Protest! Songs! Folge 3: Feminismus – Run the world – Girls!
Folge 3
3. Feminismus – Run the world – Girls!
Folge 3 (40 Min.)
Damit Sängerin Mariybu heute auf der Bühne stehen und ihren ‚Bitchtalk‘ ins Mikrofon rappen kann, gab es viele verschiedene Umbrüche, die Frauen für sich einfordern mussten.
Bild: ZDF und Karo Jackowska
Was treibt Frauen an, immer wieder den gleichen Kampf in verschiedenen Facetten und Ausführungen zu kämpfen? Und welche Musik brachten ihre Wut und ihre Emotionen hervor? Ob Nina Hagen über Abtreibung singt, Shirin David ihre männlichen Konkurrenten in die Schranken weist oder Yoko Ono in ihren Songs die Schwesternschaft thematisiert: Die weibliche Revolution ist von Frauen angetrieben und besungen worden. Damit eine Mariybu heute auf der Bühne stehen und ihren „Bitchtalk“ ins Mikrofon rappen kann, gab es viele Rechte, die Frauen für sich einfordern mussten: Wahlrecht, das Recht, den Führerschein machen zu dürfen oder ein eigenes Konto zu führen: Für uns heute sind das alltägliche und indiskutable Ansprüche. Doch sind diese teilweise nicht mal 100 Jahre alt. In den 1960er-Jahren sang Aretha Franklin noch für „a little respect“, und Lesley Gore emanzipierte sich aus der gesellschaftlich erwarteten Rolle heraus. Kein leichter Schritt, der durchaus mit Konsequenzen verbunden war. Doch brachten sie die Lücken der Gleichstellung zum Vorschein, der Kampf um sexuelle Selbstbestimmung begann. „Ich schaff mir keine kleinen Kinder an, nein, nein, nein!“ sang Nina Hagen in ihrer Abtreibungshymne „Unbeschreiblich weiblich“ und sprach damit ein jahrhundertelang tabuisiertes Thema an. Bis heute wird um legale Abtreibung und die persönliche Entscheidungsfreiheit gekämpft. Bis heute wird eingefordert, dass Frauen gewaltfrei leben dürfen. Noch heute hat das Geschlecht großen Einfluss auf das Gehalt oder die ökonomische Stabilität. Dolly Partons Song „9 to 5“ setzte sich immerhin schon in den 1980er-Jahren für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz ein. Doch wurden diese immer wiederkehrenden Themen mit erstaunlich großen Unterschieden besungen. 1995 durfte Tic Tac Toe das Wort „Scheiße“ noch in manchen Radiosendungen nicht sagen, heute sind Songtitel wie „Politschlampe“ oder „Drei Fotzen mit nem bomben Arsch“ keine Seltenheit. Noch nie gab so viele selbstbestimmte und laute Musikerinnen wie jetzt. Paris Paloma bietet den Song zu den Anti-Trump-Protesten, Mariybu polarisiert mit ihrer sexuellen Selbstbestimmung und Freizügigkeit, Pussy Riot wettern gegen das russische Regime. Peaches, Finna, SXTN, Luci van Org, Gudrun Gut, Megan Thee, Stallion, Alli Neumann, Beyoncé, Cardi B – Die Liste ist lang. Wie sehr fließt durch die DNA ihres Widerstands noch der Geist ihrer musikalischen Vorgängerinnen? (Text: 3sat)