Model-Verband kritisiert „Germany’s Next Topmodel“

Kandidatinnenverträge als „unwirksam“ bezeichnet

Michael Brandes – 24.06.2010

Model-Verband kritisiert "Germany's Next Topmodel" – Kandidatinnenverträge als "unwirksam" bezeichnet – Bild: ProSieben

Der Verband lizenzierter Modellagenturen (VELMA) hat die Verträge der Kandidatinnen bei „Germany’s Next Topmodel“ als sittenwidrig kritisiert. „Die Verträge sind nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind“, sagt Rechtsanwalt und VELMA-Geschäftsführer Dirk-Rainer Finkenrath in der heutigen Ausgabe des „ZEITmagazins“.

Finkenrath wurden zwei Verträge von Kandidatinnen der zweiten Staffel vorgelegt, die seiner Ansicht nach „gegen geschriebenes und eindeutiges Vermittlungsrecht“ verstoßen. Im Vertrag sei eine Agenturprovision von bis zu 30 Prozent netto vorgesehen. Laut Vermittlervergütungsverordnung dürfe für die Vermittlung in kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse von bis zu sieben Tagen jedoch lediglich eine Provision von 18 Prozent brutto erhoben werden, bei längeren Beschäftigungsverhältnissen sogar nur 14 Prozent brutto. „Bei dieser eindeutigen Rechtslage würde jedes deutsche Gericht beide Verträge für unwirksam erklären“, so Finkenrath. Auch weitere Vertragsparts bemängelt der Geschäftsführer, darunter unzulässige Exklusivbindungen. Es sei „wohl ausschließlich die Sorge um die Karriere, welche die Teilnehmerinnen bindet“.

In dem ausführlichen und interessanten Hintergrundbericht zur Castingshow äußert sich unter anderem auch Benjamin Ahlborn, der Anwalt von Fiona Erdmann kritisch. Er half der Ex-Teilnehmerin aus ihrem Vertrag: „Hier wurden einseitige Optionen von ProSieben gesetzt, sodass ein alleiniges Vorankommen der Kandidatinnen verhindert wurde. So was geht natürlich nicht.“ Die Show sei lediglich eine „Werbesendung, in der sich meist mittelmäßig bekannte Designer und Fotografen präsentieren können. Einen Modelvertrag mit einer großen und seriösen Agentur gibt es schon seit der dritten Staffel nicht mehr.“

„Die Sendung hat mit der Realität des Modelberufs nichts zu tun“, sagt Yannis Nikolaou von der Agentur Place Models: „Es geht um das Drama, die Mädchen sollen weinen und sich streiten und sonst wie ausflippen. Ob sie danach wirklich als Models arbeiten oder nur für ProSieben-Jingles, ist für die Quote egal.“

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