die Familiengeschichte von Nora Hespers ist geprägt von ihrem Großvater, der als Widerstandskämpfer gegen die Nazis gehängt wurde.
    Erst als Erwachsene beginnt sie zu verstehen, wie die Kriegsereignisse auch ihren Vater so stark prägten, dass in der Folge der Kontakt zu ihm abriss: „Es sind Traumata aus seiner Kindheit ausgebrochen und er hatte Verfolgungswahn und Panikattacken.“ Nach mehr als 15 Jahren näherten sich die beiden schließlich wieder an. Sandra Hlusiak war eine kerngesunde junge Frau, bis sie sich mit dem Coronavirus infizierte.
    Es folgte ein langer Leidensweg voller Frust, Rückschläge und Ungewissheit: „Keiner kann mir sagen, wann es mir wieder gut gehen wird. Arbeiten ist immer noch unmöglich.“ Bis heute leidet sie unter Long-Covid und versucht sich in ihr altes Leben zurückzukämpfen. Natalie Barth wurde in die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas hineingeboren und ordnete ihr gesamtes Leben der Sekte unter. Als sie austrat, brach ihre Familie den Kontakt zu ihr ab: „Als meine Mutter starb, durfte ich nicht mal zur Beerdigung und erhielt keinerlei Informationen.“ Das stürzte sie in ein tiefes Loch.
    Bis heute leidet sie unter den Glaubenssätzen, die ihr beigebracht wurden. Professor Dr. Wilhelm Schmid weiß, warum sich die Schatten der Vergangenheit nicht einfach abschütten lassen: „Diese Schatten gehören unweigerlich zu dem Leben und unserer Geschichte dazu. Wir definieren uns darüber, das ist unsere Identität.“ Umso wichtiger ist es für den Philosophen, dass wir die Geschehnisse nicht verdrängen, sondern offen mit diesen umgehen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.01.2022SWR Fernsehen
  • Folge 982 (90 Min.)
    Drogen – das verbinden die meisten mit Heroin, Kokain und Ecstasy, mit Bahnhofsvierteln und zwielichtigen Dealern. Doch Drogen sind alltäglich und finden sich zuhause im Küchenschrank und auf dem Nachttisch. Das Gläschen Wein oder Bier zum Feierabend, der Sekt beim Frühstücksbrunch. Alkohol ist die Gesellschaftsdroge schlechthin. Anerkannt als spaßiges Rauschmittel und selten geächtet in seiner durchaus zerstörerischen Wirkung. Im Gegenteil: Wer in geselliger Runde nicht mit anstößt, der muss sich erklären.
    Alkoholkonsum ist gesellschaftlich anerkannt. Und immer wieder heißt es, dass er im richtigen Maße sogar gesundheitsfördernd sein soll – trinken also mit gutem Gewissen. Doch 1,6 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig, etwa 74.000 Todesfälle werden jährlich durch Alkoholkonsum verursacht. Auch Tabletten begleiten uns durch unseren Alltag: Sei es die Pille gegen Kopf- und Rückenschmerzen oder die Schlaftabletten, um nachts zur Ruhe zu finden. Bei manchen kommen Mittelchen zur Leistungssteigerung hinzu, um den Alltag bewältigen zu können, andere wollen ihrer Libido gezielt auf die Sprünge helfen.
    Schon Kinder erhalten Ritalin und Menschen in Pflegeheimen nicht selten Psychopharmaka. Kann das alles ohne Folgen bleiben? Gehen wir als Gesellschaft zu leichtfertig mit all diesen legalen Suchtmitteln um? Sind Drogen kontrollierbar? Teils notwendig und in Maßen förderlich für Körper und Geist? Oder sind bereits der erste Tropfen und die erste Tablette schädlich und ein gefährlicher Einstieg?
    Die Gäste:
    Markus Majowski scheint als Schauspieler stets auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Und doch begleiteten ihn Drogen seit seiner Jugend. Genauso wie Entzüge und Versuche, dem Kokain zu entrinnen. Die Sucht war immer stärker. „Die Drogen haben mich getröstet“, sagt er heute, aber auch: „Es war ein schleichender Selbstmord.“ Erst, als er aus überraschender Ecke unter massiven Druck gesetzt wurde, gelang ihm der endgültige Ausstieg.
    Auch Tanja Eisele war jahrelang abhängig: Der Alkohol half der Alleinerziehenden, die Einsamkeit erträglich zu machen. Sie funktionierte im Job, funktionierte als Mutter – aber nur mit seiner Hilfe. „Mein Sohn musste früh die Kinderschuhe ausziehen und hat auf mich aufgepasst“, sagt sie. Ihr Sohn Tim Kranksi, der damals als Schulkind ihren Alkoholismus und ihre Stimmungsschwankungen miterlebte, erinnert sich: „Manchmal hatte ich Angst um meine Mutter. Und manchmal hatte ich Angst vor ihr.“
    Christian Rätsch dagegen sieht den Rausch als Geschenk und als etwas, das dem Menschen als Bedürfnis angeboren ist: Als Ethno-Pharmakologe ist er Spezialist für Heilpflanzen. Er selbst kifft, seit er zwölf Jahre alt ist, Cannabis ist sein „täglich Brot“, wie er sagt. LSD und Zauberpilze spart er sich hingegen für besondere Anlässe auf. Er ist davon überzeugt: „Wir brauchen diesen täglichen Kick, um zu funktionieren.“
    Der tägliche Wachkick-Effekt war es, der Özlem Alarslan in die Sucht zog: Zehn Jahre lang war sie abhängig von Energydrinks. Wie bei vielen jungen Menschen gehörten die Wachmacher aus der Dose zu ihrem Alltag dazu. Bis die Folgen immer massiver wurden: Herzrasen, Kopfschmerzen, Schwitzattacken und Aggressionen. Und sie endlich entschied: „Das war mein letzter Energydrink.“ Heute sagt sie: „Der größte Vorteil war, dass ich nicht mehr in diesem Gefängnis der Sucht war.“
    Hilflos zusehen, wie ihr eigener Bruder 25 Jahre lang in seiner Sucht gefangen war, musste Kerstin Herrnkind. Als sie das erste Mal davon erfuhr, dass ihr Bruder heroinabhängig war, reagierte sie fassungslos: „Diese Horrordroge? Mein kleiner Bruder? Ich konnte es nicht glauben“, sagt sie. Uwe rutschte in eine schwere Drogensucht. Und obwohl Herrnkind alles versuchte, um für ihn da zu sein, konnte sie ihn letztlich doch nicht retten.
