„Tagesschau“-Gründer Horst Jaedicke gestorben

25 Jahre als Fernsehdirektor des SDR

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 17.05.2010

"Tagesschau"-Gründer Horst Jaedicke gestorben – 25 Jahre als Fernsehdirektor des SDR – Bild: NDR

Als das Fernsehen noch jung war hatte die „Tagesschau“ nur zwei Redakteure. Einer von ihnen war Horst Jaedicke, wahrlich ein Fernsehmann der ersten Stunde. Später stieg er zum Fernsehdirektor des Süddeutschen Rundfunks (SDR) auf und hatte diese Position 25 Jahre lang inne. Nun ist Jaedicke im Alter von 86 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im italienischen Chiavari gestorben.

Der aus Stuttgart stammende Horst Jaedicke begann eine Laufbahn als Journalist nach dem Zweiten Weltkrieg. Er arbeitete zunächst als Nachrichtenredakteur beim von der US-Militärregierung betriebenen Sender Radio Stuttgart und half zeitgleich beim Aufbau des ersten süddeutschen Büros des „Spiegel“. Entscheidende Aufbauarbeit in Sachen Fernsehen folgte von 1952 bis 1954, als Jaedicke gemeinsam mit einem weiteren Redakteur die „Tagesschau“ entwickelte und auch vom Start weg betreute.

Danach wurde Horst Jaedicke Redaktionsleiter bei der „Abendschau“ des SDR und übernahm fünf Jahre später das Amt des Fernsehdirektors. Zu seinen Verdiensten in dieser Position gehört die Öffnung des SDR für TV-Legenden wie Willy Reichert, Horst Stern und Loriot. 1969 war er außerdem an der Gründung des neuen dritten Programms ‚Südwest3‘ beteiligt, das gemeinsam von SDR, SWR und SR ins Leben gerufen wurde. Dort sammelte Jaedicke auch vor der Kamera Erfahrung. So moderierte er zehn Jahre lang das Live-Format „26 46 26 gibt Auskunft“, in welchem er Zuschauerfragen zum Fernsehprogramm beantwortete.

Schließlich war der Allrounder auch als Filmproduzent aktiv und betreute gemeinsam mit Bernd Eichinger die Verfilmung von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und den Truffaut-Film „Die letzte Metro“. In den vergangenen Jahren schrieb Horst Jaedicke in seiner Wahlheimat Italien zahlreiche Romanen und Sachbücher, darunter auch eine Biografie Willy Reicherts. 2007 erschien sein Buch „Von der Kunst, das Leben zu verlängern“. Es trug den schlichten und passenden Untertitel „Sterben ist doof“.

SWR-Intendant Peter Boudgoust würdigte Horst Jaedicke als „Pionier, der das damals junge Medium nachhaltig für anspruchsvolle Inhalte, für Regionalprogramme und Dokumentationen, für die neue Gattung des Fernsehspiels, aber auch für große Unterhaltungssendungen öffnete. Dass Fernsehen heute ein demokratisches Kulturgut ist, das nicht elitär daherkommt, sondern ein Millionenpublikum anspricht, das verdanken wir auch seinem Lebenswerk.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen