„ESC“ 2021: Neuer Act für Deutschland gesucht, Countdown-Show entfällt

Ben Dolic ist als deutscher Vertreter nicht gesetzt

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 07.07.2020, 13:37 Uhr

"ESC" 2021: Neuer Act für Deutschland gesucht, Countdown-Show entfällt – Ben Dolic ist als deutscher Vertreter nicht gesetzt – Bild: Eurovision/EBU

Nachdem der „Eurovision Song Contest“ in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden musste, fand als Ersatzveranstaltung „Europe Shine a Light“ statt. Der richtige „ESC“ in Rotterdam soll 2021 nachgeholt werden. Während rund die Hälfte der Teilnehmerländer bereits bestätigt hat, dass sie ihren diesjährigen Kandidaten auch 2021 als Vertreter zum ESC schicken werden, sieht es in Deutschland anders aus. Ben Dolic, der vom NDR in einem Auswahlverfahren ohne Zuschauerabstimmung als deutscher Vertreter bestimmt wurde, ist nicht für das nächste Jahr gesetzt. Stattdessen will man für 2021 erneut einen internen Auswahlprozess durchführen. Dies berichtet eurovision.de im Gespräch mit Christian Blenker, ARD-Teamchef für den ESC, und Head of Delegation Alexandra Wolfslast.

Der Song „Violent Thing“ von Ben Dolic sei bei vielen Radio-Stationen gelaufen, das zugehörige Musikvideo wurde 3,5 Millionen Mal aufgerufen. Das hat uns mega gefreut. Und eine Top-10-Platzierung wäre, sagen wir mal, nicht unmöglich gewesen, so Alexandra Wolfslast. Das Problem ist nun allerdings, dass die ESC-Regeln besagen, dass im nächsten Jahr nur neue, noch nicht veröffentlichte Songs präsentiert werden dürfen. Christian Blenker erläutert: ‚Violent Thing‘ war also raus und wir müssen wieder von vorne anfangen. Wir haben das intern, mit Ben und Boris [Milanov] besprochen. Der Sänger und der Songschreiber wollen ihr Glück noch einmal versuchen und werden 2021 einen neuen Song einreichen. Ben ist aber nicht gesetzt, sondern im Wettbewerb mit anderen. Wir wollen auch neuen Künstlerinnen und Künstlern eine Chance geben, für Deutschland beim ESC 2021 anzutreten.

Für 2021 beginnt das Prozedere also von Neuem. Zwei unabhängige Jurys werden sich in einem mehrstufigen Verfahren für einen Beitrag entscheiden. Der vom NDR intern nominierte ESC-Act wird sowohl einer Expertenjury als auch einer Eurovisions-Jury vorgeschlagen. Die internationale Expertenjury besteht aus 20 internationalen Musikprofis, die sich bereits in der nationalen Jury ihres Heimatlandes bewiesen haben. Die Eurovisions-Jury setzt sich dagegen aus 100 Menschen aus Deutschland zusammen, die den Zuschauergeschmack abbilden sollen.

In beiden Jurys sitzen Menschen mit einem nachgewiesenen ESC-Instinkt. Musik-Profis und internationale Mitglieder aus den Länder-Jurys des ESC. Und die Wahl von Ben Dolic und ‚Violent Thing‘ zeigt ja, dass sie ihre Sache ziemlich gut machen. Deshalb vertrauen wir ihnen auch die Auswahl für den deutschen Act für den ESC 2021 an, erklärt Christian Blenker.

Künstler und Songschreiber können sich initiativ bewerben, parallel wird auch mit einem professionellem Scouting gezielt nach Nachwuchstalenten gesucht. Wir wollen keine Verlierer schaffen, sondern neue Talente finden und fördern. Deswegen ermöglichen wir unseren Künstlerinnen und Künstlern auch eine enge Zusammenarbeit mit professionellen, sehr erfolgreichen Songwriter-Teams, die außerhalb des ESC für Stars wie zum Beispiel Robin Schulz, Dua Lipa oder Taylor Swift schreiben, begründet Alexandra Wolfslast, weshalb auf dieses Verfahren gesetzt wird. Aller Voraussicht nach wird der dann gewählte Act auch erst wieder vergleichsweise spät offiziell verkündet werden: Wir werden auch diesmal keine halben Sachen präsentieren und erst dann veröffentlichen, wenn wir unsere Aufgaben erledigt haben, so Christian Blenker.

Auf eine deutsche ESC-Tradition werden die Fans im kommenden Jahr jedoch verzichten müssen. Die Countdown-Show am ESC-Abend, in der Barbara Schöneberger live von der Hamburger Reeperbahn mit Gästen auf das Finale einstimmt, wird nach derzeitigem Stand nicht stattfinden – aus Spargründen. Die Sparmaßnahmen treffen den ganzen NDR. Wir müssen in den Jahren 2021 bis 2024 gemeinsam rund 300 Millionen Euro einsparen. Das geht nicht ohne Kürzungen im Programm. Auch beim ESC haben wir das Budget gestrafft und verzichten im kommenden Jahr nach heutigem Stand auf die Livesendung von der Reeperbahn vor dem ESC-Finale. Das spart eine relevante sechsstellige Summe, erklärt Christian Blenker.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    TV Wunschliste schrieb:
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    >
    > Auf eine deutsche ESC-Tradition werden die Fans im
    > kommenden Jahr jedoch verzichten müssen. Die
    > Countdown-Show am ESC-Abend, in der Barbara
    > Schöneberger live von der Hamburger Reeperbahn
    > mit Gästen auf das Finale einstimmt, wird nach
    > derzeitigem Stand nicht stattfinden - aus
    > Spargründen.

    Das heisst, in dem Jahr, in dem es keinen ESC gab, wurde eine Countdown-Show live gemacht; im Jahr, in dem es wieder eine ESC gibt, soll keine laufen...

    Naja, ehrlich gesagt halte ich das Warm-Up-Programm durchaus für verzichtbar und sehe hier sinnvolles Sparpotential. Man könnte in den 40 Minuten dann einfach alte Sketche mit "Harald und Eddi" senden.
    • (geb. 1984) am

      Die ARD hat ja das Geld dank HHA-Erhöhung
      • am

        Anstatt am Programm zu sparen, sollte man mal an den durchaus üppigen Gehältern, Pensionen und Diäten sparen... 

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