    Der Psychiater Tobias Rüther weiß, dass Sucht als psychische Erkrankung begünstigt wird durch Umwelt, Familie, Gene und Persönlichkeitsmerkmale. Der Suchtmediziner weiß aus seiner Arbeit aber auch, dass jeder Mensch in eine Abhängigkeit geraten kann: „Es gibt für die meisten Drogen eine sensible Phase im Jugendalter“, sagt er. Das reifende Gehirn sei besonders gefährdet – deshalb sieht Rüther Aufklärung als wichtigstes Instrument, um Drogenmissbrauch vorzubeugen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.01.2022SWR Fernsehen
  • Folge 983 (90 Min.)
    Die meiste Zeit des Tages verbringen die Menschen mit ihrer Arbeit. Aber was, wenn Ehemann, Ex-Frau, Tochter oder beste Freundin gleichzeitig Chefin, Kollege oder engster Mitarbeiter sind? Was macht diese Nähe mit Job und Privatleben? Viel Zeit und viel Nähe: der perfekte Nährboden für Beziehungen aller Art. Nicht umsonst sind viele Menschen, die zusammenarbeiten, auch privat befreundet. Man kennt sich, man vertraut sich – doch was, wenn aus Sympathie und Kollegialität plötzlich mehr wird? Wenn es am Schreibtisch knistert oder auf der Betriebsfeier die Funken sprühen? Liebe am Arbeitsplatz, für viele ein Tabu.
    Aber eines, das gar nicht so selten vorkommt. Bei einer repräsentativen Umfrage gaben 32 Prozent an, schon einen Kollegen oder eine Kollegin geküsst zu haben. Manchmal entsteht wahre Liebe, manchmal bleibt es eine Affäre. Geheimhaltung scheint in beiden Fällen das oberste Gut. Was soll denn sonst der Chef denken? Was wird im Team getuschelt und getratscht? Berufliches und Privates eben nicht zu trennen – für manche ist das aber auch ein Erfolgsrezept. Der Familienbetrieb, der über Generationen hinweg am Leben erhalten wird, gerade weil so viel Nähe und Vertrauen vorhanden sind.
    Die Eheleute, die ein gemeinsames Unternehmen führen und am Küchentisch unbürokratisch und unkompliziert ihre Entscheidungen fällen. Aber was, wenn das berufliche Projekt scheitert? Was wird dann aus der Beziehung? Oder wenn die Liebe endet, die Familie sich zerstreitet? Kann der gemeinsame Job diese Krise überstehen? „Zusammen leben, zusammen arbeiten – kann das gutgehen?“, das ist das Thema am 11. Februar 2022, diesmal bei Florian Weber im „Nachtcafé“.
    Die Gäste: Peter Plate und Ulf Leo Sommer waren lange Zeit privat wie auch beruflich ein Paar: Gemeinsam schrieben sie erfolgreich Hits für das Pop-Duo Rosenstolz. Als ihre Beziehung in die Brüche ging, war beiden klar, dass das nicht das Ende ihrer Zusammenarbeit sein sollte: „Wir mussten unsere Liebe umwandeln in eine Freundschaft.“ Heute leben sie Tür an Tür und komponieren täglich weiterhin gemeinsam, weiterhin erfolgreich für Stars wie Sarah Connor oder Helene Fischer. Dass zusammenarbeiten und zusammenleben nicht immer so gut funktioniert, hat Silvia Troska erlebt.
    Sie vermischte gleich drei Mal Berufliches und Privates – mehrere Millionen hat die Unternehmerin dadurch verloren. Inzwischen hat sie daraus gelernt und die Erkenntnis gewonnen, nie mehr das Bett und die Arbeit mit einem Mann teilen zu wollen: „Ich habe viel Lehrgeld zahlen müssen und eigentlich stand fest, überhaupt keinen Mann mehr an meiner Seite haben zu wollen.“ Kilian und Angelina Franzen wurden ins kalte Wasser geworfen, als Kilians Vater bei der Arbeit im Weinberg tödlich verunglückte.
    Mit gerade mal Anfang 20 waren die beiden plötzlich für das elterliche Weingut verantwortlich. „Zusammenleben ging gut, zusammenarbeiten nicht immer“, bilanziert die Winzerin. Doch heute sagen sie beide: „Wir ergänzen uns gut, gerade, weil wir unterschiedlich sind.“ Martina und Markus Heinrich lernten sich am Arbeitsplatz kennen und lieben – als verheiratete Mutter und Organistin in einer bayerischen Pfarrgemeinde und als katholischer Pfarrer: „Wir wussten, da ist mehr, aber man hat es immer noch ein bisschen verdrängt.“ Als klar war, dass sie auf Dauer nicht mit einem Versteckspiel leben wollen, ließen beide in einer Nacht- und Nebel-Aktion ihre Vergangenheit hinter sich, um gemeinsam nochmal ganz von vorne anzufangen.
    Psychologin Katharina Ohana weiß, dass es für Paare, die zusammenarbeiten, die größte Herausforderung ist, die Balance zwischen Nähe und Eigenständigkeit zu finden. „Das Geheimnis ist es, einen Bereich für sich zu behalten“, erklärt sie. Sich auch mal abzugrenzen, sich nicht nur über die Arbeit zu identifizieren. „Dann können Vertrauen und Verlässlichkeit in der Beziehung durch die gemeinsame Arbeit sogar noch gestärkt werden“, sagt Ohana. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.02.2022SWR Fernsehen
  • Folge 984 (90 Min.)
    Außergewöhnliche Sexpraktiken, Fetische und exzessiver Pornokonsum – immer mehr Menschen suchen den Kick, um sexuell auf Touren zu kommen. Doch viele entwickeln Erwartungen, die ein lustvolles Liebesleben nahezu unmöglich machen. Seit Beginn der Corona-Pandemie nimmt der Konsum von Pornos im Internet stark zu. Wo früher in der Bar geflirtet wurde, sitzen viele Menschen heute allein vor ihren Bildschirmen und konsumieren Unmengen an Sexfilmen. Nicht selten entstehen daraus Störungen oder Bindungsprobleme. Auch viele Jugendliche haben oftmals ihren ersten Kontakt mit Sex über Pornos.
    Die Folgen sind häufig verklärte Vorstellung von Sexualität und kaum zu erfüllende Erwartungen bei der Partnersuche. Andere suchen ihr Glück auf Fetisch-Partys, auf denen der klassische Liebesakt höchstens eine Nebenrolle spielt. Probleme im Bett kennt auch das Paar, dessen Kinder frisch aus dem Haus sind und die nach jahrelanger Flaute nun ihr Liebesleben wieder in Schwung bringen. Umso erfüllender ist es, wenn es ihnen gelingt, ihre Sexualität auf eine neue Stufe zu stellen und eine neue Innigkeit aufzubauen. Dann gibt es auch jene, die vor der Kamera stehen oder selbst Pornos produzieren.
