SWR Porträt

Lisa Federle ist Deutschlands wohl bekannteste Notärztin. Das liegt an ihrem unermüdlichen Einsatz während Corona-Pandemie. Sie sorgte für kostenlose Tests, machte die Stadt Tübingen bundesweit zur Vorreiterin und wurde gefragte Expertin. Jetzt setzt sie sich mit Prominenten für Kinder ein, die unter der Pandemie gelitten hatten oder deren Eltern ihnen keinen Freizeitsport finanzieren können. Lisa Federles Lebensweg verlief nicht gerade. Als ihr Vater überraschend starb, war sie erst elf Jahre alt. Sein Tod warf sie vollkommen aus der Bahn, Lisa Federle verließ die Schule ohne Abschluss. Mit 17 zum ersten Mal schwanger, kämpft sie sich durchs Leben. Sie holt die Schulabschlüsse bis zum Abitur nach, studiert Medizin und wird mit 37 Jahren Ärztin. Sie hat auch vier Kinder großgezogen. Inzwischen hat die 61-Jährige mit Schauspieler Jan Josef Liefers und Moderator Michael Antwerpes den Verein „BewegtEuch“ für Kinder und Jugendliche gegründet. (Text: SWR)

Seine ersten 40 Jahre waren für ihn die schlimmsten. Heute lebt Schreinermeister und YouTuber Lars Rüddel unbeirrt das, wovon unzählige Männer träumen. Er zieht in Kommen im Hunsrück sein neuestes Ding durch: Die Makers-Week. Gemeinsam mit seiner 25-jährigen Freundin lädt er kreative Macher:innen aus ganz Deutschland ein, um das Machen zu feiern und dabei ein Tiny-Haus zu bauen und einen Chevy-Oldtimer zu restaurieren. „Ich bin an ihm verzweifelt“, sagt seine Mutter. Ihr Lachen kommt erst, wenn sie hinzufügt: Heute sei sie stolz auf ihn. Der Metzgerssohn aus Montabaur war schon als Kind anders: selbstbestimmt, frech, gelangweilt, aber dann wieder engagiert, sowie mit dem Umzug ins Dorf auch anstrengend für seine Eltern. Die Lehrer:innen liebten oder hassten ihn, ein „Dazwischen“ gab es nicht. Machen statt zögern – war schon immer sein Motto. Oder: Ergebnisse schaffen statt Konzeptpapiere. Wird das Tiny House in drei Tagen fertig sein? Was ist mit dem 1930er Chevrolet? (Text: SWR)

Die 75-jährige Elly Steiner fällt auf. Total untypisch für ihr Alter. Feuerrote Haare, Baseballkappe, stark tätowiert und coole Klamotten. Sie ist Deutschlands älteste DJ, die House und Electro auflegt. Wie bekommt sie das hin, wo sie doch auch schon ihr Alter spürt? Wie hält sie die Balance zwischen Bühne und Gesundheit? Dieses Jahr hat DJ Elly zwei große Gigs: einmal legt sie in Stuttgarts Top-Adresse Fridas Pier auf und einmal auf dem Christopher Street Day, wo sie viele Fans hat. Sie hat noch Lust weiterzumachen, aber es strengt sie mehr und mehr an. Ein bewegtes Leben mit einer Suchtkrankheit liegt hinter ihr. So langsam will sie es auch ruhiger angehen. Immer an ihrer Seite: Partnerin Meike. Sie ist 19 Jahre jünger und die beiden reden offen über die Endlichkeit des Lebens. Trotzdem ist es überraschend, als plötzlich Unvorhergesehenes all ihre Pläne in Frage stellt. Ihre Gesundheit und auch ihr großer Auftritt stehen auf der Kippe. (Text: SWR)

