Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1 (30 Min.)
    „Gerümpel, Gerümpel, na klar isses Gerümpel“, so beschreibt Peter Degner augenzwinkernd seine Wohnzimmereinrichtung. Wirklich Gerümpel ist es aber doch nicht, zwischen dieses würden sich Leute wie Michail Gorbatschow, Ray Charles und Maximilian Schell auch garantiert nicht setzen. Peter Degner, seit über 20 Jahren Konzertveranstalter in Leipzig, hat sie alle schon zu Gast gehabt, die Großen des Show-Geschäfts – entweder in seiner „Bude“ – oder auf den Bühnen der Messestadt: Tina Turner, Liza Minelli, Mikis Theodorakis, Klaus Doldinger, Eartha Kitt und viele mehr.
    „Anything goes“, alles ist möglich, nach diesem Motto hat der Impressario Möbelstücke, Nippes, Kunsthandwerk und Kitsch querbeet gesammelt und zu einer atemberaubenden Sammlung gehäuft. Biedermeier trifft auf russische Ikonen, hauchdünne Sammeltassen treffen auf Gemälde, die man vage als „zeitlos“ einstufen kann, 80 Quadratmeter Eklektizismus vom Feinsten. Mal ist Degners Wohnung großes Theater, mal aber auch Rückzugsort eines sympathischen Grüblers, der dann Cognac trinkt und Charles Aznavour hört, ganz für sich alleine.
    In Wien inszeniert die Hausfrau und DJ Parasolia sich und ihre Wohnung täglich neu: Es fließt ein möblierter Bach voller Fische durch die Küche, eine komplette Frühstückstafel ist an die Decke geschraubt, es gibt ein Klo mit einem Goldthron, Mausefallen, an denen Sockenpaare hängen, einen Running Sushi und eine eingesperrte Tollwutlampe – unter anderem. Die schier überbordende Fantasie der Parasolia hat eine ganz eigene Wohnwelt geschaffen, die vielleicht so etwas wie die ironische Interpretation der Gemälde von Hieronymus Bosch ist.
    Oder auch nicht. Denn jede verbale Beschreibung verblasst hinter dem, was sich in diesen Wiener vier Wänden abspielt. Mit Akribie und anscheinend nie versiegender Kreativität tüftelt, entwirft, schraubt, klebt und sägt sich Parasolia ein Wunderland zurecht, durch das sie lachend und anderen die Nase zeigend und stets in Plateauschuhen wandelt. Zweiter Teil der Dokumentationsreihe „Wohnzimmer – Hinter diesen Fenstern“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.11.20143sat
  • Folge 2 (30 Min.)
    Eine Lebenskrise trieb Matthias Jacob vor 20 Jahren aus der Stadt aufs Land. Er landete auf einem Grundstück mit einem alten Bauwagen und Aussicht auf ein Kornfeld. Matthias ist Handwerker, insofern war der Ausbau des Bauwagens für ihn „erstmal keen Ding.“ Im Gegenteil. In seinem Bauwagen sitzt jedes Fenster an der richtigen Stelle, und jedes Regalbrett ist da, wo es hingehört – lässige Perfektion. Die Winter im Bauwagen sind hart, die Sommer großartig. Zwei Pole, die man aushalten können muss. Auch Andrea Stahl hat zehn Jahre in einem Bauwagen gelebt. Der Wagen hatte keine Fenster, denn er diente dazu, Sehenden die Welt von blinden Menschen erfahrbar zu machen.
    Andrea Stahl entkernte den Wagen und schweißte die Karosse neu. Eine ganze Leiste von Fenstern kam hinzu. Alles wurde sehr stilvoll, aber irgendwann war Schluss. Heute wohnt Andrea Stahl in einem Loft hoch über einer Kleinstadt zwischen Zürich und Luzern. Das Loft ist Wohnung und Proberaum zugleich. Ihre Möbel designt Andrea Stahl selbst. Sie ist – nomen est omen – Stahlkünstlerin. Daher ist Wohnen für sie nicht nur eine private Angelegenheit, sondern auch eine professionell-gestalterische Aufgabe.
    Über die Jahre hinweg hat sich Andrea Stahl eine eigene Handschrift erarbeitet. Eine spezielle Formensprache, die man in ihren Sesseln, Liegen, Fackeln und Feuerschalen wiederfindet. Man kann sagen, ein Gegenentwurf zur Massenware, der zuerst im Loft landet und auf Individualität und Gebrauchswert erprobt wird. Erst dann entsteht eine kleine Serie für „die da draußen“. Dritter und letzter Teil der Dokumentationsreihe „Wohnzimmer – Hinter diesen Fenstern“, die schaut, wie es sich Deutsche, Österreicher und Schweizer zuhause gemütlich machen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.11.20143sat
  • Folge 3 (30 Min.)
    Menschen in Österreich, der Schweiz und Deutschland laden in ihre Wohnungen ein. Es geht nicht um Frauentausch, Renovierungen oder Kochduelle, sondern es werden Geschichten von verschiedenen Menschen und Orten erzählt. Ohne starre Raster oder Vorgaben müssen die Protagonisten nicht exemplarisch für etwas stehen. Mal sind sie jung mal alt, mal Single, mal sind es Familien. Warum wohnen sie ausgerechnet dort und warum ausgerechnet so? Was erzählt der Wohnraum über seine Bewohner? Und was bedeutet es eigentlich für sie, „zu Hause“ zu sein? In der ersten Folge der dreiteiligen Dokumentationsreihe „Wohnzimmer – Hinter diesen Fenstern“ geht es zunächst nach Halle an der Saale.
    Unterhalb der Burg Giebichenstein gibt es hier und da noch den alten grauschwarzen Rauhputz an den Fassaden und die alten Reklameschriften, die durch jüngere Anstriche schimmern. Hier lebt und arbeitet Martin Möhwald. Der Keramikkünstler lebt mit den Fragmenten seiner eigenen Biografie, mit Büchern, Schriften, Steinen, Scherben, Fotos. Überall stehen Gefäße, Fläschchen, Kannen, Vasen, Teller. Und zu jedem Ding kann Möhwald eine Geschichte erzählen. Die 80-jährige Erika Schmied lebt allein und umgeben von zehntausenden von Büchern auf ihrem Vierkanthof in Oberösterreich – eine literarische Wohnwelt, Regalmeter um Regalmeter.
    Ihr verstorbener Gatte, der Schriftsteller und Kunsthistoriker Wieland Schmied, war Freund und zeitweilig Lektor von Thomas Bernhard. Erika Schmied machte unzählige Fotos von Bernhard, das Ehepaar veröffentlichte mehrere Bücher über den Schriftsteller. Erika Schmied macht nach wie vor Bücher, sie müsste auch ihre Fotos ordnen oder den geistigen Hausstand katalogisieren: „Viel Arbeit,“ sagt sie. 3sat zeigt die beiden weiteren Folgen der dreiteiligen Dokumentationsreihe „Wohnzimmer – Hinter diesen Fenstern“ am Sonntag, 23. November, und Sonntag, 7. Dezember, jeweils um 18:30 Uhr. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.12.20143sat

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