    Sie müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, ein frauenverachtendes Bild zu fördern. Dem entgegen steht die Pornoregisseurin, die ganz bewusst einen Gegentrend setzen will und Erotikfilme für Frauen produziert. Warum üben Pornos so einen großen Reiz auf uns aus? Welche Rolle spielen Fetische beim Sex? Und was bedeutet das alles für das Liebesleben? „Porno und Fetisch – können wir noch normal Sex haben?“, das ist das Thema am 18. Februar 2022 bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Sex hält Diana Körner in unserer Gesellschaft für stark überbewertet. Vor allem bei älteren Menschen spielt das Liebesleben aus ihrer Sicht meist nur eine Nebenrolle. Zudem sind Liebe und Sex für die Schauspielerin untrennbar miteinander verbunden. Seit ihr Partner vor fünf Jahren verstarb, lebt die Schauspielerin abstinent: „Der sexuelle Drang ist irgendwann weg. Die wilden Zeiten haben sich gelegt.“ Einen Fetisch der ganz besonderen Art leben Lara und Klaus aus. Als Vorspiel schlüpft Klaus in das Kostüm eines Zebras. Lara dominiert und umsorgt Klaus in seiner Rolle und lässt sich von ihm durch die Gegend kutschieren.
    „Das ist total faszinierend und erweitert unsere Sexualität. Wir haben einfach eine Art gefunden, die für uns genau richtig ist.“ Pornoregisseurin Paulita Pappel produziert Erotikfilme speziell für Frauen. Während sie als Jugendliche oft an ihrer eigenen Sexualität zweifelte, konnte sie sich schließlich als Pornodarstellerin sexuell frei entfalten: „An Pornosets habe ich verstanden, was ich eigentlich will und dass Kommunikation beim Sex dazugehört.“ Heute führt sie auch privat ein offenes und selbstbestimmtes Liebesleben.
    Was mit harmlosen Besuchen in Pornokinos begann, wurde für Jürgen Willmann bald zur jahrzehntelangen Sucht: „Ich habe mich völlig machtlos gegenüber meinem Verlangen gefühlt.“ Selbst seine Ehe scheiterte an seiner Sucht nach heimlicher Selbstbefriedigung. Einen Ausweg fand er erst, als er seine neue Frau kennenlernte und ihr sein Verlangen nach Pornografie offenlegte. Nach der Geburt ihres Kindes herrschte bei Tina Molin Flaute im Bett. Plötzlich waren die einstige sexuelle Verspieltheit und Abenteuerlust Vergangenheit: „Mein Bedürfnis nach Sex war verschwunden.
    Stattdessen suchte ich nach Halt und Geborgenheit.“ Doch mit einem Gutschein für eine Tantra-Massage begann für sie und für ihren Mann eine aufregende Entdeckungsreise. Die Sexualtherapeutin und Ärztin Dr. Melanie Büttner kennt die Antwort auf die Frage, warum sexuelle Bedürfnisse oft sehr unterschiedlich sind. Sie ist überzeugt, dass jeder Mensch für sich selbst herausfinden sollte, was für ihn beim Sex normal ist: „Was für den Einen eine wunderbare Sache ist, löst in dem anderen vielleicht eine Abscheu oder Überforderung aus.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.02.2022SWR Fernsehen
  • Folge 985 (90 Min.)
    Eigentlich nur eine Zahl auf der Waage – und doch oft so viel mehr. Maßstab fürs eigene Wohlbefinden, Faktor für Erkrankungen und bestürzend oft Grund für Mobbing oder Diskriminierung: das Gewicht. Für viele Menschen ist das Frühjahr wieder die Zeit, sich mit dem eigenen Gewicht auseinanderzusetzen: Wie viele Kilo habe ich über Weihnachten zugelegt? Welche Diäten und Workouts versprechen den schnellsten Weg zur so genannten Bikini-Figur? Dieser kritische Blick betrifft jedes Alter, jedes Geschlecht. Für manche ist der Gang auf die Waage sogar verbunden mit Angst und Schrecken.
    Denn in unserer Gesellschaft gilt weiterhin: Schlank ist schön und erstrebenswert. Wer dick ist, passt nicht ins Ideal – und häufig auch nicht in die Mode von der Stange oder in genormte Sitze in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das führt nicht selten zu Mobbing, Essstörungen und Depressionen. Eine Gegenbewegung setzt sich für eine positive Einstellung zum eigenen Körper ein und will unrealistische Ideale abschaffen. Körper gibt es in allen Größen und Formen: Jeder ist schön, so wie er ist. Und sollten solche Äußerlichkeiten für die Selbstwahrnehmung und Beurteilung anderer nicht ohnehin die geringste Rolle spielen? Was aber ist mit dem gesundheitlichen Aspekt? Zwei Drittel der deutschen Männer und die Hälfte der Frauen sind übergewichtig, ein Viertel der Erwachsenen gilt sogar als adipös.
    Übergewicht ist Mitursache für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten. Umgekehrt deuten Studien aber auch immer wieder darauf hin, dass Menschen mit leichtem Übergewicht sogar gesünder und länger leben. Wieviel Gewicht ist also in Ordnung und wann wird es gefährlich? „Wieviel Gewicht hat unser Gewicht?“, das ist das Thema am 4. März 2022 bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.03.2022SWR Fernsehen
  • Folge 986 (90 Min.)
    Die seelischen Erkrankungen nehmen in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zu. Ob Depressionen, Burn-Out oder Zwangsneurosen – der Umgang mit der Krankheit bestimmt für die Betroffenen oft ihr gesamtes Leben. Laut dem DAK-Psychoreport haben die Fehltage von Arbeitnehmern aufgrund von psychischen Erkrankungen 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Zum einen hat die Corona-Pandemie diesen Trend weiter befeuert, doch zugleich besteht diese besorgniserregende Entwicklung seit vielen Jahren. Durch zunehmenden Arbeitsdruck rutschen viele Menschen in ein Burn-out. Nicht immer gelingt es, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und sich Hilfe zu suchen.
