Jeden Morgen geht Anwar erst in die Übergangsklasse für geflüchtete Kinder und danach zu den deutschen Mitschülern in die Regelklasse. Dem Unterricht in der Übergangsklasse kann Anwar inzwischen gut folgen. Mitschülern, die erst vor Kurzem nach Deutschland gekommen sind, hilft Anwar beim Deutschlernen. Andere Kinder, die schon länger hier sind als er, helfen im Gegenzug ihm. Außerdem geht er jeden Tag für einige Stunden in die 7b. Im Matheunterricht muss er Flächen berechnen. Julian und Michael, die neben ihm sitzen, erklären ihm, wie das funktioniert. Und dann fragen sie ihn, ob er nach der Schule noch mit ihnen ein Eis essen geht. Es ist das erste Mal, dass Anwar Zeit mit Menschen verbringt, die kein Arabisch sprechen. Die Jungs stellen ihm viele Fragen und Anwar erzählt, so gut es eben geht. Manche Fragen versteht er nicht. Michael und Julian wollen
sehen, wie die arabische Schrift aussieht. Als sie versuchen, die Wörter nachzusprechen, lachen sich alle drei zusammen kaputt. Anwar ist glücklich. Und dann kommt auch noch eine erlösende Nachricht. Die Familie darf endlich in ein richtiges eigenes Zuhause ziehen. Anwar fällt ein Stein vom Herzen. Es ist das erste Mal, dass er ein Zuhause hat, seitdem er vor fünf Jahren Syrien verlassen hat. Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Am letzten Schultag erlebt Anwar noch eine Überraschung: Er wird eingeladen und darf zum ersten Mal eine deutsche Familie zuhause besuchen. Wie sich das wohl anfühlen wird? Anwar ist jetzt schon ein ganzes Jahr in Deutschland. Das vor ihm liegende Jahr wird auch wieder aufregend: Anwars Mutter ist schwanger. Im Herbst wird ein neues Baby zur Welt kommen. Er hat dann ein Geschwisterchen mit einem deutschen Pass. (Text: KiKA)
