Schauspieler Gottfried John ist gestorben

Fassbinder- und Bond-Darsteller wurde 72 Jahre alt

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 03.09.2014, 10:18 Uhr

Gottfried John (r.) mit Günter Lamprecht in „Berlin Alexanderplatz“ – Bild: WDR
Gottfried John (r.) mit Günter Lamprecht in „Berlin Alexanderplatz“

Der bekannte Film- und Fernsehschauspieler Gottfried John ist am 1. September im Alter von 72 Jahren in der Nähe von München gestorben. Das teilte der WDR gestern mit. John erlag einem Krebsleiden. Seinen Durchbruch hatte der Schauspieler als regelmäßiger Darsteller unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder, so auch in den WDR-Mehrteilern und -Serien „Acht Stunden sind kein Tag“ (1972), „Welt am Draht“ (1973) und „Berlin Alexanderplatz“ (1980). Danach war er in zahlreichen deutschen und internationalen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen. Einem weltweiten Publikum wurde er vor allem als Bösewicht im James-Bond-Streifen „Goldeneye“ bekannt.

John wurde am 29. August 1942 in Berlin geboren und wuchs überwiegend in Heimen auf. Als 18-Jähriger ging er nach Paris, wo er sich als Bauarbeiter und Straßenmaler durchschlug. Nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, nahm er Schauspielunterricht und gab sein Bühnendebüt am Schiller-Theater. 1972 begann seine Zusammenarbeit mit Fassbinder: In dessen fünfteiliger TV-Miniserie „Acht Stunden sind kein Tag“ spielte er den Werkzeugmacher Jochen, im Science-Fiction-Zweiteiler und „Matrix“-Vorbild „Welt am Draht“ den computergenerierten „Einstein“. Höhepunkt der gemeinsamen Arbeit war die Rolle des Reinhold Hoffmann in der zwölfteiligen TV-Verfilmung von „Berlin Alexanderplatz“. Hoffmann war der Freund und Gegenspieler des von Günter Lamprecht gespielten Franz Bieberkopf.

Ab Mitte der 1980er Jahre war John verstärkt auch in ausländischen Produktionen zu sehen, so etwa in der britischen TV-Serie „Game, Set & Match“ (1988) oder der kurzlebigen US-Sci-Fi-Serie „Space Rangers“ (1993). Als Julius Caesar in „Asterix und Obelix gegen Caesar“ (1999) versuchte er sich erfolgreich im Komödienfach. Im gleichen Jahr war er in der Miniserie „Balzac – Ein Leben voller Leidenschaft“ an der Seite von Gérard Depardieu sowie als alkoholkranker Kommissar in der Krimireihe „Beckmann und Markowski“ auf den TV-Bildschirmen zu sehen.

Neben dem Charakterkopf stach vor allem Johns ungewöhnlich tiefe Stimme hervor und qualifizierte ihn besonders für die schrägen und abgründigen Figuren. „Mit Betroffenheit habe ich vom Tod Gottfried Johns erfahren“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow in einer Mitteilung. „Seine Zusammenarbeit mit dem WDR war sowohl für Film und Fernsehen als auch für das Radio fruchtbar und erfolgreich. Unvergessen bleibt seine wunderbare Darstellung in Fassbinders ‚Berlin Alexanderplatz‘. Wir werden Gottfried John in Erinnerung behalten als einen großen Charakterdarsteller – und als einen ebenso bescheidenen wie warmherzigen Menschen.“

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