    Auch vor Kindern und Jugendlichen machen seelische Erkrankungen nicht halt. Sei es das Mädchen, das wegen vorherrschender Schönheitsideale und Gruppenzwang in eine Essstörung rutscht oder der Jugendliche, der aufgrund seines Drogenkonsums eine Schizophrenie entwickelt. Für die Angehörigen der Erkrankten wiederum ist es oft schwer, einen Umgang mit der Situation zu finden. Besonders tragisch ist das, wenn etwa der Ehepartner oder die eigene Tochter keinen Ausweg mehr weiß und Suizid begeht. Die Schuldgefühle und die Frage nach dem Warum verfolgen die Angehörigen ein Leben lang. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.03.2022SWR Fernsehen
  • Folge 987 (90 Min.)
    Was macht einen Vater zum Vater? Das biologische Geschlecht, die Rolle des Erzeugers? Oder ist Vaterschaft vor allem an Taten zu bemessen? Vorbild, Beschützer und bester Freund – Hassfigur, Widersacher und erbitterter Feind. Väter sind so unterschiedlich wie ihre Kinder. Doch die Vater-Kind-Beziehung wandelt sich. Die Zeiten, in denen ein Vater nicht mehr war als Erzeuger und Ernährer, gehören der Vergangenheit an. Mütter wünschen sich einen gleichberechtigten Partner in der Familie, Kinder sehen ihre Eltern als gleichwertige Bezugspersonen. Doch was wünschen sich die Väter?
    Ein Vater soll stark sein, heißt es oft, der Fels in der familiären Brandung. Was aber, wenn ein Vater mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat? Oder wenn er durch eine Behinderung oder Krankheit vermeintlich geschwächt ist – verkehren sich dann die Verhältnisse? Oder kann er gerade deshalb nicht nur Stütze, sondern auch Vorbild für sein Kind sein? Und wo kommen Väter an ihre Grenzen? Wo wachsen sie über sich hinaus? Zum Beispiel, wenn das eigene Kind erkrankt und sie ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit fühlen. Oder wenn Kinder entgleiten und ihrer eigenen, ungeahnten Wege gehen, auf denen selbst der eigene Vater sie nicht mehr begleiten kann. „Was macht einen guten Vater aus?“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Die Gäste:
    Klara und Heikko Deutschmann sind nicht nur privat, sondern auch beruflich ein eingespieltes Team: Tochter und Vater verbindet die Leidenschaft fürs Schauspielern, beide stehen auch immer wieder gemeinsam vor der Kamera. „Bei uns gibt es sowohl bei der Arbeit als auch im Alltag eine ganz große Übereinkunft, die einfach da ist“, so Heikko Deutschmann.“ Wir haben ein Eltern-Kind-Verhältnis, diskutieren aber auf Augenhöhe“, so Klara Deutschmann.
    Alles andere als liebevoll war der Vater des Schriftstellers Bernd Späth: Überzeugter Nazi, tyrannisch, gewalttätig, narzisstisch und grausam – vor allem seinem Sohn gegenüber, der einem Mordversuch des Vaters als Kleinkind nur knapp entging. Die Wut, dass die Mutter sie beide verlassen hatte, übertrug der Vater auf den Sohn. „Als Kind habe ich zu Füßen meines Vaters gespielt und erschrak dann völlig zu sehen, mit welchem hassverzerrten Gesicht er mich angestarrt hat“, erinnert sich Späth.
    Eine ganz normale Familie schien die von Wolf Hafner zu sein: Vater, Mutter und zwei Söhne. Hafner selbst war als Anwalt der klassische Wochenendvater und fiel aus allen Wolken, als er bei einem Abendessen erfuhr, dass sein jüngerer Sohn mit 14 Jahren anfing, Drogen zu nehmen. „Was habe ich falsch gemacht, warum ist er so? Habe ich ihn zu wenig geliebt, hatte ich zu wenig Zeit?“, fragte er sich damals. Doch Hafner gab seinen Sohn nie auf und stand immer an seiner Seite.
    Seite an Seite gingen auch Gabriel Delgado und sein Vater durchs Leben: Oft sogar wörtlich, denn der Vater des 16-Jährigen ist blind. Schon als Kind war Delgado stolz darauf, seinen Vater im Alltag, beim Einkaufen oder auf Ausflügen zu unterstützen. Als Belastung empfand er das nie, das Vater-Sohn-Verhältnis war stets ein gutes. „Wir haben halt andere Spiele gespielt als Kinder mit sehenden Vätern. Und uns verbindet unser schlechter Humor, weil wir immer dieselben schlechten Witze machen und dieselben schlechten Filme schauen“, sagt Delgado.
    Wie es ist, wenn der eigene Vater sich von den Vätern anderer unterscheidet, erlebte auch Jens Wernstedt: Im Grundschulalter erfuhr er, dass sein Vater fortan als Frau leben möchte und nun Veronika ist. Eine Veränderung, die auch Auswirkungen für den Sohn hatte: „Das Hauptproblem war, dass ich während der Pubertät keine männliche Bezugsperson hatte. Es hat mein Bild von Männlichkeit sehr durcheinandergewirbelt.“ Durch Veronika habe er jedoch auch gelernt, wie wichtig es ist, seinen ganz eigenen Weg zu gehen.
    Braucht ein Kind einen Vater? Vermisst ein Kind etwas, wenn es keinen hat? Diese Fragen stellte sich Christine Korte, bevor sie sich vor zwei Jahren ihren großen Kinderwunsch mithilfe einer Samenbank erfüllte. Heute ist sie Mutter von Zwillingssöhnen, denen sie männliche Vorbilder mithilfe ihrer Brüder, ihres besten Freundes und ihres eigenen Vaters an die Hand gibt. „Ob das Vorbild der leibliche Vater ist oder ob das andere Männer sind, ist doch total egal“, findet sie. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.03.2022SWR Fernsehen
  • Folge 988 (90 Min.)
    Es gibt manche Menschen, die prägend auf das gesamte Leben anderer wirken. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf deren Handeln und deren Art, durch die Welt zu gehen – im Guten wie im Schlechten. Meist sind es die Erlebnisse in der Kindheit und Jugend, die das weitere Leben prägen. Vor allem den Eltern kommt hierbei eine große Bedeutung zu. Was sie den Kindern vorleben, bestimmt den weiteren Lebensweg oft entscheidend. Doch manchmal sind es auch Menschen von außen, die großen Einfluss ausüben. Sei es er Lehrer, der immer an seine Schülerin geglaubt hat, obwohl alle anderen sie längst aufgegeben haben, oder die Sozialarbeiterin, die den straffällig gewordenen Jugendlichen so tief beeindruckt, dass dieser sein gesamtes Leben hinterfragt.
