Hitlers Quoten

Kritik an Guido Knopps ZDF-Dokus

Jutta Zniva – 15.11.2005

In einem Interview für Heise Online kritisiert Hannes Heer, Historiker und erster Leiter der Wehrmachtsausstellung, die mediale Aufbereitung der NS-Zeit und das Phänomen des ZDF-Historikers Guido Knopp.

Im Telepolis-Gespräch mit Thorsten Stegemann über Heers im Aufbau-Verlag erschienenes Buch „’Hitler war’s’. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit“ sagt der Autor, dass die Forschung auf Guido Knopps Hitler-Dokus deshalb nicht reagiere, weil Knopp für sie „vollkommen unseriös“ sei. Man widerspricht nicht, denn: Seine Dokumentationen seien U-Kultur und keine E-Kultur.

Deshalb gäbe es kaum fachliche Kritik daran, dass es in bei den Hitler-Dokus an kritischer Distanz und geschichtswissenschaftlicher Interpretation fehle. „Dass der Mann ein Millionenpublikum hat und seine Produkte in die ganze Welt verkauft, spielt für die meisten Fachjournalisten und Historiker keine Rolle“, sagt Heer. Dies sei bedenklich, denn: „Es geht hier schließlich nicht um irgendeine Vorabendserie, sondern um ein Kernthema unserer Geschichte.“

Knopp erziele als Fernsehhistoriker aber Wirkung und mache durch seine TV-Produkte Geschichtspolitik. In Wirklichkeit, so Heer, gehe es Knopp aber nicht um Aufklärung, sondern um Wirkung, also Quote.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Wie so oft muß ich Hannes Heer auch in diesem Falle hundertprozentig zustimmen.
    Das oberflächliche Geschichts-Fast Food von Guido Knopp ist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten.
    Passt aber zu einem Sender, der einen verlogenen Schleim Zyniker wie Johannes La (B) er Kerner als Journalisten (!) verkauft.

    Lesenswert in Heers neuem Buch "Hitler war`s" übrigens auch sein vernichtendes Urteil über besserwisserischen "Großmeister" der Hitler Forschung, Joachim Fest, der gleich in zwei Kapiteln sein "Fett" weg kriegt : "Der Untergang" (Wie ein Film die Geschichte Nazideutschlands auslöscht und neu erfindet) und "An Hitlers Hof" (Joachim Fest. Eine Karriere).

    Wie immer schreibt Hannes Heer sachkundig, intelligent und durchaus emotional.
    Ihn stören halt Leute wie Fest und Knopp und er kann diese Abneigung exzellent begründen.

    Ebenfalls wärmstens zu empfehlen ist Heers vorheriges Buch "Vom Verschwinden der Täter. Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei"

    Beide erschienen im Aufbau Verlag.
    • am via tvforen.de

      Meine Geschichtsdozenten halten auch nichts von Knopps Machenschaften...
      • am via tvforen.de

        scarlet_velvet schrieb:
        >
        > Meine Geschichtsdozenten halten auch nichts von Knopps
        > Machenschaften...

        Das steht denen frei, es steht ihnen aber genauso frei ein Gegenprogramm zu konzipieren. Vielleicht ist der BR interessiert? Knopp macht nun mal keine Vorlesung sondern Dokumentationen für die breite Masse.
      • am via tvforen.de

        experte schrieb:
        >
        > scarlet_velvet schrieb:
        > >
        > > Meine Geschichtsdozenten halten auch nichts von Knopps
        > > Machenschaften...
        >
        > Das steht denen frei, es steht ihnen aber genauso frei ein
        > Gegenprogramm zu konzipieren. Vielleicht ist der BR
        > interessiert? Knopp macht nun mal keine Vorlesung sondern
        > Dokumentationen für die breite Masse.

