Folge 5

  • 5. Arme Rentner – Kein Wohlstand mehr im Ruhestand?

    Folge 5
    Kaum ein anderes politisches Thema bewegt die Menschen in Deutschland derzeit stärker als die künftige Entwicklung der Renten. Nahezu täglich kommen neue Warnungen von Wirtschaftsvertretern und Politikern, dass die Arbeitnehmer künftig wesentlich länger bis zum Rentenbeginn arbeiten müssen, höhere Versicherungsbeiträge zahlen und eine deutlich geringere Rente erhalten sollen. Heute liegt das Rentenniveau, das definiert, wie hoch die Altersbezüge eines Durchschnittsverdieners mit 45 Beitragsjahren im Verhältnis zum jeweils aktuellen Durchschnittslohn sind, bei knapp 48 Prozent.
    Beschlossen ist bereits, dass dieses Niveau bis 2030 auf nur noch 43 Prozent sinken darf. Gegen diesen Trend in Richtung „Armutsrenten“ wenden sich die Vorsitzenden von SPD und CSU. Sigmar Gabriel und Horst Seehofer fordern, das aktuelle Rentenniveau zu stabilisieren und sogar wieder auszubauen. Unterstützt werden sie dabei von den Gewerkschaften und Sozialverbänden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will verhindern, dass selbst große Teile der Normalverdiener mit dem weiteren Absinken des Rentenniveaus in die Altersarmut abrutschen.
    Die Rentenpolitik soll mit einer im September startenden Kampagne „zum bestimmenden Thema im Bundestagswahlkampf 2017“ gemacht werden. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit lehnen die Arbeitnehmervertreter strikt ab, zumal schon heute nur noch jeder sechste 64-Jährige sozialversicherungspflichtig beschäftigt sei. Trotz der bereits beschlossenen schrittweisen Verlängerung der Arbeitszeit bis zum 67. Lebensjahr wollen immer mehr Arbeitnehmer früher in Rente, unter anderem auf der Grundlage von Betriebsvereinbarungen.
    Arbeitgeber und unternehmensnahe Institute streben mit ihren Forderungen dagegen einen ganz anderen Rentenkurs an. Mitte August forderte sogar die Deutsche Bundesbank die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 69 Jahre auszudehnen, in Etappen bis 2060. Das Institut der deutschen Wirtschaft und die Industrieverbände gehen noch weiter. Sie rechnen vor, dass der Rentenbeginn schon bald erst mit 70 oder sogar 80 Jahren erfolgen könne.
    Der Grund: Die Deutschen werden immer älter. Ihre Lebenserwartung steigt jedes Jahr um drei Monate. Gleichzeitig fehlt der Nachwuchs aufgrund der geringen Geburtenzahlen. Die Folgen, so die Mahner, dürften nicht länger verdrängt werden. Männer beziehen heute knapp 19 Jahre Rente, Frauen fast 23 Jahre. Noch vor zehn Jahren waren es drei bzw. zwei Jahre weniger. Den Streit um die Rente hat SWR Autor Thomas Leif zum Anlass für eine Deutschlandreise genommen. In der Reihe „Leif trifft“ fragt er, ob der
    Weg in die Armutsrente für viele wirklich vorgezeichnet ist und warum die Zahl der Bezieher der Grundsicherung („Hartz IV für Rentner“) massiv steigt? Gerade hier ist die Dunkelziffer der betagten Bezieher hoch und die Scham, darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, groß.
    Betroffene Rentner und Rentnerinnen, Alleinerziehende und Erwerbsminderungsrentner kommen zu Wort und erklären, wie sie mit weniger als zehn Euro am Tag über die Runden kommen. Der Autor besucht die Lobby der Versicherungsindustrie, um herauszufinden, wie die von vielen Politikern zunächst als zusätzliche „Zweite Private Säule“ eingeführte und nun meist als gescheitert angesehene Riester-Rente noch gerettet werden kann.
    Etwa 2000 Anbieter verkaufen rund 4.300 verschiedene Riester-Produkte, erreichen damit aber nicht die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ohnehin eine sehr geringe Rente zu erwarten haben. Was geschieht hinter den Kulissen der Politik und des von Arbeitsministerin Andrea Nahles nicht öffentlichen „Rentendialogs“, mit dem sie die gegensätzlichen Interessenvertreter auf eine Konsenslinie bringen will? Interne Protokolle belegen, dass alle Veränderungen in der Rentenpolitik stets ein Handicap haben – von der avisierten Angleichung der Ostrenten, dem angekündigten Ausbau der Betriebsrenten bis zur nochmaligen Verbesserung der Mütterrente.
    Sie belasten die Rentenversicherung oder den Staatshaushalt meist mit zweistelligen Milliardenbeträgen, bringen Vorteile für jeweils einen Teil der Rentnergeneration und Nachteile für die Jungen.
    Nach aktuellen Umfragen stehen die heutigen Beitragszahler und künftigen Rentner dem deutschen Rentensystem aufgrund der demografischen Herausforderungen ohnehin skeptisch gegenüber. Dazu kommt, dass bereits im Jahr 2020 die Bundeszuschüsse zur Rentenkasse die Marke von 100 Milliarden Euro übersteigen werden. Leif trifft die Rentnerrepublik und geht in der 45-minütigen Dokumentation der „Quadratur des Kreises“ in einer von widerstreitenden Interessen geprägten Rentenpolitik auf den Grund.
    In der Öffentlichkeit oft verdrängte Fakten und Zusammenhänge werden ausgeleuchtet und die Folgen geklärt. Prof. Dr. Franz Ruland, der als langjähriger Chef der Rentenversicherung auch als „Rentenpapst“ bezeichnet wird, sagt bilanzierend gegenüber dem SWR: „Es ist unvermeidlich, dass die Beiträge steigen werden; es ist unvermeidlich, dass das Rentenniveau sinken wird; deshalb wird auch der Bundeszuschuss für die Renten ansteigen.“ Ausführliches Themendossier auf www.SWR.de/​leiftrifft mit den vollständigen Interviews, den wichtigsten Studien und Hintergrundinformationen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.10.2016SWR Fernsehen

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