Netflix startet überraschend Preissenkungen

Preiskampf mit günstiger werdendem „Basis-Abo“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 24.02.2023, 13:26 Uhr

Jenna Ortega als Wednesday Addams in „Wednesday“ – Bild: Netflix
Jenna Ortega als Wednesday Addams in „Wednesday“

Netflix überrascht mit der Ankündigung, Preise in mehr als 100 Märkten senken zu wollen. Allerdings – und das ist weniger überraschend – weder in Westeuropa noch in Nordamerika. Die frische Strategie scheint dazu gedacht, neue Kunden in wirtschaftlich schwachen Regionen zu gewinnen oder zumindest zu halten.

Der neue Kurs war von Netflix nicht groß angekündigt worden, sondern nur lokal in den jeweils betroffenen Märkten etwa via Twitter vermeldet. Laut THR werden in mehr all 100 Märkten (fast die Hälfte aller Netflix-Märkte) die Preise für das Einstiegsangebot („Basic“) sowohl für Neukunden wie auch für Bestandskunden ab sofort gesenkt. Die Senkungen sind lokal unterschiedlich hoch und haben demnach eine Spannweite von 20 bis 60 Prozent des alten Abopreises. Laut des Berichts ist die Preissenkung für etwa 4 Prozent der Netflix-Kunden oder zehn Millionen (bei zuletzt knapp 230 Millionen Abonnenten) relevant.

Hintergründe

Aktuell bemüht sich Netflix – wie andere Streaming-Unternehmen auch – darum, mit dem Streaming möglichst viel einzunehmen, nachdem man lange in die Ausweitung der eigenen Reichweite investiert hatte. Das bedeutet vielerorts Einsparungen bei den Programmausgaben.

Daneben setzt Netflix nun auch Daumenschrauben an, um seine geltenden Geschäftsbedingungen umzusetzen – insbesondere, dass ein Account nur unter Mitgliedern „eines einzigen Haushalts“ geteilt werden darf. Netflix versucht hier, die Peitsche mit sprichwörtlichem Zuckerbrot zu vereinen und bietet seinen bisher als blinden Passagieren mitfahrenden Kunden nun verschiedene Möglichkeiten, einen eigenen Account etwas günstiger zu starten (fernsehserien.de berichtete).

Dazu gehört in ausgewählten Ländern auch der Start des Angebots „Basic mit Werbung“, das naturgemäß günstiger ist als das sonstige Einstiegsangebot „Basic“. Diese Option gibt es aber nur in knapp einem Dutzend Märkte, darunter Deutschland und die USA (fernsehserien.de berichtete).

Mit dem jetzt dort vergünstigten Basic-Angebot versucht Netflix unter anderem in Mittel- und Südamerika, dem Nahen Osten, Mittel- und Osteuropa, Südostasien sowie Afrika südlich der Sahara, aus seinem Content-Angebot (dessen Kosten gleich bleiben) das Beste an Abonnenten und Einnahmen herauszuholen. Während Netflix durch die Preissenkungen für Bestandskunden zunächst Einnahmen verliert, hofft man, zum Ausgleich neue Kunden anzuziehen. Vermutlich eben auch solche, die durch das Vorgehen gegen Account-Sharing überlegen müssen, sich ganz von Netflix zu trennen, oder in den sauren Apfel eines eigenen Abos zu beißen.

Daneben befindet sich Netflix mit anderen Streamingdiensten ständig in einem Wettkampf um Kunden. Ein gewisser Prozentsatz von denen ist bereit, schnell auch wieder ein Abo zu kündigen, um für eine Zeit bei einem anderen Anbieter vorbeizuschauen und dortige Programmhighlights zu schauen – bevor es weiter zum nächsten Anbieter geht, oder eben zurück zu einem, wo man schon mal war. Mit günstigen Optionen versuchen die Streamer, solche Kunden zu motivieren, doch dauerhaft zu bleiben.

Netflix wendet sich mit unterschiedlichen Abo-Angeboten an die Kunden, wobei die verschiedenen Formen auch unterschiedliche Kunden ansprechen sollen – je nach Vorlieben beziehungsweise finanziellen Möglichkeiten.

„Basic“ bietet nur eine eingeschränkte Bildqualität und einen Stream „parallel“, ist dafür allerdings auch das günstigste Angebot (außer in dem Dutzend Länder, wo es „Basic mit Werbung“ gibt). Mit „Standard“ gibt es gegen entsprechenden Aufpreis bessere Bildqualität (1080p) und zwei Streams gleichzeitig. „Premium“ ist das teuerst Angebot, bietet den Cineasten aber die beste Bildqualität und auch gleichzeitig vier Streams – was dieses Abo-Angebot lange Zeit für Kleingruppen attraktiv machte, die sich die Kosten hierfür teilten. Bei zahlreichen Preiserhöhungen von Netflix in den vergangenen Jahren hatte der Streaming-Gigant meist die Kosten von „Basic“ nicht angetastet.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Basic?
    Ist das nicht das SD-Auflösung Modell?
    Gut, dass die meisten schon eine 4K Glotze haben. Diese kommen dann voll auf ihre Kosten :D
    SD würde ich nicht mal for free schauen...
    • (geb. 1966) am

      So unterschiedlich sind die Menschen. Ich schaue die meisten Serien in SD. Außer sie laufen bei den öffentlichen in der Mediathek.
      Ich nutze die Streaminganbieter fast nur für Filme.
      Der Anteil an UHD-TVs liegt bei ca. 30 Prozent der Haushalte. Das sind nicht "die meisten".

      By the way, 4K-Fernseher gibt es nicht. Technisch echtes 4K-Erlebnis gibt es nur im Kino.
      https://www.galaxus.de/de/page/der-4k-betrug-der-niemandem-auffaellt-9695
    • am

      Nun ja, es sollte eigentlich UHD TV heißen.Die Blur-ays heißen ja auch Ultra HD Blu-rays, von dem her.
      Trotzdem keinen Grund, jetzt SD zu schauen.
      Wie viel Prozent der Haushalte haben denn noch einen SD Fernseher?

      Und ich finde das Bild auf meinem OLED 100 mal geiler als im Kino mit Projektor...
  • (geb. 1960) am

    Zum einen gehen die neueren Produktionen (Shows und TrueCrime) zu sehr an mir vorbei, zum anderen gibt es zu viele auch interessante Anbieter: ich werde wohl nur noch einen Streamingdienst nutzen - für je 3 - 4 Monate...
    • am

      Das Angebot war zuletzt eher enttäuschend, vielleicht 1 Highlight im Monat, der Rest ist Trash. So wird Netflix über kurz oder lang aus dem Dauerabbo fliegen. Ich nehme es dann in die Rotation. Da ist auch Amazon Prime nach der deftigen Preiserhöhung gelandet ... gucke fast nur noch Disney oder Sky.
      • (geb. 1966) am

        Das mit der Rotation habe ich auch gemacht bzw. mache das eingeschränkt immer noch. Auf Disney und Netflix verzichte ich jetzt schon seit einem Jahr. Sky hatte ich nie. Prime habe ich noch im Dauerabo. Aber mit dem neuen höheren Preis weiß ich noch nicht, ob ich es weiter halte.

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