        Die Sendungen, die da von Herrn Knoop produziert werden, sind alle nach dem gleichen Schema gemacht. Er setzt einen Schwerpunkt (Hitlers Helfer oder Hitlers Frauen oder sonst was) und dann werden Filmschnipsel aneinander gereiht, die irgendwie dazu passen und zur Ergänzung zerrt er dann die noch wenigen Lebenden, die irgendwie direkt oder indirekt mit Hitler zu tun gehabt haben vor die Kamera. Die lassen dann mehr oder weniger, meist weniger bedeutende Aussagen vom Stapel ("zu mir war Hitler immer sehr freundlich" oder "Wenn Hitler kam, mußten wir immer vorher die Fenster putzen"). Das ist nicht wissenschaftlich und hat nicht einmal populärwissenschaftlichen Wert. Das meiste ist ohnehin bekannt und das, was neu ist, ist wie gesagt, völlig banal und historisch belanglos.
        In meinem Verständnis ist das KEINE Dokumentation
      • am via tvforen.de

        Dem kann ich nur zustimmen.
        Vor allem reisst Knopp durch das penetrante "Corporate Design" seiner "Dokus"
        historische Ereignisse und Phänomene komplett aus ihrem geschichtlichen Zusammenhang und präsentiert sie als neumodischen und letztlich unhistorischen Schnick Schnack.

        Wenn ich nur an die nachgespielten nebelumhangenen immer stummen Spielszenen denke, in denen die Schauspieler grundsätzlich agieren, als hätten sie Valium genommen, würde ich mir eine Blondie wünschen, die dem Knopp mal kräftig in die Waden beisst.
      • am via tvforen.de

        Auch wenn den Dokumentationen - ob ihr sie nun so nennen wollt oder nicht - der akademische Anspruch fehlen soll, sind sie für so manchen TV-Zuschauer informativ.

        Die Sendungen können oder sollen sogar Interesse für die Geschichte wecken, was dazu führen kann, dass man dann als ein Buch liest, um tiefer in das Thema einzusteigen.

        Geht einfach davon aus, dass die Mehrheit der Zuschauer nicht akademisch gebildet ist und mit wissenschaftlichen Auseinandersetzungen im TV nichts anfangen kann und folglich ausschaltet. Dann doch lieber eine Sendung, die den Zuschauer erst mal an die Themen heranführt. Es gibt genug Menschen, die nicht die Chance hatten, diesen Teil der deutschen Geschichte in der Schule oder Universität zu hören. Bei manchen kommt das Interesse für Geschicte auch erst später. Sollen die denn doof sterben oder in Unwissenheit oder Irrtum leben?
        Ich bin selbst Akademikerin und habe auf meinem Fachgebiet keinen Anspruch, diesen in TV-Dokus zu erfüllen, dazu gibt es Bücher. Dennoch hat mich Knops Sendung Anfang des Jahres aber über die Vertreibung aus den Ostgebieten informiert, die man anderweitig meistens mit einem Satz abhandelt.

        Weiter so, in der Hoffnung, viele Menschen aus der (ersten) Unwissenheit zu lösen!
      • am via tvforen.de

        Guido Knopp macht fast-food-Geschichte; auch wenn man ihm dabei zugute halten mag, daß er gänzlich Uninteressierte an diese Themen bzw. dieses EINE Thema heranführt, so wird alles aalglatt und ohne Widersprüchlichkeiten aufzugreifen präsentiert. Daher ist es zu bezweifeln, daß sich die breite Masse der Fernsehzuschauer weiter vertiefend (sprich mit richtigen Büchern) mit der Materie befaßt und somit auch eigene Standpunkte unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven und Interpretationsansätze entwickeln kann.

        Ein bekanntes Beispiel wäre eben die Frage, ob Hitler am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg oder "nur" einen europäischen Krieg begonnen hat. Wurde nicht vielleicht erst 1941 mit den Kriegseintritten der Sowjetunion und der USA ein Weltkrieg draus?
        Diese Frage mag jeder für sich beantworten oder auch nicht, weil er erstmal drüber nachdenken muß. Nur wird sie von Knopp gleich vorbeantwortet, indem natürlich Hitler den Zweiten Weltkrieg 1939 entfesselte.
        Es fehlen Denkalternativen.

