Harald Schmidt ist 50
‚Ikone‘, ‚Ein-Mann-Kulturrevolution‘, ‚Zuchtmeister‘
Jutta Zniva – 17.08.2007
Die öffentlichen Glückwünsche sind zahlreich: Von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) über Oliver Pocher bis zu „Zeit“-Mitherausgeber Josef Joffe und einem Nürtinger SWR.de-Redakteur reicht das breite Spektrum der Gratulanten zu Harald Schmidts 50. Geburtstag am 18. August.
Einen tiefen Griff in die Schublade mit den Satzmodulen zur Ehrung von Humoristen, Kabarettisten, Künstler et al. hat, scheint’s, Kulturstaatsminister Neumann getan: „Sie parodieren, provozieren und polarisieren, Sie legen den Finger in die Wunde der allgegenwärtigen Unzulänglichkeiten und halten uns allen den Spiegel vor – ob Politiker oder Journalist, Showgröße oder Zuschauer.“ Nicht weniger originell die „B.Z.“: Foto mit Schmidt als Baby in der Badewanne, und fertig der Aufmacher.
Freundliche Anekdoten über den Harald Schmidt von früher erzählt hingegen SWR.de-Redakteur Joachim Friedrich: „Harald Schmidt und ich hatten Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts dasselbe Stammlokal. Es war das Café Lorch in der Nürtinger Neckarsteige. Harry konnte schon mal in der Bäckerei, durch die man das Café betrat, die Verkäuferinnen in den Wahnsinn treiben, indem er an der Registrierkasse herumtippte. Oder er mischte mit respektlosen Sprüchen ein Kränzchen von Damen auf, die sich bei Kaffee und Sahnetorte von den Anstrengungen einer Shoppingtour durch die Nürtinger Altstadt erholen wollten.“
Als „Metapher eines neuen Zeitgeistes in Deutschland, eine Ikone der ironisch distanzierten Weltbetrachtung, die keine Niederungen scheut, eine Marke ‚made in Germany‘ der ganz anderen Art“, würdigt Reinhard Mohr im „Spiegel“ den Entertainer: „Kein Protz und kein Spießer, weder politischer Überzeugungstäter noch Unterhaltungsfuzzy mit eingebautem Witzigkeitszwang. Stattdessen ein Geist der spöttischen Bejahung, der auch Nein sagen kann, ohne gleich hinzufügen zu müssen: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders! Er konnte und kann immer auch ganz anders und bleibt gerade deshalb unverwechselbar. Ein Luftgeist aus Deutschland.“
„Alles Gute, Harald Schmidt!“, wünscht „Zeit“-Mitherausgeber Josef Joffe, und zwar „für eine Art Lebensleistung“: „Sie sind in die ironiefreie Zone des deutschen Fernsehens eingebrochen, haben hier ein Türmchen geschleift, dort eine Mauer eingerissen. Kurzum, Sie sind eine Ein-Mann-Kulturrevolution gewesen. Aber eine leise und verschmidtste; die Pfeile trafen, ohne durch Lächerlichkeit zu töten.“
In der „FAZ“ beschreibt Dieter Bartetzko Harald Schmidt als als „Zuchtmeister“ der Deutschen: „Denn in Amerika und England, wo Unterhalter seines Schlags gang und gäbe sind, lacht man unbeschwert über deren gezielte Anstandslosigkeit. In Deutschland schwingt im Gelächter des Publikums die erschrockene Freude von Musterschülern mit, aus deren Mitte sich endlich einmal einer wagt, sämtliche Honoratioren mit Dreck zu bewerfen – und die Furcht, früher oder später selbst aufs Korn genommen zu werden.“
David Denk bezeichnet Harald Schmidt in der „TAZ“ als „Ein-Mann-Leitmedium“. Er selbst, der in 20 Jahren das Fernsehen zu einem Abenteuerspielplatz ungebaut habe, brauche das Fernsehen nicht mehr – „aber es braucht ihn“. In der ARD-Hommage „Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern“ am 25.8., 21:45 Uhr (fernsehserien.de berichtete) sage Schmidt gleich zu Beginn in einem Interview mit Alfred Biolek: „Mein inneres Alter ist, glaube ich, immer schon Mitte fünfzig gewesen“ – und obwohl die filmische Hommage nicht chronologisch vorgehe, werde „schnell deutlich, dass Schmidt immer besser wird, je mehr sich sein äußeres Alter dem inneren annähert.“
In einem lustigen Geburtstagsbrief in der „Süddeutschen Zeitung“ ist Oliver Pocher gar sehr um ein regelrechtes Feuerwerk an Pointen bemüht und bringt zu diesem Zweck Tokio Hotel, Florian Silbereisen, Bruce Willis, Prince Charles, Jopi Heesters, Beckenbauer, Gottschalk, die Queen und Bob Geldofs Haare in Bezug zum Jubilar.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
björnbln am via tvforen.de
Was für ein Wirbel um einen freiwilligen Frührentner, der sein Talent verschwendet (Herr Schmidt gibt sich doch immer wieder so katholisch, daher: Was sagt Gott dazu?)!
Ja, wir hatten schöne Zeiten, er war einer der Großen und hat hoffentlich noch viele schöne Stunden im Kreise seiner Lieben, an der Seite Oliver Pochers oder wo immer es ihm gefällt auf dieser Welt. Das "Schade" hat man schon zu oft gesagt in den letzten dreieinhalb Jahren, wo man ihn sich abgewöhnen konnte/durfte/sollte/mußte.
Bleibt bloß noch die Frage: Wird Schmidt durch seinen frühen freiwilligen Rückzug zur Legende werden, über die man sich in zwanzig Jahren die tollsten Dinge erzählt, oder einfach vergessen, weil die Medienlandschaft heute doch eine ganz andere ist als etwa zur Hoch-Zeit Loriots, bei dem sich immer alle wundern, wie schmal sein - allerdings im Gegensatz zu Schmidts auch eher zeitloses - Fernsehschaffen ist?Sir Hilary am via tvforen.de
Herzlichen Glückwunsch auch von mir , der diesen Humor teilt !
Ich habe aus gegebenen Anlass heute morgen im Park den Tau aufgehoben und mir daraus ein leckeres Glas deutschen Wassers gemacht , dieses nehme ich später zu meiner kleinen Schwester Hedy mit ......
Gruß Sir Hilary
Migge am via tvforen.de
einen Tusch: E 7 1 3 Kreuz 9
für unseren verehrten Harald Schmidt !
Unsere herzlichsten, guten Wünsche für Ihn.
Und Dank für die vielen, guten, unterhaltsamen Stunden, die er uns bereitet hat.
Migge und Familie