Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Zweiteilige Dokumentation von Ariane Riecker 1990 ist die DDR am Ende, weil die Mehrheit der Ostdeutschen denen nicht mehr traut, die das Land beherrschen. Das Volk wählt den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland. In Politik, Wirtschaft, Medien, Universitäten und sogar dem kleinsten Sportverein gilt nun, was im Westen Jahrzehnte lang gewachsen ist – und es beginnt ein gewaltiger Transfer von Strukturen und Eliten von West nach Ost.
    Mehr als 25 Jahre sind seitdem vergangen. Auf den ersten Blick ist die Bilanz eindeutig, denn der Elitentransfer scheint bis heute fortzuwirken. 87 Prozent der Wohnbevölkerung in den neuen Bundesländern sind heute Ostdeutsche, d.h. sie sind aufgewachsen in der Region. In den Spitzenämtern von Wirtschaft, Politik, Sport, Kirchen, Militär und Gesellschaft spiegelt sich das allerdings nicht wider. Im Durchschnitt besetzen Ostdeutsche gerade mal 25–35 Prozent der Spitzenpositionen, in einigen Bereichen sind es lediglich ein Prozent.
    Entgegen der anfänglichen Erwartung ist die Dominanz von Amtsträger aus dem Westen keine vorübergehende. Eine ostdeutsche Kanzlerin kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis heute Ostdeutsche kaum in gesellschaftliche Spitzenpositionen eingerückt sind. Mehr als die Hälfte der Staatssekretäre in ostdeutschen Ministerien stammt aus den alten Bundesländern, bei den Abtteilungsleitern sind es sogar drei Viertel. Welche Folgen hat das? Der Osten tickt anders, so die landläufige Meinung. Liegen die Ursachen dafür in den Prozessen des letzten Vierteljahrhunderts? Der erste Teil der zweiteiligen Doku-Reihe „Wer beherrscht den Osten?“ sucht nach Antworten, indem er tief in das politische Gefüge Ostdeutschlands eintaucht.
    Viele Menschen haben das Vertrauen in die traditionellen Institutionen der Parteiendemokratie verloren. In Punkto Wahlbeteiligung sind die Ostdeutschen bundesweit die Schlusslichter. Und es gibt die Neigung, sich radikaler zu artikulieren und zu wählen. Zu Wort kommen Menschen an der Basis, aber auch Politiker und Funktionsträger, die nach 1990 aus dem Westen in den Osten gekommen sind und dann sehr unterschiedliche Wege gegangen sind.
    Bodo Ramelow wurde zum ersten linken Ministerpräsidenten. Und Johannes Beermann, lange Jahre Chef der sächsischen Staatskanzlei, ist inzwischen Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Ihr Blick auf den Osten Deutschlands könnte unterschiedlicher nicht sein. „Wer beherrscht den Osten?“ – Die Dokumentationsreihe legt offen, wer wo und warum welchen Einfluss hat und wer nicht. Und sie zeichnet die historischen Entwicklungslinien nach. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.05.2016MDR
  • Zweiteilige Dokumentation von Ariane Riecker 1990 ist die DDR am Ende, weil die Mehrheit der Ostdeutschen denen nicht mehr traut, die das Land beherrschen. Das Volk wählt den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland. In Politik, Wirtschaft, Medien, Universitäten und sogar dem kleinsten Sportverein gilt nun, was im Westen Jahrzehnte lang gewachsen ist – und es beginnt ein gewaltiger Transfer von Strukturen und von Eliten von West nach Ost. Entgegen der anfänglichen Erwartung ist die Dominanz von Amtsträger aus dem Westen keine vorübergehende. Eine ostdeutsche Kanzlerin kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis heute Ostdeutsche kaum in gesellschaftliche Spitzenpositionen eingerückt sind. In den Führungsetagen ostdeutscher Unternehmen ist der Anteil Ostdeutscher sogar rückläufig.
    Der zweite Teil der Dokumentation erzählt von den neuen Netzwerken und Strukturen, vom feinen Geflecht aus Abhängigkeiten, die sich im Osten anders entwickelt haben, als im Westen und die heute bestimmen, wie der Osten „tickt“. Die Wirtschaftsstrukturen im Osten – gänzlich andere als im Westen. Das ist historisch gewachsen. Die großen DDR-Kombinate wurden zerschlagen oder privatisiert, Großkonzerne im Osten sind eine Seltenheit. Stattdessen wuchs ein starker Mittelstand heran, der bisweilen stärkere Wachstumsraten aufweist als in den alten Ländern. Das bedeutet auch andere Machtstrukturen. Der Mittelstand kann auf sehr direkte Verbindungen zur Politik bauen, denn das Versprechen, Arbeitsplätze in strukturschwache Regionen zu bringen, hat noch immer erhebliches Gewicht.
    Starken gesellschaftlichen Einfluss haben auch die Kirche, obwohl die Mitgliederzahlen eher Machtlosigkeit vermuten lassen. Sie sind heute in vielen gesellschaftlich relevanten Gremien vertreten. Hinzu kommt, dass die Kirchen gerade im Osten über riesige Ländereien verfügen. Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirche und Sport: Der zweite Teil der Doku-Reihe „Wer beherrscht den Osten?“ wirft einen genauen Blick auf das Netzwerk auf die neuen Mächtigen in Ostdeutschland.
    Zu Wort kommen Politiker und Funktionsträger wie Claus Weselsky, der nicht unumstrittene ostdeutsche Gewerkschaftschef. Oder Ex-Banker wie Hilmar Kopper, der der deutschen Bank direkt nach der Wende den Weg in den Osten ebnete. „Wer beherrscht den Osten?“ legt offen, wer wo und warum welchen Einfluss hat und wer nicht. Sie kommt zu einem bemerkenswerten Ergebnis. 87 Prozent der Wohnbevölkerung im Osten sind Ostdeutsche, aber an den Schaltstellen der Macht spiegelt sich das an keiner Stelle prozentual wider. Auch weil viele Ostdeutsche, die heute Schlüsselpositionen einnehmen könnten, nach 1989 den Osten verließen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.06.2016MDR

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