        Selbstverständlich ist das eingesetzte Bildmaterial zur Illustration (insbesondere bei zeitgeschichtlichen Themen) absolut geeignet. Nur, wenn man zum hunderttausendsten Male diesen SS-Mann - unkommentiert! - sieht, wie er Mutter und Kind trennt, mag das irgendwann vielleicht nur noch abstumpfen.

        Dann doch lieber Michael Kloft, der beispeilsweise Dachböden und Archive nach "neuen", unveröffentlichten Bildern durchsucht und sie auch etwas spärlicher, dafür aber umso präziser kommentiert. Knopps Dokus sind Brei, die den Zuschauer mit Bildern und Phrasen (die gerne auch nicht mal zueinander passen) voll schwadronieren.

        Meiner Meinung nach, wären für "Einsteiger" in die Hitler-/NS-Thematik von Sebastian Haffner (auch wenn Haffner wohl eher Publizist denn akademisch arbeitender Historiker ist) die Anmerkungen zu Hitler geeigneter. Dort werden verschiedene hypotetische Standpunkte aufgezeigt, mit denen sich Hitlers Verhalten eventuell erklären liesse. Auch bietet es jede Menge interessanter Hintergrund- und Nebeninformationen: Beispielsweise gleich auf Seite 1 gibt es den Hinweis, daß der Führer im Ersten Weltkrieg nicht über den Rang eines Gefreiten hinaus kam - aufgrund von mangelnden Führungsqualitäten...
    • am via tvforen.de

      Hannes Heer, der besagte Kritiker ist ja selbst nicht seriös, sondern ein bekannter und unbelehrbarer Linksextremist. Seine tendenziöse und unsachliche Konzeption der Wehrmachtausstellung spricht da für sich. Dass ausgerechnet dieser Herr die Fernsehsendungen bemängelt, weil sie seiner Ansicht nach zu wenig seiner eigenen extremen Ansicht entsprechen sondern nur etwa linksliberal ausgerichtet sind, ist ziemlich kurios.
      • am via tvforen.de

        Abt. Wie vermeide ich politische Endlosdiskussionen ohne Ergebnis? :)
        • am via tvforen.de

          1. Was bringt es, wenn man genau weiß, wer der unbekannte Händeschüttler war?
          2. Wehrmachtsausstellung? Die haben's grad nötig - schließlich musste sie ja vorübergehend wegen historischer Ungenauigkeiten geschlossen werden. Wer im Glashaus sitzt...
          • am via tvforen.de

            Norbert schrieb:
            >
            > 1. Was bringt es, wenn man genau weiß, wer der unbekannte
            > Händeschüttler war?

            Vielleicht gar nichts, vielleicht aber auch wichtige Erkenntnisse, das erfährt man aber erst, nachdem man die Frage gestellt hat. Ausserdem soll man ja nicht nur nach der Identität des Unbekannten fragen (die wird sich sowieso schwer feststellen lassen, wenn es niemand besonderes war), sondern auch nach den Umständen unter denen die Aufnahme entstanden ist usw., genau das macht den Umgang mit Quellen aus. Man darf sie nicht ansehen oder lesen und sagen "Aha, so war das also!", man muss sie immer hinterfragen und kritisch betrachten.
        • am via tvforen.de

          Schließe mich Deiner Meinung an.
          Ich halte Knopps Sendungen ebenfalls für sehr informativ.
          Kritiker wollen halt auch ab und an mal von sich Reden machen.....
          • am via tvforen.de

