Er ist sicher nicht der erste, der ab und zu frustriert ist über das System der ARD. Doch Jörg Pilawa, eines der Aushängeschilder des Ersten, hat diesem Frust nun Ausdruck verliehen. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ bemängelte er nicht nur fehlende Konsequenz und Sendeplätze, sondern auch eine mangelnde Wertschätzung für quotenträchtige Arbeit: „Ich arbeite seit sechseinhalb Jahren für die ARD, und ich tue das erfolgreich. Aber ich finde vieles in der ARD auch einfach nicht gut.“
Zunächst betonte Pilawa, dass er sich über manche Dinge ärgere, gerade weil er die ARD schätze. Dennoch sei für ihn ein ‚monatelanges Gezerre‘, wie im Fall des Wechsels von Frank Plasberg und „Hart aber Fair“ ins Erste unbegreiflich: „Ein Top-Journalist, eine Top-Sendung, innovativ, schnell, modern – also alles, wonach wir suchen. Aber es dauert Jahre, bis er damit ins Erste kommt“.
Andere kamen dagegen gar nicht erst. Die Absage von Günther Jauch im vergangenen Januar betreffe Pilawa auch persönlich, weil es den Sender, dem er sich verpflichtet fühle, stärker gemacht hätte: „Ein Top-Moderator, der in die ARD gehört. Und wenn die es dann nicht hinkriegen, diesen Mann zu verpflichten, dann liegt es nicht an Herrn Jauch, sondern an der ARD“. So etwas müsse laut Pilawa eigentlich ‚Konsequenzen im System‘ haben, die aber ausblieben.
Für Jörg Pilawas „Großes Geschichtsquiz“ habe seine Produktionsfirma White Balance gar vier Jahre auf einen Sendeplatz warten müssen. „Wir haben acht Millionen geholt, da hätte man doch eigentlich direkt das zweite nachlegen müssen. Aber die Sendeplätze waren bis Jahresende belegt, also haben wir zugesehen, wie andere Sender mit ähnlichen Formaten Quote machen“. All dies trage dazu bei, dass Pilawa eine Erschöpfung ‚diesem System gegenüber‘ spüre: „Manchmal habe ich keine Kraft und keine Lust mehr darauf“, sagte der Moderator. Dies läge auch an einem Gefühl mangelnder Wertschätzung durch seine Auftraggeber: „Alle erfolgreichen Unterhaltungsformate, abgesehen von der Volksmusik, kommen von uns. Aber glauben Sie nicht, dass da jemand zum Hörer greift, hier anruft und sagt: Gut gemacht, liebe Redaktion.“
Seinen Vertrag, der noch bis 2010 läuft, will Jörg Pilawa erfüllen. Doch nachdem er bereits angekündigt hatte, die Moderation der „NDR Talk Show“ zum Jahreswechsel abzugeben, will er auch im Ersten 2008 kürzer treten: „Ich habe gerade die Planung bekommen. 200 Mal das tägliche Quiz und 19 Shows zur Prime Time um 20:15 Uhr. Das geht nicht. Das kann ich nicht alles machen.“
Da lehnt sich aber einer gewaltig aus dem Fenster. Pilawa hat Millionen gekriegt. Der braucht sich nun wirklich nicht beschweren. Und das F. Plasberg überhaupt ins Erste gekommen ist lag daran das es für ihn und seine Mitarbeiter einfach der richtige Zeitpunkt war. G. Jauch weiß das er bei RTL besser aufgehoben ist. Immerhin war er Jahrelang bei den ÖR und weiß wo er nicht mehr hingeht. Kritik ist immer angebracht. J. Pilawa ist nicht der erste der sich über die Abläufe in der ARD beschwert. Viele Prominente Mitarbeiter taten das bereits vor ihm. Aber ich halte ihn für nicht so kompetent wie er sich immer gerne sieht und darstellt.