Er operiert Patient:innen mit schweren Verbrennungen in Nepal oder die mit Augenlid-Straffung in Bad Kreuznach. Die Operationssäle des plastischen Chirurgen Dr. André Borsche liegen weit auseinander. Er ist Chefarzt im rheinhessischen Diakonie-Krankenhaus und Leiter der Hilfsorganisation „Interplast Germany“, einem Zusammenschluss von Ärzt:innen und Pfleger:innen, die weltweit in Krisenregionen Menschen helfen, die sonst keine Chance auf eine Behandlung hätten. Der Arzt verdient in Deutschland das Geld, das er braucht, um dort zu helfen, wo Patient:innen unterversorgt sind. Parallel baut er in seinem Heimatkrankenhaus eine Abteilung für plastische, rekonstruktive und ästhetische Medizin auf. Doch er führt nicht nur ein Leben für den weißen Kittel. Im Medizinstudium lernte er seine Frau kennen, gründete mit ihr eine Familie und hat fünf Kinder. Woher nimmt er für seine vielen Aufgaben die Kraft? Was treibt Dr. Borsche an? (Text: SWR)

Ich gebe meinem Körper den Platz, den er braucht! Mit viel Witz kämpft die 36-jährige Influencerin Kim Hoss gegen Schönheitswahn und für weibliches Selbstbewusstsein. Ihre Plattform gegen Sexismus – „The Sirens Collective“ – geht online durch die Decke. Dafür nimmt sie auch Hass-Kommentare in Kauf. Doch die Klage der Band Rammstein gefährdet ihre berufliche Existenz. (Text: SWR)

Einer, der von unten kommt. Uwe Hück verbindet die schillernde Welt des Boxsports mit der Brutalität einer Jugend im Kinderheim und dem Erfolg der Weltmarke „Porsche“. Über Jahrzehnte einer der mächtigsten Betriebsrät:innen Deutschlands, mit einflussreichem Freundeskreis, kämpft der 61-Jährige heute am liebsten für seine eigene Hück-Stiftung, als Retter benachteiligter Kinder. Wie tickt dieser Mann, der ständig abwägt und geübt ist im taktischen Täuschen und verbalen Tricksen? Der seine eigene Haut verkauft beim Boxkampf, mit Tattoos am ganzen Körper. Uwe Hück ist immer laut, sagt sein alter Freund und Ex-Minister, SPD-Politiker Sigmar Gabriel. Seine weiche Seite lebt er seit Jahrzehnten mit den inzwischen erwachsenen Nachkommen vietnamesischer Flüchtlinge, seiner Ersatzfamilie. Denn Uwe Hücks Ehe ging in die Brüche und seinen leiblichen Sohn hat er enterbt. Mit aller Gewalt zum Erfolg – oder: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“. (Text: SWR)

Als Ryyan Alshebl 2015 unter dramatischen Umständen von Syrien nach Deutschland floh, sprach er kein Wort Deutsch. Heute ist er Bürgermeister eines schwäbischen Dorfes bei Calw: Ostelsheim hat 2023 den 29jährigen zum neuen Bürgermeister gewählt. Aufgewachsen in einem gebildeten Elternhaus wusste Ryyan Alshebl, dass großer Ehrgeiz nötig sein würde, um in Deutschland Fuß zu fassen. Er lernte im Rekordtempo Deutsch, schaffte als einer der Besten den Abschluss zum Verwaltungsfachangestellten, engagierte sich ehrenamtlich und fand in Clemens Götz, dem damaligen Bürgermeister von Althengstett, einen Mentor und Förderer. In Ostelsheim besuchte er im Wahlkampf sämtliche Vereine, ging von Haus zu Haus und suchte das Gespräch mit den Menschen. Er hörte von den Problemen des Ortes, erarbeitete Lösungsvorschläge und konnte damit überzeugen. Trotzdem gibt es auch Widerstände, er kämpft mit den Herausforderungen des neuen Amtes, aber auch mit den Ansprüchen an sich selbst. (Text: SWR)

Harry Pfaus Lebensweg schien vorgezeichnet: Waisenkind, Jugendheim, Alkohol und schließlich 13 Jahre Obdachlosigkeit. Aber mit Ende 50 kommt die Wende: Harry hilft während der Covid-Pandemie in Stuttgart armen Menschen. Er rettet mit und verteilt Lebensmittel. Schnell wird daraus ein Quartiersprojekt, mit inzwischen 50 Freiwilligen. Ein Container wird zu „Harrys Bude“, einem Ort, der Menschen zusammenbringt. Harry, der Ex-Obdachlose, ist plötzlich ein Vorbild. (Text: SWR)