            Schon toll, was die Herren Kritiker und "seriöse" Historiker an den Knopp-Sendungen zu bemängeln haben.
            Fakt ist: die Sendungen haben mir immer wieder in aller Deutlichkeit die Grausamkeiten des NS-Regimes vor Augen gehalten und immer wieder klar gemacht, dass Kriege nie wieder passieren dürfen.
            Ich nehme an, dass Herr Knopp ein sehr breites Publikum auf ähnliche Weise erreicht hat. Dafür gebührt ihm meines Erachtens Dank und nicht die plumpe Unterstellung es gehe nur um die Quote!
            • am via tvforen.de

              katz0r schrieb:
              >
              > Fakt ist: die Sendungen haben mir immer wieder in aller
              > Deutlichkeit die Grausamkeiten des NS-Regimes vor Augen
              > gehalten und immer wieder klar gemacht, dass Kriege nie
              > wieder passieren dürfen.

              Schön, aber genau das ist ja unwissenschaftlich, er weckt mit seinen Dokus Emotionen, das ist sicher nicht falsch, aber eben für einen ernsthaften Historiker total daneben.

              > Ich nehme an, dass Herr Knopp ein sehr breites Publikum auf
              > ähnliche Weise erreicht hat. Dafür gebührt ihm meines
              > Erachtens Dank und nicht die plumpe Unterstellung es gehe nur
              > um die Quote!

              Einerseits erreicht er sicherlich viele Leute, die sich sonst nicht näher mit dem Thema beschäftigen würden (ist ohne Zweifel ne gute Sache), trotzdem ist die Kritik die von wissenschaftlicher Seite kommt richtig. Er macht nichts seriöses, das hat mit richtiger Geschichtswissenschaft nicht mehr viel zu tun, das ist eigentlich nur seichte Geschichtsunterhaltung für die Massen.
            • am via tvforen.de

              Dustin schrieb:
              >
              > Er macht nichts
              > seriöses, das hat mit richtiger Geschichtswissenschaft nicht
              > mehr viel zu tun, das ist eigentlich nur seichte
              > Geschichtsunterhaltung für die Massen.

              Eine Geschichtsvorlesung findet nunmal nicht im Hauptprogramm statt, die Herren können BRalpha doch mal den Vorschlag machen - eine Sendnung nach ihren Vorstellungen.
            • am via tvforen.de

              Hallo zusammen!

              Nunja, ich habe auch ein paar Semester Geschichte studiert. Während dieses Studiums war früh ersichtlich, daß gerade bei diesem Thema die Meinungen der Akademiker weit auseinander gehen. Im Kern ist es aber so, daß alle Historiker die Schwierigkeit haben, ihre Erkenntnisse und Studien von der Hochsprache in die Allgemeinsprache runter zu brechen. Die sog. populärwissenschaftlichen Arbeiten (die meisten Arbeiten, die man im herkömmlichen Buchhandel erstehen kann gehören in diese Kategorie) sind zwar meistens selbst von Wissenschaftlern geschrieben, werden jedoch nicht anerkannt.

              Ganz schwierig wird es nun beim Thema Fernsehen. Die meisten Dokumentationen (auch die der ÖR) sind eindeutig populärwissenschaftlich. Beim Guido Knopp kann man sich das nicht ganz so leicht machen, wie ich finde. Das Besondere an der Thematik ist doch, daß sie in die Kategorie "Zeitgeschichte" fällt. Dazu gehören Quellen(!) wie etwa autentisches Filmmaterial oder auch Zeitzeugen. Diese Quellen haben nunmal eine sehr starke Eigenwirkung, welche man nicht einfach übergehen kann.

              Aber auch einfache Fakten haben eine Wirkung, die auch ein noch so guter Akademiker nicht einfach kleinreden kann. Allein die Zahl der im Zweiten Weltkrieg durch das Nazi-Regime umgebrachten Juden (sowohl die Zahl als auch die Art und Weise sind historische Fakten und keine Aufbauschung) hat eine derartige Wirkung, daß auch die sachliche Formulierung eines Guido Knopp daran nicht viel verändern kann.

              Alles in allem ein sehr strittiges Thema, aber es gibt viele Wissenschaften, die wohl langsam merken, daß ein absolut rein rationales Herangehen an gewisse Themen nicht funktioniert und auch nicht wünschenswert ist. Zudem wird es ja auch nicht konsequent durchgezogen, was das ganze unehrlich werden läßt. Aber davon muß sich jeder selbst ein Bild machen.

              Auf bald!

              Theryn
            • am via tvforen.de


              Im Kern ist es aber so, daß alle Historiker die Schwierigkeit haben, ihre Erkenntnisse und Studien von der Hochsprache in die Allgemeinsprache runter zu brechen.


              Für beides hätte ich gerne mal ein Beispiel, wie unterschiedlich die Formulierungen angeblich sind; es mag zwar sein, daß die Masse die Wissenschaftssprache nciht versteht - genau, wie mit der Amtssprache - aber Millionen ermordete Juden u.a. bleiben, egal, ob ich das tabellarisch und staubtrocken erzähle "so und so viel von bis da und dort" oder emotionsgeladen "... hat er sage und schreibe schreckliche soundsoviele alleine in diesen Monaten ..."

              Oder worum geht es? Ja, worum geht es eigentlich? Ich habe desöfteren gehört, Knopp's Geschichte werde bemängelt. Was stimmt denn da nicht?
              Die Fakten - oder nur der Ton.

              Wenn es um den Ton geht - solange die Fakten stimmen und vollzählig sind, kann man doch ruhigen Gewissens in ein Format packenm, wo der Talk- und Gerichtsshow-"geprüfte" Zuschauer nicht direkt gedanklich dicht macht.

              Ganz abgesehen davon, daß dieser Themenbereich so durchgenudelt ist - wäre er ein Gegenstand, würde er defekt auseinanderfallen.

              Was auch immer wie gewesen sein mag; irgendwann sollte man es mal gut sein lassen. Das Thema wird - gerade von den Deutschen - so behandelt, als wäre das das einzige Verbrechen in der Geschichte der Staaten.
              Niemand redet(e) so lange und nachhaltig von Vietnam und anderen Taten.

              Man sollte es gut sein lassen - man wird dem Deutschen von heute kein Unrechtsbewusstsein mehr einreden können - der Deutsche von heute hat damit nichts mehr zu tun.
              Erstens, weil es solange her ist, und zweitens, weil es niemanden mehr interessiert. Wieso auch; wir haben genug aktuelle Probleme.

              Es kommt mir vor wie ein Koma-Patient, der mit aller Gewalt am Leben erhalten wird.

              Die Geschichte sollte endlich zur Geschichte werden (dürfen).
            • am via tvforen.de

              LouZipher schrieb:
              >
              > Oder worum geht es? Ja, worum geht es eigentlich? Ich habe
              > desöfteren gehört, Knopp's Geschichte werde bemängelt. Was
              > stimmt denn da nicht?
              > Die Fakten - oder nur der Ton.

              Ich kann dir zumindest sagen was ich bemängele. Teilwese (nicht immer, aber es fällt schon auf) geht man da recht unkritisch mit Quellen um, da wird dann irgendwas erzählt und es läuft eine Montage aus verschiedenen Filmschnippseln ... das war es.