Gerade da mit Zuschauer-Gebühren gewirtschaftet wird, sollte Qualität, aber nicht Quoten in Vergleich zu privaten Sendern Premisse sein. Jörg Pilawa ist Qualität. Es sollte auch überlegt werden, ob Leute gebraucht werden, die mit hohen Gagenforderungen unsere Gebühren abzocken wollen ! Siehe Harald Schmidt: Wenn es stimmt, was über seine Gage im Umlauf ist, dann sage ich, wir brauchen k e i n e n Harald Schmidt. Werden für solche Gagen ständig die Gebühren erhöht ?
Letztendlich hat doch wohl Jauch den Wechsel abgelehnt, und wer kann schon genau sagen, warum. Nur weil Pilawa einst in vergleichbarer Situation anders entschieden hat, muß es ja Jauch nicht auch so machen. Und die Programmdirektoren der ARD werden sich schon überlegen, ob und wem sie wie weit irgendwo reinkriechen. Vielleicht war Pilawa auch nur "leichter zu haben".
Ich habe das "Große Geschichtsquiz" nicht gesehen, bin aber eigentlich ganz froh, wenn die ÖRs nicht sofort jedem "Erfolg" hinterherlaufen und alles über den Haufen werfen. So was erwarte ich von den Privaten.
Bravo Herr Pilawa! Da haste wohl recht, mit deinem statement in der BamS.
Der eine mag Jörg Pilawa, der Andere hasst ihn. Ich kenne ihn allerdings lediglich nur als Moderator diverser Quizsendungen in den letzten Jahren. Ich nehme ihn zur Kenntnis, mehr nicht. Und ich schalte ihn nicht unbedingt bewusst ab, wenn ich sein Gesicht auf dem Bildschirm sehe.
Er hat nun seine Meinung abgegeben, und? Was ändert es am Fernsehprogramm der ARD? Herr Pilawa wird wirklich weniger präsent sein!
Nun ja, mit der Kritik am Verhalten der ARD in Sachen Plasberg und Jauch mag er wohl recht haben. Was seine eigenen Sendungen betrifft, sollte er sich vor Überschätzungen hüten. Mehr als leichte Kost ist es nun mal nicht, tagein tagaus von einer unsichtbaren Redaktion zusammengestelle Fragen an mehr oder weniger unbedarfte Kandidaten zu stellen. Die nur ansatzweise gestellten privaten Interviewfragen stellen auch keine großen journalistischen Herausforderungen dar. Wie gesagt: leichte Kost, unterhaltsam, mit einem durchweg sympathischen Präsentierer (Moderator wäre zu viel gesagt). Nicht mehr und nicht weniger. Pilawa, bleib' bei deinen Leisten und sei froh, einen gediegenen Arbeitsplatz in der ARD zu haben.
Auch ich finde, dass Pilawa Recht hat, wenn er die Moral und das bürokratisierte System bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten kritisiert. Was ich wiederum merkwürdig finde ist, dass unter diesem Aspekt niemand meinen letzten Thread versteht. Ich bin ehrlich gesagt fassungslos, dass kaum jemand seine Stimme erhoben hat. Ist Gehirmwäsche wirklich so leicht?
Dann haben sich die Zeiten aber wirklich radikal geändert. Früher wäre mir das als ein makaberes Spiel mit Worten ausgelegt worden, da hier Werte wie "Gewalt/Hass" und "Glück/Liebe" direkt gegenübergestellt werden. Thoraxprellung hat auch entsprechend reagiert - muss ich aber als Ironie betrachten, nachdem ich mal seine Seite besucht habe. Aber scheinbar hat das die anderen entweder emotional nicht berührt, oder sie haben sich auf der Suche nach der Lösung zu sehr im Detail verloren.
Wenn jemand auf seiner Homepage als Konfession "Bayern München" angibt, gleichzeitig aber in einem Internetforum den Moralapostel gibt, entbehrt das jawohl nicht einer gewissen Ironie.