Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Diese Reise in den Kaukasus führt zurück in die Ursprünge unserer Geschichte. Hier, so heißt es, kann das Geheimnis des prähistorischen Europas entschlüsselt werden. Denn unter den Ruinen der mittelalterlichen Burganlage von Dmanisi in Georgien entdeckten Archäologen vor wenigen Jahren erstmals Spuren, die den Kaukasus zum Schauplatz einer schicksalhaften Grenzüberschreitung machten. David Lordkipanidze, Paläontologe und Leiter der Ausgrabungen, präsentiert die Schädel der ältesten „Europäer“, unter anderem den einer 13-Jährigen, die hier vor 1,8 Millionen Jahren auf ihrer Wanderung von Afrika nach Eurasien gestorben ist.
    Überall am Fuße des Kaukasus begegnet man Spuren einer konfliktreichen Geschichte: dem Gold der Argonauten, dem mörderischen Streit zwischen Jason und Medea und dem Mythos von Georgiens großem König Davit. In Wardsia schlugen Mönche eine Höhlenstadt als Fluchtburg für 50.000 Menschen in den Felsen. Und in Swanetien ist bis heute jedes Haus eine Festung geblieben für ein Volk, das sich keinem Eroberer jemals gebeugt hat.
    Auch die Geschichte von Romeo und Julia hat womöglich im Kaukasus begonnen: In der Bibliothek der Erdölmetropole Baku in Aserbaidschan entdeckte Professor Farid Alakbarli die „Urfassung“ dieser Tragödie. Aufgezeichnet hat sie ein persischer Dichter vor etwa tausend Jahren. Heute liegt dieser Schatz neben einem Werk, das die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat, neben dem ältesten erhaltenen Lehrbuch der Chirurgie, verfasst vom andalusischen Arzt al-Zahravi. In Europa kennt man ihn als Abulcasis, den Begründer der modernen Medizin. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.02.2009arte
  • Folge 2
    Familie Tibitschi bewohnt ein Zelt aus Rentierfellen. Rundherum herrscht hier, auf der Halbinsel Jamal, im Nordwesten Sibiriens die endlose Weite der Tundra. Es gibt weder Strom noch Telefon. Sie leben von ihrer Herde, von den Fischen im Fluss, von Beeren und Pilzen.
    Michail, der Vater, ist einer der letzten Schlittenbauer seines Volkes. Wie seine Vorfahren baut er das traditionelle Transportmittel mit einfachsten Werkzeugen und ohne dabei ein einziges Stück Metall zu verwenden. Sein jüngster Sohn, der zehnjährige Jeiko, hilft ihm dabei. Tochter Lida (15) und ihre Mutter bearbeiten die Felle und kümmern sich um die Kochstelle. Frische Lebensmittel holen sie aus einem Loch in der Erde. 50 Zentimeter unter der Grasnarbe beginnt der Permafrost – doch Jahr für Jahr, berichtet Tatjana, müssen sie jetzt tiefer graben.
    Der Klimawandel bedroht die Lebenswelt derjenigen Menschen, die ihn am wenigsten verursacht haben. Die älteren Kinder der Tibitschis sind im Sommer mit den Rentieren weit im Norden unterwegs. Mit der Rückkehr der riesigen Herden gibt es zum ersten Mal wieder Fleisch.
    Für die Nenzen, so heißen die Einwohner der Region, ist Ja Men – die Erde – der Ursprung der Menschheit, die Urmutter. Die Erde ist der Platz, auf dem und von dem man lebt. Sogar wenn man stirbt, darf man sie nicht verletzen. Doch unter dem Permafrostboden von Jamal liegen fast 90 Prozent der russischen Gasvorräte und ein Viertel der Welt-Reserven. Überall werden Bohrtürme errichtet. Von hier kommt die Energie für das benachbarte Europa. „Atem der Erde“ heißt das Gas in der Sprache der Nenzen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.02.2009arte
  • Folge 3
    Seit vier Jahren ist der „Eiffelturm“ das Wahrzeichen von Paris im Ural. Die kleine Ortschaft war einst der Vorposten Europas. Vor mehr als 200 Jahren sollten Kosaken hier die Grenze des Zarenreichs verteidigen. „Im Krieg gegen Napoleon haben wir Kosaken Mut gezeigt und so manche Heldentaten in Europa vollbracht“, erklärt der heutige Kosakenchef Nikolai Fadejew: „Als Belohnung durften unsere Vorfahren nach der Rückkehr in die Heimat ihren Militärsiedlungen neue Namen geben. Sie nannten sie nach den Orten ihrer Siege, und wir heißen Paris.“
    Nikolai gehört zum Volk der Nagaibaken. Einst waren sie muslimische Tartaren. Zar Iwan der Schreckliche hat sie vor über 400 Jahren zum Christentum bekehrt. Noch heute sprechen die 9.000 Nagaibaken ihre eigene Sprache und sind stolz auf ihre Kultur.
    In Paris gibt es kein fließendes Wasser, doch Natalia Timejewa und ihr Mann setzen auf die Zukunft und eröffneten eine Pelmeni-Fabrik. Pelmeni, zumeist mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, gelten als russisches Nationalgericht. Hier macht man sie auf „Pariser Art“ und träumt davon, sie eines Tages auch im wahren Paris zu verkaufen.
    Im nahe gelegenen Satka hat es Jury Iwanowitsch Kitov vom Arbeiter zum Oligarchen gebracht. Vorbild des reichsten Mannes der Region ist Stalin. Sein ganzes Unternehmen gleicht einem Stalin-Museum. Den Reichtum verdankt er den Konfliktherden der Welt. Viele Hundert Frauen produzieren in seinen Fabriken kugelsichere Westen.
    Die Arbeiter der Metallwerke im nahen Zlatoust bauten bis vor kurzem vor allem Panzer. Jetzt fertigt man hier Schmuckwaffen. Deutsche Handwerker brachten das Know-how vor 200 Jahren aus Solingen in den Ural. Zierten einst die Insignien der Sowjetmacht die Klingen für Stalin, Breschnew und Stasichef Mielke – alle im Werksmuseum zu bestaunen -, haben heute junge, kreative Künstler freie Hand.
    Die Reise endet, wo sie begann: in Jekaterinburg, der dynamischen Metropole des Ural. Hochzeitspaare fahren dort zu einem Monument, das die Grenze zwischen Europa und Asien markiert. Ein Brauch soll allen Glück bringen: gemeinsam mit einem Schritt hinüber, mit dem anderen zurück. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.02.2009arte

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