              Nehmen wir mal einen kleinen Filmausschnitt in dem Hitler irgendeinem Mann die Hand schüttelt (das ist jetzt rein hypothetisch, frag also nicht wann und wo ich diesen Ausschnitt gesehen habe), die Szene taucht dann einfach irgendwie auf, es wird aber nicht gefragt, unter welchen Umständen das überhaupt aufgenommen wurde, ist es Teil eines Propagandafilms und der Händeschüttler stand vielleicht schon ne Stunde rum um auf seien Einsatz zu warten, oder war es wirklich mehr oder weniger spontan und er war nur ein Typ, der dem Führer mal die Hand schütteln wollte? Wer war der Händeschüttler, irgendein bedeutungsloder Niemand oder wollte Hitler ihn sogar treffen? Hat der Mann hinter der Kamera irgendeine besondere Absicht beim Filmen gehabt, wollte er einen besonderen Tag/Moment festhalten oder wollte er nur mal sein neues Spielzeug ausprobieren und den Führer filmen? Wo und wann genau wurden die Aufnahmen gemacht, war Hitler auf dem Weg irgendwo hin, ein Treffen, eine Besprechung oder einfach nur ein mehr oder weniger entspanntes Wochenende? Kam er irgendwoher und war auf dem Rückweg nach Berlin oder sonstwohin? So kann man immer weiter fragen und das fällt zumindest mir immer wieder bei diesen Dokus auf, die Quellen werden nicht wie Quellen behandelt, sondern nur wie irgendwelche Filmchen, die man einsetzen kann um das ganze interessanter zu gestalten oder eine Aussage zu illustrieren.

              Die Fakten die dort genannt werden sind sicher richtig, trotzdem bleibt da bei mir einfach ein übler Nachgeschmack, wenn so mit den Quellen umgegangen wird. Vielleicht wurden die ganzen Fragen bei der Prodiktion der Doku ja gestellt und so weit es geht beantwortet (da gehe ich sogar von aus), es kommt aber im Film nicht rüber. Das ist dann für den Zuschauer nicht weniger interessant, aber eben nicht besonders wissenschaftlich.
            • am via tvforen.de

              LouZipher schrieb:

              > Man sollte es gut sein lassen - man wird dem Deutschen von
              > heute kein Unrechtsbewusstsein mehr einreden können - der
              > Deutsche von heute hat damit nichts mehr zu tun.
              > Erstens, weil es solange her ist, und zweitens, weil es
              > niemanden mehr interessiert. Wieso auch; wir haben genug
              > aktuelle Probleme.

              Einem heutigen Deutschen ein Unrechtsbewusstsein einzureden hat keiner vor, aber wenn in Sachsen Rechtsradikale im Landtag sitzen und der sogenannte "Hitler von Köln" mit seinen Kameraden offenbar straffrei im Ruhrgebiet mobil macht und unverblümt von politischen Morden spricht ist das Thema ganz gewiss nicht ausgelutscht. Deine Aussage "interessiert nicht, warum auch wir haben genug aktuelle Probleme" macht Angst, erstens weil du dich damit ganz offensichtlich als Nichtinteressierten outest und zweitens weil so eine Vielzahl Menschen denken.

              Du sagtest auch die Geschichte soll man Geschichte werden lassen, nur wenn man nichts aus der Geschichte lernt, wiederholt sie sich, wieder und wieder.
            • am via tvforen.de

              Theryn schrieb:
              >
              > Die sog. populärwissenschaftlichen Arbeiten (die meisten
              > Arbeiten, die man im herkömmlichen Buchhandel erstehen kann
              > gehören in diese Kategorie) sind zwar meistens selbst von
              > Wissenschaftlern geschrieben, werden jedoch nicht anerkannt.
              Sehen wir es doch ganz nüchtern, die "Wissenschaftler" sind ganz einfach sauer das es Menschen gibt die den Kram in eine allgemeinverständliche Sprache übersetzen. Wissenschaftler untereinander ist dann nochmal ein sehr interessantes Thema.
            • am via tvforen.de

              erik schrieb:
              >
              > Du sagtest auch die Geschichte soll man Geschichte werden
              > lassen, nur wenn man nichts aus der Geschichte lernt,
              > wiederholt sie sich, wieder und wieder.

