So endet „Elementary“ – Review

Moderne „Sherlock Holmes“-Adaption nach sieben Staffeln zu Ende gegangen

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 19.08.2019, 19:00 Uhr

„Elementary“ – Bild: CBS
„Elementary“

Nach sieben Staffeln und 154 Episoden ist die amerikanische Krimiserie „Elementary“ in den USA zu Ende gegangen. War das Format vorab vielen Holmes-Fans übel aufgestoßen, weil es darin die Rolle von Sherlock Holmes’ (Jonny Lee Miller) Gehilfen Dr. Watson zur Frau machte und mit Lucy Liu besetzte, hatte die Serie zum Ende doch auch viele Fans und verstand es, auf eigenen Beinen zu stehen – auch wenn der Holmes-Mythos immer wieder als Krücke herangezogen wurde.

Für Fans, die einfach nur noch wissen wollen, wie die Geschichte um Holmes, Watson, Captain Gregson (Aidan Quinn) und Detective Bell (Jon Michael Hill) zu Ende gegangen ist, fasst fernsehserien.de kurz die letzte Staffel und das Finale zusammen. Alle, die aktuell noch der Ausstrahlung der finalen Staffel bei kabel eins folgen, sollten sich ernsthaft überlegen, sich in Geduld zu üben und abzuwarten, bis sie das Finale selbst sehen können – denn es ist reich an Twist und Wendungen.

CBS


„Elementary“ – Die finale Staffel
Eigentlich hatten die „Elementary“-Macher schon nach Staffel sechs erwartet, dass ihre Serie aus wirtschaftlichen Gründen enden würde – und Holmes dazu gezwungen, einen Mord auf sich zu nehmen, den er nicht begangen hatte, was ihn außer Landes zwang.

In Staffel sieben wurde Captain Gregson jedoch angeschossen, was Holmes und Watson in die USA zurückkehren ließ – und nach der Überwindung einiger Hürden setzten sie ihre Arbeit fort.

Im über mehrere Episoden gehenden finalen Handlungsbogen kamen die beiden Ermittler mit Odin Reichenbach (James Frain) in Kontakt, einem Tech-Milliardär. Bald erkannte Holmes, dass der Psychopath mit den technischen Möglichkeiten seiner Firma hinter einer Reihe von schwer zu beweisenden Morden steckte. Diese Technik brachte ihm zudem auch Freunde beim amerikanischen Inlandsgeheimdienst NSA, der für seine umfangreiche Abhörtechnik bekannt ist – und in der Serie einmal mehr durch Agent McNally (Tim Guinee) vertreten wurde, mit dem Holmes schon seit der zweiten Staffel und der Zusammenarbeit seines Bruders Mycroft mit der NSA immer mal wieder Kontakt hatte.

Durch seine NSA-Kontakte wurde Reichenbach vor den Konsequenzen seiner Taten geschützt und konnte so später auch Gregsons und Bells Familien bedrohen. Holmes sah nur einen Ausweg: Den Mord an sich selbst öffentlich zu inszenieren. Dabei kamen Platzpatronen und Tricksereien von Joan zum Einsatz, die „Leiche“ von Holmes stürzte ins Wasser – er galt als von Reichenbach ermordet, was den Unternehmer zu Fall brachte.

Drei Jahre später ….
Die Scharade ist aufgegangen: Reichenbach wurde vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem „Mord“ an Holmes umfangreiche Ermittlungen führen können, bei denen Reichenbach auch nicht mehr auf die Hilfe der NSA hoffen konnte. Am Ende konnten ihm weitere Morde nachgewiesen werden, so dass die Staatsanwaltschaft – mangels Leiche – aus taktischen Gründen auf eine Anklage wegen des Mordes an Holmes verzichtete und Reichenbach trotzdem für mehr als 100 Jahre hinter Gitter muss.

Am Tag der Urteilsverkündung wird der Anwalt Ronald Adair (Simon Templeman) bei Joan vorstellig: Jamie Moriarty sei verstorben und habe Holmes ein kleines Paket hinterlassen – und er übergebe das nun an Watson, die als Holmes’ Alleinerbin eingesetzt wurde. Ihre Vermutung, dass Holmes dieses emotionale Geschenk vermutlich haben möchte, bringt Watson dazu, ein mit ihrem Partner vereinbartes Notfallsignal auszulösen: Sie zerstört den Grabstein auf dessen leerem Grab. Nachdem Holmes zwei Jahre zuvor den Kontakt zu ihr hatte einschlafen lassen, taucht er im alten Brownstone auf.

Hol den Vorschlaghammer … CBS


Während Watson über den abgebrochenen Kontakt erzürnt ist, regt sich Holmes über den unnötigen „Ich bin in Lebensgefahr“-Notruf auf. Das Paket mit dem vermeintlichen Nachlass enthält ein belangloses Bild – Holmes ist sich ohnehin sicher, dass Moriarty noch am Leben ist. In seinem Exil hatte er unter verschiedenen Aliassen Fälle gelöst und dabei einen Schattenkrieg mit seiner großen Liebe geführt, die ihrerseits ihre alte Organisation wieder übernommen hatte. So ist Holmes sicher, dass der „Nachlass“ nur ein Manöver war, um ihn ans Licht zu bringen.