    In einigen Fällen gibt es sogar Menschen, die von denen man geprägt wird, obwohl man sie nie persönlich kennengelernt hat: wenn etwa der eigene Großvater als Widerstandskämpfer im Krieg gestorben ist und dieses Erbe die Familie noch Jahrzehnte über dessen Tod hinaus beschäftigt. Doch was ist, wenn man selbst andere Menschen prägt? Während einige in ihrer Rolle als Vorbild regelrecht aufgehen, leiden manche stark unter dieser neuen Verantwortung. So geht es etwa der Influencerin, die im ständigen Licht der Öffentlichkeit steht und mit den daraus entstehenden Folgen überfordert ist.
    Welche Menschen prägen andere? Welche Auswirkungen haben sie auf deren Leben? Und wie prägt man selbst andere Menschen? „Menschen, die uns prägen“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Die Gäste:
    Schnelle Autos, Markenklamotten und schöne Frauen – das war der Jugendtraum von Marcus Heinz. Geprägt vom Gangsta-Rap der 90er-Jahre schlug er eine kriminelle Karriere ein, lebte von Einbrüchen und später vom Drogenbusiness. Erst als er obdachlos wurde, merkte er, dass er sich die Falschen zum Vorbild genommen hatte: „Heute bereue ich, was ich getan habe.“
    Die preisgekrönte Journalistin Hatice Akyün wurde maßgeblich von ihrer Hauptschullehrerin geprägt. Als Kind einer türkischen Gastarbeiterfamilie war sie derart beeindruckt von der selbstbestimmten Frau, die mit rotem Auto und Minirock zur Schule kam, dass diese zum Vorbild und schließlich zur Freundin wurde: „Ich kannte bis dahin keine Frauen, die nicht verheiratet waren und allein lebten. Das hat mich wahnsinnig beeindruckt und geprägt.“
    23 Jahre lang waren Nikolaus Fischer und Schlagerstar Jürgen Marcus ein Paar. Bis zu Marcus’ Tod stand Fischer fest an dessen Seite: „Wir waren über all die Jahre vielleicht 14 Tage getrennt.“ Auch die schwere Lungenkrankheit des Sängers brachte die beiden nicht auseinander, sondern vertiefte ihre Beziehung zueinander weiter: „Die Zeit mit ihm wird mich ein Leben lang begleiten. Er war immer ein Vorbild für mich.“ Jannik Diefenbach und Alojz Abram haben eine ganz besondere Beziehung.
    Vor fünf Jahren überredete Jannik seinen Großvater, spaßeshalber seine Streetstyle-Kleidung anzuprobieren. Seitdem trägt der Rentner nichts anderes mehr: „Anfangs habe ich mich ein bisschen geniert, aber jetzt ziehe ich alles an. Es ist mir egal, wenn jemand blöd guckt, ich bin so wie ich bin.“ Mit den Fotos des lässig gekleideten Opas erreichen die beiden mittlerweile Millionen Menschen bei Instagram.
    Clara Emilia wurde jahrelang von ihrer Mutter gedemütigt. Bereits als junges Mädchen musste sie ständig ihre Beleidigungen über sich ergehen lassen. Je älter Clara wurde, umso kontrollierender und manipulativer verhielt sich ihre Mutter: „Sie wusste genau, welche Knöpfe sie drücken muss, damit es mir sehr gut oder sehr schlecht geht.“ Schließlich zog Clara die Reißleine und brach den Kontakt ab.
    Auf welche Weise Menschen von anderen geprägt werden, weiß Psychologin Prof. Pasqualina Perrig-Chiello. Neben den Eltern gibt es viele Menschen, die großen Einfluss auf den Lebensweg haben. Insbesondere in Phasen des Umbruchs ist man für die Einflüsse von anderen Menschen besonders empfänglich, egal ob Pubertät oder Rentenalter. „Wir alle sind immer wieder auch auf der Suche nach dem Ergänzenden, Menschen, die uns geben, was wir noch nicht kennen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.03.2022SWR Fernsehen
  • Folge 989 (90 Min.)
    Wo komm ich her – wo will ich hin? Oft sind diese beiden Fragen damit verbunden, wie Menschen aufwachsen, was ihnen vorgelebt wird, was sie in frühen Jahren prägt – das alles beeinflusst ihre Persönlichkeit und ihren weiteren Lebensweg. Während manchen Menschen die besten Voraussetzungen schon in die Wiege gelegt werden, müssen sich andere aus widrigen Umständen herauskämpfen, um ihren Weg gehen zu können. Beides prägt, auch positiv: Wer bereits im Kindesalter Probleme und soziale Missstände kennenlernt, wird vielleicht für sein späteres Leben gestärkt.
    Die eigenen Wurzeln können Menschen durch ihr Leben tragen, wenn sie von klein auf ein Urvertrauen von ihren Eltern mitbekommen haben, das ihnen niemand mehr nehmen kann. Wie aber geht es dagegen Menschen, die ein Elternteil vielleicht niemals kennengelernt haben? Oft hinterlässt das eine Leerstelle, die ein Leben lang bleibt und schmerzt. Die Suche nach den Wurzeln kann dann helfen, sich vollständig zu fühlen und sich selbst besser verstehen zu lernen. Doch was, wenn die eigene Herkunft plötzlich einem radikalen Wandel unterworfen ist? Wenn Heimat und Ursprung mit einem Schlag ins Wanken geraten? Das erleben aktuell die Menschen in der Ukraine, deren Land vom Krieg überfallen wurde.
    Sie verlieren nicht nur ihr Heimatland, sondern oft auch alles, was sie mit ihrer Herkunft verbindet, und viele sind gezwungen, als Geflüchtete eine neue Heimat zu suchen. Was sagt die Herkunft aus? Wie beeinflusst sie ein ganzes Menschenleben? Und wie wichtig ist es, die eigenen Wurzeln zu kennen? „Wie die Herkunft unser Leben bestimmt“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.04.2022SWR Fernsehen
  • Folge 990 (90 Min.)
    Sei es die Suche nach dem Traumkörper oder nach einem möglichst perfekten Lebensstil – viele Menschen streben danach, sich immer weiter zu optimieren. Sie scheuen keine Kosten und Mühen, das perfekte Ich zu erreichen. Während manche Menschen vor allem in den sozialen Medien darauf bedacht sind, sich immer im besten Licht zu präsentieren, versuchen andere mit Hilfe unzähliger Schönheits-OPs ihre Traumfigur zu erreichen. Selbst Gesundheitsrisiken und hohe Kosten können sie nicht abschrecken, ihr Äußeres immer weiter zu verändern. Dann gibt es auch jene, die sich Mikrochips unter die Haut implantieren lassen, um beispielsweise bargeldlos zahlen zu können oder ihre Haustür elektronisch zu öffnen.