              Aus der Geschichte hat niemand gelernt, ist die traurige Wahrheit. Sonst hätten wir viele Probleme und den ganzen nationalen Müll - längst nicht mehr.
            • am via tvforen.de

              was ich damit sagen wollte
            • am via tvforen.de

              @erik

              Da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt ... aber vornewe: die Situation damals und der Umgang geschichtlicherweise heute hat meiner Meinung nach nichts mit der rechten Politik von heute zu tun.
              Sicher, man hat da ein Vorbild, wäre es nicht dies, wäre es ein anderes.

              Dein "Angriff" auf mein "interessiert mich nicht" ist aber imho wieder der typisch einseitige Angriff auf eine Meinung, die sich nicht reumütig zeigt.
              Tatsächlich interessiert mich die Vergangenheit nicht (meher) sonderlich, weil man eben mal abschließen muß - ich habe nicht gesagt oder gemeint: vergessen wir's.

              Nur muß die Katzbuckelei vor der Welt mal ein Ende haben. Und da sind es die Deutschen, die diese Geschichte am Leben erhalten, ebenso wie die Katzbuckelei.
              Einigen Parteien, nämlich den betroffenen, passt das natürlich in den Kram, aber Unterhaltungen mit hauptsächlich Amerikanern hat mir gezeigt, daß das Thema eigentlich durch ist - man wundert sich, daß wir das so aufrecht erhalten.

              Das wir aus der Geschichte nichts lernen ... als ob's was neues wäre ... DAS erleben wir tagtäglich, man braucht nur das Glotzofon einzuschalten.

              Ohne eine politische Diskussion vom Zaun brechen zu wollen; was unsere Staatsbonzen so anstellen, hat mit Demokratie doch nichts mehr zu tun.
              Allerdings sehe ich heute mehr die Gefahr einer Big-Brother-Welt (neeiiiiin, nicht die Hausdumpfbacken) als die eines neuen Hitlerismus.
              Denn für eine Diktatur dieser Art ist unser System (noch) zu träge und überlastet.

              Deine Aussage "interessiert nicht, warum auch wir haben genug aktuelle Probleme" macht Angst, erstens weil du dich damit ganz offensichtlich als Nichtinteressierten outest und zweitens weil so eine Vielzahl Menschen denken.

              Du sagtest auch die Geschichte soll man Geschichte werden lassen, nur wenn man nichts aus der Geschichte lernt, wiederholt sie sich, wieder und wieder.
            • am via tvforen.de

              Ups, vergessen, die Copy zu löschen - also, nach " zu träge und überlastet." war der Post zu Ende ....
            • am via tvforen.de

              Hallo!

              Bei dieser sog. wissenschaftlichen Hochsprache geht es nicht nur darum, Thematiken künstlich aufzubauschen oder komplexer zu gestalten (obwohl das bisweilen auch eine gewisse Intention sein kann...Akademiker sind nicht selten ein ziemlich exzentrischer Haufen). Vor allem geht es bei der Hochsprache um Prägnanz und Präzision. Ein Historiker muß mit dieser Sprache idealiter so akkurat umzugehen in der Lage sein, wie ein Geiger mit seinem Bogen. Dabei geht es explizit nicht nur um die Benutzung von Fremdwörtern, sondern auch um die Art, wie man sich ausdrückt und wie man umfangreiche oder schwierige Sachverhalte formuliert. Durch diese Sprach-Konvention wird eine Basis für eine Kommunikation auf sehr hohem geistigen Niveau ermöglicht, da komplexe Zusammenhänge mit relativ wenigen Worten sehr exakt vermittelt und diskutiert werden können.

              Eine wissenschaftliche Arbeit muß man vor anderen Wissenschaftlern rechtfertigen können. Sehr häufig werden dabei wirlich Details zerflückt. Aus diesem Grund sichert man sich meistens nicht nur durch sehr genaue Wortwahl und Formulierungen ab, sondern auch bezüglich der Thematik, der "Aufgabenstellung".