Bei seinen Gegenmaßnahmen stellt Holmes fest, dass der in der Tat zum Umfeld Moriartys gehörende Anwalt Adair seinen Besuch nur kurz überlebt hatte. Bald kombiniert er, dass nicht Moriarty ihn ans Licht bringen wollte, sondern dass ein anderer die Aktion eingefädelt haben musste – und Adair seinen „Verrat“ an Moriarty mit dem Leben büßen musste. Adair war durch Spielschulden manipulierbar geworden.

Holmes findet am Ende die Lösung: Der NSA-Mann McNally war nach einer Versetzung ins Auslandsbüro über die diversen Ermittlungserfolge von Holmes gestolpert und hatte aus der Vorgehensweise und der Tatsache, dass niemand sich für sie feiern ließ, kombiniert, dass Holmes noch am Leben sein müsste und sich im Untergrund aufhält.

Trotz aller früherer Animositäten war McNallys Ziel, Holmes zu treffen und ihn ganz offiziell für die NSA anzuwerben – Gleiche Arbeit, mehr Ressourcen ist sein Vorschlag. Zwar seien die USA nicht mehr das leuchtende Vorbild vergangener Tage, doch es sei weiterhin eine verdienstvolle Aufgabe, für die US-Regierung Verbrecher zur Strecke zu bringen – und wenn man sie im Ausland schnappen könne, bevor sie zur echten Gefahr für die USA werden, umso besser. Holmes lehnt ab und bereitet seine Rückkehr in den Untergrund vor.

Geheimnisse
Bei Holmes’ endgültiger Entscheidung spielen mehrere Entwicklungen und Geheimnisse eine Rolle. Anders als vereinbart hatte Joan Gregson und Bell später darin eingeweiht, dass Holmes noch am Leben war. Die Tatsache, dass Reichenbach auch ihre Familien bedroht hatte, ließ sie bei der Täuschung mitmachen. Einerseits hatte Joan vor zwei Jahren einen Jungen im Grundschulalter adoptiert, Arthur. Holmes hatte überlegt, aus diesem Anlass zurückzukehren. Doch ein Rückfall in seine Drogensucht brachte ihn stattdessen dazu, den Kontakt zu ihr einschlafen zu lassen und zu entscheiden, dass er seine Probleme nicht Joan und ihrem Kind aufbürden wolle.

Captain Gregson hatte vor zwei Jahren seinen Dienst quittiert (Bell stieg zum Captain auf), um die letzten Lebensmonate mit seiner Ehefrau Paige (Virginia Madsen) zu verbringen – ihm war bei der Heirat bereits bewusst gewesen, dass ihr wegen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung nicht viel Zeit bleiben würde. Deswegen ist es auch Gregson, der Holmes gegenüber ein Geheimnis von Joan ausplaudert: Bei ihr wurde Krebs diagnostiziert, sie steht kurz vor einer Chemotherapie. Gregson weiß, dass Watson der einzige Mensch ist, den Holmes aufrichtig liebt und er will ihm die Chance geben, seine Entscheidung über die Rückkehr in den Untergrund mit Kenntnis aller Fakten zu treffen.

Holmes beschließt augenblicklich, Watson aufzusuchen und zu erklären, dass er in New York bleibt, um ihr beizustehen.

Ein weiteres Jahr später …
An einem Grab macht McNally Holmes erneut das Angebot, für die NSA tätig zu werden – Holmes lehnt erneut ab. Die Grab-Szene ist allerdings ein Fake-Out: Es handelte sich um die „Beerdigung“ von Moriarty – Holmes ist jedoch überzeugt, dass es sich nur um ein weiteres Ablenkungsmanöver handelt. Watson hingegen hat gerade von ihrem Onklogen bescheinigt bekommen, dass sie krebsfrei ist.

Während Watson und Holmes bei Bell vorstellig werden, um ihm nach der überstandenen Gesundheitskrise erneut ihre Dienste als Berater anzubieten, sorgt sich Joan, was werden würde, wenn Bell ablehnt. Holmes entgegnet: „As long as we are together, what does it matter?!“ (Solange wir zusammen sind, ist alles andere nicht wichtig!?)

Eine Reihe von kleineren Anmerkungen: Bell war über den vorgetäuschten Tod von Holmes nicht begeistert – anfangs hielt er ja Holmes wirklich für tot – und begrüßte ihn mit einem Schlag in die Magengrube. Gregson war versöhnlicher – und begrüßte Holmes mit einer Umarmung. Bell ist mittlerweile verheiratet und Vater. Natalie Dormer, Moriarty-Darstellerin der vergangenen Staffeln, trat in der letzten Staffel nicht mehr auf.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Schade, dass diese tolle Serie zu Ende gegangen ist!
    • (geb. 1967) am

      Danke für die ausführliche Darstellung! Ich hatte schon überlegt, ob ich weiter gucken soll, weil es mir zu spannend wird, doch nachdem ich jetzt weiß, was passiert und dass es gut ausgeht, kann ich gucken, ohne einen Herzinfarkt zu riskieren.
      Noch einen Gruß an hazev: Wenn Du eine Serie nicht magst, dann tust Du gut, einfach nicht mehr einzuschalten. Allerdings darf es Dich dann aber auch nicht mehr interessieren, wie lange sie läuft, womit Du auch nicht mehr Gott danken musst, wenn sie abgesetzt wird.
      • am

        Gott sei Dank ist die Serie zu Ende. Nach der 1. Staffel hatte ich die Nase voll und habe nicht weiter geschaut.

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