Diese Reise in den Kaukasus führt zurück in die Ursprünge unserer Geschichte. Hier, so heißt es, kann das Geheimnis des prähistorischen Europas entschlüsselt werden. Denn unter den Ruinen der mittelalterlichen Burganlage von Dmanisi in Georgien entdeckten Archäologen vor wenigen Jahren erstmals Spuren, die den Kaukasus zum Schauplatz einer schicksalhaften Grenzüberschreitung machten. David Lordkipanidze, Paläontologe und Leiter der Ausgrabungen, präsentiert die Schädel der ältesten „Europäer“, unter anderem den einer 13-Jährigen, die hier vor 1,8 Millionen Jahren auf ihrer Wanderung von Afrika nach Eurasien gestorben ist. Überall am Fuße des Kaukasus begegnet man Spuren einer konfliktreichen Geschichte: dem Gold der Argonauten, dem mörderischen Streit zwischen Jason und Medea und dem
Mythos von Georgiens großem König Davit. In Wardsia schlugen Mönche eine Höhlenstadt als Fluchtburg für 50.000 Menschen in den Felsen. Und in Swanetien ist bis heute jedes Haus eine Festung geblieben für ein Volk, das sich keinem Eroberer jemals gebeugt hat. Auch die Geschichte von Romeo und Julia hat womöglich im Kaukasus begonnen: In der Bibliothek der Erdölmetropole Baku in Aserbaidschan entdeckte Professor Farid Alakbarli die „Urfassung“ dieser Tragödie. Aufgezeichnet hat sie ein persischer Dichter vor etwa tausend Jahren. Heute liegt dieser Schatz neben einem Werk, das die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt hat, neben dem ältesten erhaltenen Lehrbuch der Chirurgie, verfasst vom andalusischen Arzt al-Zahravi. In Europa kennt man ihn als Abulcasis, den Begründer der modernen Medizin. (Text: arte)