Quotenerfolg für umstrittene Doku „Gnadenlos gerecht“

Viel Kritik, aber auch viele Zuschauer für das Reality-Format

Michael Brandes – 22.08.2008

Das umstrittene neue Reality-Format „Gnadenlos gerecht – Sozialfahnder ermitteln hat Sat.1 gute Quoten beschert. Die erste Folge, die an diesem Mittwoch (20.8.) um 21:15 Uhr ausgestrahlt wurde, sahen nach Angaben des Senders 3,22 Millionen Zuschauer (Marktanteil 11,3%) trotz großer Konkurrenz durch das Fußball-Länderspiel. Bei den werberelevanten 14- bis 49-jährigen Zuschauern lag der Marktanteil bei 15,2%.

Die wöchentlich ausgestrahlte Sendung begleitet die Sozialfahnder Helena Fürst und Helge Hofmeister bei ihrer Suche nach mutmaßlichen Hartz IV-Betrügern. Schon im Vorfeld hagelte erhebliche Kritik am Sendekonzept auf Sat.1 ein. Mehrere Verbände wiesen darauf hin, durch die Sendung könnte Sozialhilfeempfängern ein generelles Drückeberger- und Betrüger-Image verpasst werden.

Die Vorsitzende des Arbeitslosenverbandes Deutschland, Marion Drögsler, betonte beispielsweise, durch das Format würden Einzelfälle „in die Öffentlichkeit gezerrt“, obwohl die überwiegende Mehrheit der Betroffenen ehrlich sei. Der Sprecher des Erwerbslosen Forums Deutschland, Martin Behrsing, wies ebenfalls darauf hin, dass Sat.1 keineswegs die Realität abbilde und warnte davor, durch solche Sendungen könne „als Nebenwirkung eine Welle der Denunziation einsetzen“. In einem offenen Brief an die Sat.1-Geschäftsleitung forderte das Erwerbslosenforum, „dass zu jeder Sendung deutlich gemacht wird, dass Einzelfälle gezeigt werden und man damit keineswegs auch nur irgendeinen Rückschluss auf arbeitslose Menschen ziehen kann.“

Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler wies die Vorwürfe umgehend zurück. Es gehe in „Gnadenlos gerecht“ nicht um eine Pauschalverurteilung von Hartz-IV-Empfängern, sondern darum, einen „Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit“ zu zeigen.

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