Unser Leben Folge 203: Susanne gründet ein Kinderheim – Traum und Wirklichkeit
Folge 203
Susanne gründet ein Kinderheim – Traum und Wirklichkeit
Folge 203
Die Kinder machen sich keine Illusionen mehr über das Leben. Sie haben oft viel Chaos erlebt, selten haben sie Erfahrungen mit intakten Gruppen- oder Familienstrukturen machen können. Hier im Kinderheim ist das anders: Alle begegnen sich mit Wertschätzung und Respekt. Und jedes Kind übernimmt Verantwortung im Haus und auf dem zugehörigen Bauernhof. Die Leiterin Susanne Kleinschmidt beschreibt den Effekt so: „Die Kinder regulieren und erziehen sich untereinander – das ist ähnlich wie bei einem Rudel von Wölfen.“ Vor 17 Jahren gründete die 49-Jährige die stationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Manuka. Ganz allein fing sie an und verwirklichte ihren Traum von einem veganen Bauernhof als Zuhause für vernachlässigte oder heimatlose Kinder. Das Projekt ist ihr „Baby“. Seit mehr als zehn Jahren hat sie keinen Urlaub mehr gemacht, ist
Tag und Nacht ansprechbar. Nun ist Susanne Kleinschmidt am Ende ihrer Kräfte: „Ich kann nicht mehr. Wenn die Kinder mir was erzählen, frage ich mich immer nur, wann sie fertig sind, weil ich es nicht mehr aufnehmen kann. Alles wird mir gerade zu viel. Auch das, was mir früher solchen Spaß gemacht hat: Die Beschäftigung mit den Kindern, die Tiere, die Mitarbeiterführung.“ Sie, die sonst immer gibt, braucht selbst Hilfe. Susanne Kleinschmidt plant nun die erste lange Auszeit seit Gründung des Hofes Manuka. Fünf Wochen Portugal, nur mit ihren zwei Hunden. Sie weiß noch nicht, wie es ihr damit gehen, was sie mit sich anfangen wird. Ohne Kinder und Arbeit – das kennt sie nicht mehr. Schafft sie es, ihr „Baby“ wirklich abzugeben in fremde Hände? Und wird sie sich selbst wiederfinden, jenseits der Rolle als Leiterin und „Mama“ des Hofes? (Text: rbb)