              So schreibe ich nicht einfach über "Schwerter im Mittelalter", sondern vielleicht über "Herkunft, Art und Verbreitung von Schwertern mit den Knauftypen A-G in den Regionen der heutigen Bundesrepublik Deutschland von der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. bis zum Ende des 8. Jahrhunderts n. Chr. mit Schwerpunkt auf die Gebiete des heutigen Süddeutschlands, so wie Elsass und Lothringen". Warum? Vielleicht habe ich mich auf dieses Gebiet spezialisiert oder anderweitig neue Erkenntnisse über genau diese Thematik gewonnen und mich dann so tief in die Materie eingearbeitet, daß ich meine Erkenntnisse der Fachwelt als Forschungsarbeit präsentieren kann. Je genauer ich in meinem Text arbeite, desto besser können andere ihre eigenen Arbeiten damit vergleichen oder meine Arbeit sogar als Referenzwerk angeben, auf denen sich dann ihre Arbeiten wiederum stützen.

              Daraus ergibt sich wiederum eine Art Pflicht eines jeden Wissenschaftlers, so genau und umfassend zu arbeiten, wie es ihm möglich ist. Die wissenschaftliche Hochsprache ist hierbei ein Mittel, um das zu erreichen. Um aber neben Präzision und Prägnanz auch die alles beherrschende Objektivität zu bewahren, muß man von einer emotionalen Ausdrucksweise Abstand nehmen, da sie immer wertend sind.

              Beispiel:

              "Zwischen 1942 und 1945 wurden im KZ Buchenwald nachweislich 934.739 (Fiktive Zahl) Juden getötet."
              Dieser Satz beinhaltet nicht nur absolute Zahlen (die natürlich durch sichere Quellen belegt werden müssen), sondern ist völlig wertfrei und nüchtern formuliert.

              "Im Laufe weniger Jahre wurden unzählige Juden grausam abgeschlachtet."
              Dieser Satz enthält zwar eine wahre Aussage, aber er enthält keine nachweisbaren Fakten und er ist sehr emotional formuliert (da nutzt es auch nichts, wenn man ihn in einem gleichgültig-monotonen Wortfluss ausspricht). Das ist jetzt nur ein Extrembeispiel, aber es gibt mit Sicherheit mehr als eine Formulierung in den Sendungen Herrn Knopps, an denen Wissenschaftler sich reiben. Das Problem für ihn ist, den wissenschaftlichen Anspruch seiner Dokumentationen (keine Ahnung, ob er diesen Anspruch überhaupt erhebt) zu untermauern.

              Und das ist eben die Frage. Wie ich schon sagte, wenn man von mehreren Millionen getöteter Juden spricht, dann hat auch diese wertfreie Aussage eine emotionale Wirkung. In diesen Zusammenhang muß man dann eben auch das vorhandene Filmmaterial als Quelle ebenso hinzu nehmen, wie die Aussagen von Zeitzeugen, auch wenn diese mit Vorsicht zu behandeln sind. Kann man einem Wissenschaftler, der gezwungen ist mit Quellen zu arbeiten, die eine solch massive Eigenwirkung haben, vorwerfen, er arbeitet populär- oder unwissenschaftlich?

              Ich persönlich finde, daß man Kompromisse eingehen muß, wenn man versucht, harte wissenschaftliche Fakten einem breiten Publikum via dem Medium "Fernsehen" zugänglich zu machen. Daß man da nicht immer wissenschaftlich korrekt sein kann, liegt in der Natur der Sache.

              Auf bald!

              Theryn
            • am via tvforen.de

              PS: gerade gefunden, zu unserer "Demokratie": erst werden die Wähler noch und nöcher beschissen, und jetzt gehts weiter mit BB und Bevormundung, Zensur usw. - siehe hier:

              http://www.gametalkzone.de/index.php?pid=0006&nid=1784

              Von wegen aus der Geschichte lernen ...

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