Yourope

Als jüngst Google-Streetview in Deutschland eingeführt wurde, gab es nur eine kurze Diskussion darüber, ob man es denn hinnehmen muss, dass die eigene Wohnung im Internet abgebildet wird, leicht erkennbar für jeden Schnüffler. Als WikiLeaks dann die geheimen Einschätzungen amerikanischer Botschaften veröffentlichte, war die Aufregung schon nicht mehr ganz so groß, schließlich richtete sich die Aktion ja „gegen die USA“, die selbst Weltmeister im Ausspionieren sind. Dabei sind Streetview und WikiLeaks nur die Spitze des Eisberges. Längst kursieren über alles und jeden zahlreiche, zum Teil höchst private Daten, im Internet.
Und es werden von Minute zu Minute mehr. Die Bürger selbst füttern das Internet damit. Vor allem bei Jüngeren gehört es fast schon zum guten Ton, sich freizügig im Netz zu präsentieren, persönlichste bis peinlichste Fotos inklusive. Während die einen

euphorisch das „postprivate“ Zeitalter als Modell einer offeneren Gesellschaft begrüßen, graust es den anderen vor dieser „schönen neuen Welt“, sie fordern Kontrolle, bis hin zur Zensur. Die Werbewirtschaft gehört allerdings nicht dazu, denn sie profitiert von dieser neuen Offenherzigkeit, ebenso mancher Personalchef, aber auch Kriminelle und Terroristen.
Und der Staat ist gespalten. Einerseits sammelt er ja selbst schon lange unsere privaten Daten und hat auch schon vor Google zum Teil flächendeckend Luftaufnahmen von unseren Häusern gemacht, andererseits kann sich dieser Trend zu ungehemmter Öffentlichkeit, wie WikiLeaks zeigt, auch gegen ihn selbst richten. Die Europäische Union hat jedenfalls erkannt, dass es völlig ungeregelt nicht weiter geht. Sie bereitet ein Gesetz für eine neue allgemeine Datenschutzregelung vor, damit die Bürger ihre privaten Daten besser kontrollieren können. (Text: arte)