    Für viele ist die Suche nach dem perfekten Ich aber auch mit moralischen Fragen verbunden, wie sie ihr Leben in Zukunft führen wollen und was sie dafür bereit sind zu ändern. Statt vieler Flugreisen, großem Alkoholkonsum und hohem Plastikverbrauch versuchen sie ihr Leben im harmonischen Einklang mit der Natur und ihrer Umwelt zu führen.
    Doch was genau ist bei dem Streben nach Selbstoptimierung sinnvoll? Der immer größere Perfektionsdrang kann sich auch ins Gegenteil drehen, etwa wenn der selbstauferlegte Druck irgendwann zu groß wird. Warum versuchen so viele Menschen sich immer weiter zu optimieren? Was macht das mit uns? Und wann ist der Punkt erreicht, an dem sich alles ins Gegenteil verkehrt? „Die Suche nach dem perfekten Ich“, das ist das Thema am 8. April 2022 bei Michael Steinbrecher im NACHTCAFÉ.
    Eigentlich wollte Nils Binnberg nur ein bisschen abnehmen. Doch die Suche nach der perfekten Ernährung machte ihn süchtig: „Ich bin wirklich einem Ernährungsguru nach dem anderen in die Arme gelaufen und habe mich gefühlt wie ein Heiliger.“ Seine Beziehungen und die Gesundheit litten zunehmend unter dem krankhaften Optimierungszwang. Er musste erst erkennen, dass er an einer Essstörung litt, bevor er die Reißleine ziehen konnte.
    Schon als Kind hatte Jessy Bunnington den Traum, ihren Körper zu optimieren. Doch bereits der Gebrauch von Lippenstift stieß bei ihren Eltern auf Unverständnis. Mit 18 unterzog sie sich dennoch zum ersten Mal einer Schönheits-OP. Zahlreiche Eingriffe, die ihren Körper zu einem Gesamtkunstwerk machen sollten, folgten. Die Konsequenz: Ihre Eltern brachen den Kontakt ab. Doch das nimmt sie in Kauf: „Aktuell gibt es den Punkt noch nicht, an dem ich mich fertig perfektioniert habe.“
    Patrick Kramer flog als Unternehmensberater von Termin zu Termin, rund um die Welt. Doch sein Familienleben und seine Gesundheit blieben auf der Strecke: „Ich hatte ein Burnout und lag vier Wochen lang komplett flach.“ Daraufhin krempelte er sein Leben um und lebt seither als sogenannter „Biohacker“. Täglich vermisst er mit verschiedenen Geräten seine Körperfunktionen, er optimierte seinen Schlaf und misst sogar beim Meditieren seinen Erfolg.
    Sabrina Fox war eigentlich im perfekten Leben angekommen und sowohl beruflich als auch privat auf der Erfolgsspur. Doch irgendetwas fehlte ihr: „Uns wurde versprochen, dass wir auf dem Gipfel des Erfolgs glücklich sein werden. Aber das war nicht der Fall.“ Nach einer schweren Krise begab sich die Fernsehmoderatorin auf einen langen spirituellen Weg der Selbsterkenntnis und auf die Suche nach innerem Frieden.
    Im Leben von Christine Oberles Mann Thomas zählten nur Leistung und Perfektion. Nach außen hielt der Unternehmer diese Fassade aufrecht und lebte ein erfolgreiches Leben, doch innerlich kämpfte er mit den harten Anforderungen seines Alltags: „In seinem Freundeskreis war er der ewig Toughe, aber niemand, der eine Schwäche zeigt.“ Als Thomas schließlich keine Kraft mehr hatte, dieses Bild aufrecht zu erhalten, nahm er sich das Leben.
    Der Neurowissenschaftler und Psychotherapeut Prof. Joachim Bauer sagt: „Wir alle haben in immer wieder Zweifel daran, gut genug zu sein.“ Viele Maßnahmen zur Selbstoptimierung sind Anzeichen für diese Zweifel an der eigenen Person. Der Versuch, die inneren Zweifel zu kompensieren wird dann zum Kraftakt im äußeren Bereich. Die sozialen Medien tragen darüber hinaus dazu bei, dass Druck entsteht. Das Ziel, so Bauer, müsste sein, mit sich selbst in Frieden zu leben. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.04.2022SWR Fernsehen
  • Folge 991 (90 Min.)
    Liebe ist grenzenlos – so heißt es. Aber im Beziehungsalltag gibt es doch immer wieder Herausforderungen und Hindernisse, die Liebende und ihre Liebe an ihre Grenzen bringt. Überwindet Liebe also wirklich alles? In guten wie in schlechten Zeiten – eine Beziehung ist auch ein Versprechen: gemeinsam Hürden und Schwierigkeiten zu bewältigen, gemeinsam und kraft der eigenen Liebe alles zu überstehen, was das Leben bereithalten mag. Zueinander zu stehen, komme, was wolle. So überstehen einige Paare schwere Schicksalsschläge zusammen, lassen sich auch durch Kritik an ihrer Beziehung von außen nicht von ihrer Liebe abbringen: wie Paare mit sehr großem Altersunterschied oder Paare, die eine interkulturelle Beziehung führen. Sich von Vorurteilen anderer genauso wenig in der Liebe erschüttern zu lassen wie von den eigenen Zweifeln und Unsicherheiten: Manche Paare scheint der vereinte Kampf nur noch stärker zu machen.
    Einige Menschen lieben sogar die Extreme, sei es in der Optik oder in ihren Hobbies – und auch in der Partnerschaft wollen sie zusammen an ihre Grenzen gehen oder sogar darüber hinaus. Doch manchmal gelingt es Paaren auch nicht, jede Grenze zu überwinden. Seien es die alltäglichen Meinungsverschiedenheiten, seien es handfeste Beziehungskrisen oder Belastungsproben. Manches kann doch nicht jede Liebe wettmachen und lässt sie dann vielleicht sogar zerbrechen. „Paare, die an Grenzen gehen“, das ist das Thema am 3. Juni 2022, bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.04.2022SWR Fernsehen
  • Folge 992 (90 Min.)
