Halt die Luft an, Roger!
Späte Stunde Null mit Engelke
RüM – 18.05.2004
Ankes Auftaktsendung war nicht wirklich witzig. Das freut die schreibende Zunft, denn für Harald Schmidt gibt es keinen Ersatz. Schon gar nicht, wenn man ihn frech nachahmt und sogar das Studiodesign irgendwie recycelt aussieht. Ignoriert wird hierbei gern, dass Anke eigentlich nur die Fehler wiederholt, die vor ihr schon Gottschalk und Schmidt begingen: Detailgetreues Abkupfern bei gestandenen US-Talk-Formaten.
„Lieber gut geklaut, als schlecht selber gedacht.“ Das ist der erklärte Lieblingsspruch bei deutschen Medienmachern. Erst mag man darüber schmunzeln, dann schwant einem Schlimmes: Die glauben das wirklich! Und so kommt es, dass Ankes Late-Night wieder bei Null anfängt, so als hätte Gottschalk nie das tägliche Gästehandtuch geworfen und Schmidt nicht hervorragend gezeigt, dass man auch anders kann, nämlich selber. Jetzt ist der lange Atem des Senderchefs gefragt. Mensch, Roger, einfach Augen zu und durch!
Schmidts erste Sendungen waren grausig. Gags und Ideen von Leno bis O’Brien klaute er anfangs dreist und regelmäßig; sendete sie dann eingeschmidtet mit zwei Tagen Zeitverzug. Aber sein Kumpel war der Boss – und zusammen bewiesen sie dem Fernsehvolk, dass man richtig gut werden kann (ausser man heisst Stefan Raab, dann funktioniert das anscheinend umgekehrt). Das Problem ist also nicht Anke, sondern hinter den Kulissen zu finden. Vielleicht ist es einfach auch jeglicher Qualität abträglich, wenn man sich selbst produziert und alles durchgehen lässt? Wir werden es (fern)sehen.
Über mangelndes Interesse brauchte sich jedenfalls keiner der Beteiligten Sorgen zu machen. Knapp 2,5 Mio. Zuschauer wollten sich das späte Mädchen von Sat.1 nicht entgehen lassen. Drohung oder Versprechen: Die Sendung wird Folgen haben! Vielleicht irgendwann sogar mal ein paar lustige? Wäre doch nett, wenn es vor dem Sprung ins Wochenbett künftig wieder regelmäßig ein paar Lacher geben würde.