Folge 4

  • 4. Die Großstadt als Fuchsbau

    Folge 4 (75 Min.)
    Hans Georg Studnitz führte im Auswärtigen Amt 1943–1945 heimlich Tagebuch. Er sagt: „Es gibt eigentlich nur sehr wenige Tagebuchaufzeichnungen über den Untergang Berlins.“ Studnitz’ Niederschriften sind von einer eigenartigen Präzision – „wie eine Kamera“ schaut er auf die Fress- und Vergnügungslust der Menschen, beurteilt er Propagandameldungen, geht durch brennende Trümmer. Und ebenso sachlich beschreiben viele andere ihre Zeit neben dem Faschismus, in Wartestellung, nur für das „Heute“ lebend. Wie dieses „Heute“ in Berlin zwischen 1941 und 1945 aussah, versucht der „Sittenspiegel“ in Streiflichtern zu rekonstruieren: das Banale und das Schreckliche, die Lebenslust und die Ohnmacht, die Intrige und die Bürokratie des Schreckens. Mittendrin stecken sie alle – und jeder, geradezu animalisch-instinkthaft, sucht sich sein Plätzchen, wo er das Leben noch einmal greifen kann: die kleine Nacht, die kleine Liebe, den kleinen Suff, den kleinen Ausbruch.
    In „Die Großstadt als Fuchsbau“ kommen Wolf Jobst Siedler, Brigitte Mira, Friedrich Luft, Ilse Werner, Alf Teichs, Kristina Söderbaum, Rainer Penkert, Hans Abich u.v.a. zu Wort. Das Filmteam hat in Fotoalben von Berlinern geblättert, die ihm ihre heimlichen „Feten“ zeigten und vom Fatalismus des
    Mittendrinseins erzählten: Man sei eingeschlossen, während draußen die Pest wütete.
    So ist es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, aus diesen tausend Geschichten nur halbwegs Sinngebendes zu montieren. Der Zufall stiftet die Verbindungen, geheimnisvolle Übereinstimmungen schimmern durch die Aussagen. Diesmal stehen nicht die Leute im Widerstand im Mittelpunkt, sondern die Künstler mit ihrem flittrigen Kabarett, die Studenten mit ihren Zirkeln, die Arbeiterinnen in der Munitionsfabrik mit ihren Liebeswünschen. Es sind die Diplomaten und die Modeschöpfer, die noch ihren Luxus durch das Grau der Ruinen tragen. Egal, wer es erzählt: Immer wieder kommt einen das Gefühl eines letzten, großen Fests an. Viele wissen um das Morden und den Tod Unschuldiger – sie wissen es nur nicht genau.
    Ein letztes großes Fest … als Hitler nicht mehr aus seinem „Führerbunker“ in die Reichskanzlei zurückkehrte, als die Russen schon Teile Berlins besetzt hielten, feierten Offiziere und Blitzmädel in den Räumen der Speer’schen Reichskanzlei Orgien. Es wurde gesoffen und gehurt, es wurde Swing-Musik gespielt und alles befleckt. Die ewig neue Geschichte von der zerbrochenen Autorität.
    Mitwirkende: Barbara Nüsse, Gustav-Peter Wöhler, Walter Thielsch und Peter Behrens, Luggi Böttger, Peter Gabriel, Udo Lindenberg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.1987Das Erste

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