    Kaum etwas beeinflusst das Seelenleben so stark wie Gerüche – meist ohne dass man es bemerkt. Sie sind für die Stimmung mitverantwortlich, können Erinnerungen hervorrufen und leiten Menschen bei der Suche nach der passenden Partnerin oder dem passenden Partner. Der Nase nach – das gilt nicht nur beim Spaziergang, sondern auch im zwischenmenschlichen Miteinander. Gerüche können gleichermaßen verraten und beschützen. Brand- oder Modergeruch haben eine alarmierende Wirkung. Parfüm hingegen kann sinnlich berühren. Ob jemandem der Geruch blühender Linden oder sogar der von Benzin gefällt, hängt auch von den Erfahrungen ab, die man gemacht hat. Umso herausfordernder ist es, wenn man den Geruchssinn verliert, wie zum Beispiel viele Covid-Patient:innen. Denn wo geht es dann lang, wenn nicht der Nase nach? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 06.05.2022SWR Fernsehen
  • Folge 993 (90 Min.)
    Hass, Wut und Ärger, wohin man schaut. Mittlerweile wird nicht nur im Internet gepöbelt und geschimpft, inzwischen schlägt sich das auch im täglichen Leben nieder – egal ob beim Bäcker oder im Straßenverkehr. Immer wieder eskalieren Alltagssituationen und es kommt völlig unvermittelt zu Streit, Übergriffen und sogar Gewaltausbrüchen. Ein kleiner Fehler wie eine missachtete Vorfahrt oder eine kurze Unaufmerksamkeit reichen aus und eine Situation eskaliert. Auch Menschen, deren Beruf es ist, anderen zu helfen, erleben zunehmend Aggressionen: Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter:innen werden in ihrer Arbeit behindert, sie werden beleidigt oder sogar bedroht.
    Doch auch in vielen Diskussionen herrscht heute häufig eine so gereizte Stimmung, dass ein inhaltlicher Austausch nicht mehr möglich ist. Die Gefahr dabei: Das Beharren auf dem eigenen Standpunkt droht die Gesellschaft zu spalten. Und immer wieder zerbrechen auch Freundschaften oder Familien daran. Woher kommt diese Wut, der Hass und der Ärger? Welche Auswirkungen hat das – auf uns persönlich und auf unser Zusammenleben? Und was können wir tun, um wieder zu einem friedlicheren Miteinander zu kommen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.05.2022SWR Fernsehen
  • Folge 994 (90 Min.)
    Wir alle tun es täglich und doch fällt es uns oft so schwer: Entscheidungen zu treffen. Besonders wenn sie schwerwiegend und folgenreich sind. Wie trifft man die richtige Entscheidung? Und wie geht man mit falschen um? Wer die Wahl hat, hat auch die Qual: Eine richtige Entscheidung zu treffen, ist oft genug eine hohe Kunst. Dabei ist die Tatsache, eine Wahl zu haben, eine positive, die das Leben freier und selbstbestimmter macht. Doch die Angst davor, sich falsch zu entscheiden, kann lähmen blockieren. So manche setzen auf gründliches Abwägen und intensives Durchdenken aller Eventualitäten, bevor sie eine Entscheidung treffen.
    Andere wiederum vertrauen völlig auf ihre eigene Intuition. Ob Entscheidung mit Köpfchen oder aus dem Bauch heraus, ist nicht nur eine Typsache: Je nach Entscheidung kann manchmal der eine und manchmal der andere Weg hilfreicher, zielführender oder erhellender sein. Es gibt Menschen, die ohne zu zögern alles auf eine Karte setzen, weil sie an eine große Idee glauben. Sich mit Haut und Haaren in eine ungewisse Zukunft stürzen, eine neue Beziehung eingehen oder ein neues Leben fernab der Heimat starten.
    Andere dagegen brauchen das Netz und den doppelten Boden – die Entscheidung ohne Risiko. An den Weichen des Lebens im Rückblick sagen zu können: „Das war die richtige Entscheidung.“ – das wünscht sich wohl jeder Mensch. Aber was, wenn sich eine wichtige Entscheidung nicht nur als falsch, sondern auch als folgenschwer herausstellt? Für das eigene Leben oder für das anderer. Wie geht man mit Fehlentscheidungen um? Kann man aus jedem Fehler lernen? Und wie schafft man es danach, nicht völlig das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen zu verlieren? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.05.2022SWR Fernsehen
  • Folge 995 (90 Min.)
    Ein glückliches, erfülltes Leben wünschen sich alle – und doch sind viele Menschen unzufrieden. Statt sich zu entfalten und die eigenen Herzenswünsche zu verfolgen, stecken sie oft in den Zwängen des Alltags fest. Umso befreiender ist es, wenn sich die lang gehegten Träume schließlich doch erfüllen. Die Ziele im Leben sind unterschiedlich: Während manche nach viel Geld und dem großen Luxus streben, sehnen sich andere nach einem ruhigen Alltag im Einklang mit sich und der Natur oder finden ihr Glück in einem unkonventionellen Beziehungsmodell mit mehreren Partnern.
    Aber was, wenn man überhaupt nicht weiß, wie man sein Leben wirklich führen will? „Wie will ich leben?“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“. Die Gäste: Nach der Diagnose Multiple Sklerose änderte Sabine Schmidt ihr Leben von Grund auf und verfolgte fortan ihren großen Traum, als professionelle Sängerin zu leben und zu arbeiten. Schon als Kind wollte Martin Limbeck reich und erfolgreich sein und aus ärmlichen Verhältnissen aufsteigen. Der heutige Verkaufstrainer ist überzeugt, dass die meisten Menschen mehr aus ihrem Leben machen können.
    Nach der Trennung von ihrem Mann beschloss Michaela Ma“no bis dahin unausgelebten Neigungen nachzugehen. Als sie Peter Pütz kennenlernte, eröffnete sich ihr eine aufregende neue Welt: Die beiden gingen eine bisexuelle, polyamore Beziehung ein. Druide Michel vom Berch lebt seit einem Schicksalsschlag im Einklang mit der Natur. Anstrengend und zugleich befriedigend: Die Bereitschaftspflegemutter und vierfache Mutter Nicole Binuya nimmt Kinder in Not in ihrer Familie auf. Warum viele Menschen nicht das Leben führen, das sie sich eigentlich wünschen, weiß Philosophin und Psychologin Katharina Ohana. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.05.2022SWR Fernsehen
  • Folge 996 (90 Min.)
    Bei der Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist in den letzten Jahrzehnten viel passiert. Vieles, was für die Generation der Großmütter noch undenkbar war, ist für ihre Enkelinnen heute ganz selbstverständlich. Doch: Wie weit sind wir wirklich? In der Nachkriegszeit durften Frauen offiziell nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen und eigenes Geld verdienen. Die Vergewaltigung in der Ehe wurde erst in den 90er-Jahren als Straftatbestand eingeführt. – Dinge, die für junge Frauen heute unvorstellbar sind. Sie haben weitaus mehr Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen als frühere Generationen. Doch noch immer machen es ihnen traditionelle Rollenbilder und Strukturen mitunter schwer, wirklich ihren ganz eigenen Weg zu gehen.
