Tänzer auf Nuku Hiva, einer Insel der Marquesas inmitten des Pazifiks: Seine Tätowierung wird „Patutiki“ genannt. Die Symbole stammen von der Gottheit Tiki, dem Urvater der Marquesaner.
Bild: Philipp Griess
Heretu Tetahiotupa ist mit 33 Jahren der markanteste Vertreter eines kulturellen Revivals. Gerade wurde er zum Direktor der wichtigsten Kunst- und Kulturfestivals der Marquesas-Inseln ernannt. Seine Lebensaufgabe: möglichst viel über die Tattoos und die Kultur seiner Heimat zu erfahren. Auf den Spuren der Zeichen reist er nach Europa. Im Archiv in Berlin begegnet er bislang unbekannter Kunst seiner Ahnen. Denn: Inmitten der kolonialen Katastrophe und des Massensterbens reiste ein deutscher Forscher 1897 auf die Marquesas. Was er damals in sechs Monaten sammelte, ist heute die Grundlage für eine wiedererwachte marquesanische Identität: Zum Großteil erschlossen und nach 150 Jahren erstmals übersetzt vom deutschen Marquesas-Spezialisten Michael Koch. Er glaubt nicht daran, dass der
Schlüssel zum damaligen Wissenskosmos überlebt hat. Sind die heutigen Tattoo-Interpretationen nur ein ausgebufftes Mittel in der Auseinandersetzung um politische Macht auf den Inseln? In Büchern gelangten die Tattoos auch nach Süddeutschland und bescherten der Tattoo-Künstlerin Manu Kelley ein Erweckungserlebnis. Inzwischen gilt die geborene Schwäbin als eine der besten Patutiki-Künstler Europas. Wo ist die Grenze zwischen Kunst, Tradition und kultureller Aneignung? Das untersucht seit 40 Jahren ein französisches Forscher-Ehepaar. Sie versuchen den Spagat, mit den Mitteln westlicher Wissenschaft das mündlich überlieferte Universum der Tattoo-Kultur zu kartographieren. Fast wären die Zeichen ausgelöscht worden. Jetzt sind sie zurück – mächtiger denn je. (Text: arte)
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