Es geschieht tagein, tagaus, überall auf dem Planeten Erde. Tiere und Pflanzen, die eigentlich nur in einem Erdteil heimisch sind, werden vom Menschen – mal bewusst, mal unbewusst – aus ihrer Heimat in andere Regionen „importiert“. Die Folgen sind oft verheerend: Das natürliche Gleichgewicht gerät außer Kontrolle, alteingesessene Arten werden vernichtet, und die ursprüngliche Vielfalt gerät in Gefahr. Doch wie kann die „tierische und pflanzliche Globalisierung“ des Planeten vermieden werden? „Die Ankunft einer neuen Art ist immer ein wenig wie Russisches Roulette“, sagt Jim Carlton. „Die Folgen sind niemals absehbar.“ Der Wissenschaftler beobachtet seit vielen Jahren Veränderungen an der amerikanischen Westküste. Innerhalb einer Langzeitstudie dokumentiert er, welche „Einwanderer“ fremder Lebensräume die Küste erobern. Er hat keine guten Nachrichten. Je mehr fremde Arten auftauchen, umso mehr alteingesessene sterben aus. Es ist eine „tierische und pflanzliche Globalisierung“, die in den letzten Jahrhunderten rapide voran schreitet. Ursache ist die Mobilität des Menschen. Schiff, Eisenbahn und Flugzeug steuern heute jeden Winkel der Erde an. Die Weltmeere, seit Jahrmillionen natürliche Grenzen, schützen nicht mehr die kontinentale Flora und Fauna. Die Einwohner von New Orleans können ein Lied davon singen. In den Fünfzigerjahren brachten heimkehrende Soldaten eine asiatische Termitenart als „blinde Passagiere“ aus Japan in die größte Stadt im Bundesstaat Louisiana. Im warmen und feuchten Klima der Südstaaten vermehrten sich die Tiere
explosionsartig. Mittlerweile sind sie eine Plage. Mit unersättlichem Appetit fressen sie sich durch einige Städte und vernichten die nostalgische Holzarchitektur. Von der unerbittlichen Macht der Insekten verspricht sich der Afrikaner James Ogwang Rettung für den Lake Victoria. In dem größten See des schwarzen Kontinents gedeiht ein Einwanderer aus Südamerika: die Wasserhyazinthe. Die Pflanzenart wurde im Jahr 1989 hier erstmals gesichtet. Ein knappes Jahrzehnt später hat die „Südamerikanerin“ weite Teile der Seeküste erobert und einheimische Pflanzen und Tiere verdrängt. Doch nicht nur die Artenvielfalt ist bedroht. Die Wasserhyazinthen verseuchen auch das Trinkwasser. Der Insektenforscher versucht jetzt, ihre Ausbreitung mit Hilfe einer Käferart einzudämmen. Er züchtet Rüsselkäfer, die Blätter und Wurzeln der Wasserhyazinthe fressen, und setzt sie in den betroffenen Regionen aus. Erste Erfolge sind zu verzeichnen. Doch Biokontrolle birgt auch Gefahren. Die neu eingeführten Arten können ihrerseits die Vernichtung anderer Arten vorantreiben. In eindrucksvollen Bildern zeigt der Film mehrere Beispiele für die Artenvernichtung durch „Invasoren“ in Afrika und Amerika. Dabei erhebt der Filmemacher John Rubin aber nie den moralischen Zeigefinger. Ein Film, der trotz aller Bedenken die Naturschönheit des Planeten Erde und die optimistisch stimmenden Ansätze zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Vordergrund stellt – mit moderner Schnitttechnik und hervorragender Kameraarbeit. Vier Folgen von „Tatort Erde“ werden in ZDFneo ausgestrahlt, Folge 2 direkt im Anschluss um 18:00 Uhr, Folge 3 und 4 am Montag, 28. Juni, ab 17:15 Uhr. (Text: ZDFneo)