    Denn auch in Partnerschaften, die modern und emanzipiert sein wollen, sind es nach wie vor oft die Frauen, die sich um die Organisation des Familienalltags kümmern. Auch die Pflege von Familienangehörigen nach Schicksalsschlägen oder im Krankheitsfall lastet häufig auf ihren Schultern. Und so fragen sich manche Frauen: Sind wir ohne Männer nicht einfach besser dran? Wie steht es also heute mit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen? Was erzählt uns der Blick zurück auch über unsere Zukunft? Und was können die Generationen voneinander lernen?
    Die Gäste:
    Der Lebensweg, auf den Renate Schmidt heute zurückblickt, ist für eine Frau ihrer Generation alles andere als gewöhnlich. Mit 17 Jahren wird sie schwanger, muss das Gymnasium verlassen – und wählt trotzdem den Weg in den Beruf und später in die Politik. Als Bundesministerin für Familien und Frauen machte sie sich für die Anliegen von Frauen stark. Heute sagt sie: „Juristisch haben wir die Gleichberechtigung erreicht. Aber faktisch ist es nach wie vor nicht der Fall.“
    Eine ganze Generation trennt Christel Pfisterer und Chiara Biegel – und trotzdem fühlen sich die Oma und ihre Enkelin eng verbunden. Während für Christel die Entbehrungen der Nachkriegszeit das Leben prägten, stehen Chiara heute anscheinend alle Türen offen. Und sie weiß zu schätzen, dass Frauen heute nicht mehr nur als Ehefrau und Mutter leben können. Sie sagt: „Am wichtigsten ist, dass man heute ein eigenständiges Leben führen kann und nicht mehr an irgendwelche gesellschaftlichen Zwänge gebunden ist.“ Und ihre Oma ergänzt: „Ich bin froh, dass das so ist. Die haben die Chance, freier und unabhängiger zu sein.“
    Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung, das war für Ramona Waldmann lange Zeit kaum möglich. Aufgrund von Schicksalsschlägen und unglücklichen Beziehungen blieben ihr nur wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Erst spät fasste sie den Entschluss, sich selbstständig zu machen. Für ihre Tochter Tanisha Winterstein ist das ein Ansporn, schon in jungen Jahren ihren eigenen Weg zu gehen. Sie sagt: „Ich will mein Leben so führen, wie ich es will, und nicht, wie jemand anders sagt, dass es richtig ist.“ Und auch ihre Mutter Ramona ist überzeugt: „Heute sehe ich mich als eine starke Frau, ich würde mich niemals geringwertiger einschätzen als ein Mann.“
    Für Katja Kullmann ist eines ganz klar: „Allein zu leben ist in einer Frauen-Biografie eine von vielen Möglichkeiten. Das ist kein Notfallprogramm oder ein ProblemfallLeben.“ Denn häufig, so die Autorin und Journalistin, werden alleinstehende Frauen nach wie vor bemitleidet oder belächelt. Dabei sei wahre Gleichberechtigung erst dann möglich, wenn allen Frauen klar ist, dass sie nicht auf Männer angewiesen sind. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.06.2022SWR Fernsehen
  • Folge 997 (90 Min.)
    Mensch und Tier: eine ganz besondere Verbindung, für manche Menschen gar eine engere als zu ihren Mitmenschen. Doch was macht dieses Band so stark? Für viele Menschen ist ihr Haustier ein vollwertiges Familienmitglied, das über alles geliebt und gnadenlos verwöhnt wird, das nach dem Tod schwer betrauert und täglich vermisst wird. So manches Herrchen oder Frauchen übertreibt es dabei. Da werden Mahlzeiten gekocht und das Tier in Designerkleidchen gekleidet – der Markt für luxuriösen Haustierbedarf scheint unendlich und für Außenstehende oftmals abstrus. Doch die Beziehung zwischen Mensch und Tier geht tiefer. Ein liebgewonnener Fellfreund kann Ersatz für eine Partnerin, einen Partner sein. Mal aus der Not heraus, mal auch gerne und freiwillig.
    Aber es muss ja nicht immer der Dackel oder der Wellensichtich sein, manche mögen es exotischer. Dann steht das Pferd auf dem Flur, das Schwein sitzt auf dem Sofa und der Alligator findet in der Badewanne ein Zuhause. Andere Menschen holen sich nicht die Tiere nachhause, sondern verlegen ihr Heim zu den Tieren. Ein Zusammenleben im Husky-Rudel in Alaska oder mit der Rentier-Herde in Lappland: eine Existenz mit Tieren, die zu innerem Frieden führen kann. Was jedoch ist für Tiere die beste Lebensform? In der Natur oder mit Diamanthalsband – was macht der Mensch mit dem Tier, was gibt er ihm und was nimmt er ihm? „Wo die Tierliebe hinfällt“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.06.2022SWR Fernsehen
  • Folge 998 (90 Min.)
    Ob Mord, Totschlag oder brutale Entführungen – grausame Verbrechen machen oft Angst und faszinieren zugleich. Doch welche Auswirkungen haben sie auf Menschen, die direkt von ihnen betroffen sind oder diese verüben? Es ist dieser Blick ins Böse, der Schrecken verbreitet und viele Menschen dennoch anzieht. Täglich erleben das Profiler, die versuchen, schlimme Verbrechen aufzuklären und dabei in menschliche Abgründe schauen. Anders ergeht es der Streifenpolizistin, die als Erste an einen Tatort kommt und nahezu unvorbereitet mit dem Grauen konfrontiert wird. Die Opfer kommen meist nie vollständig über die Tat und deren Folgen hinweg – aber auch für die Täter:innen ist das Leben im Anschluss selten wie zuvor.
    Zu sehr haben sich die Bilder des Verbrechens in ihr Gehirn eingebrannt. Nicht nur auf den Opfern und manchen Täter:innen, auch auf den Angehörigen lasten die Folgen der verübten Verbrechen schwer. Für die Hinterbliebenen von Mordopfern ist der Verlust meist kaum erträglich und auch die Fragen nach dem Warum quälen sie oft jahrelang. Eine spezielle Situation erleben Kinder von Täter:innen, die im kriminellen Milieu aufgewachsen sind und sich als junge Erwachsene nun von ihren Eltern distanzieren, um einen anderen Weg einzuschlagen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.06.2022SWR Fernsehen

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