Doch keine Abschaltung: ARD hält an SD-Sendern fest

Fortführung der Verbreitung über Satellit offenbar bis 2024

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 13.07.2020, 16:38 Uhr

Doch keine Abschaltung: ARD hält an SD-Sendern fest – Fortführung der Verbreitung über Satellit offenbar bis 2024 – Bild: ARD Design

Anfang des Jahres kündigte die ARD an, nur noch bis zum 12. Januar 2021 an der Ausstrahlung seiner Sender in SD-Qualität festzuhalten. Danach sollten die öffentlich-rechtlichen Programme über Satellit nur noch in HD-Qualität verfügbar sein. Doch nun machten die Verantwortlichen einen Rückzieher, wie Digitalfernsehen.de berichtet. Demnach werden die Sender auch über den anvisierten Termin hinaus in SD-Qualität erhalten bleiben – dies betrifft auch die Kanäle des ZDF. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten werden dies querfinanzieren, da die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) dafür keine neuen Gebührengelder bewilligt.

Hintergrund soll einerseits sein, dass die Corona-Pandemie es nicht ermöglicht habe, eine eigentlich geplante Informationskampagne für die Zuschauer*innen über den Wechsel zu HD als neuen Standard zu starten. Zudem soll nach Informationen von Digitalfernsehen.de der Satellitenbetreiber SES Astra ARD und ZDF attraktive Sonderkonditionen eingeräumt haben, wenn diese ihre SD-Signale via Satellit weiter verbreiten. SES Astra hat ein großes Interesse daran, dass nicht noch mehr Transponder leer bleiben. Angeblich soll eine Verlängerung bis 2024 im Gespräch sein, die von einigen Anstalten sogar bereits unterzeichnet sein soll.

Im Sinne der KEF ist die Verlängerung der SD-Verbreitung nicht. Die Kommission hat sich schon vor Jahren für eine Abschaltung ausgesprochen. Seit Mitte dieses Jahres bewilligt sie keine Gebührengelder mehr dafür. Aus diesem Grund müssen nun ARD und ZDF die Fortführung der SD-Verbreitung selbst querfinanzieren – aus Rücklagen, durch Einsparungen und weniger Investitionen. Denn auch wenn die Konditionen nun günstiger sind – umsonst ist das SD-Signal auf dem Astra-Satelliten keineswegs. Laut dem 22. KEF-Bericht meldete das ZDF für die komplette Sat-Ausstrahlung 42,298 Millionen Euro für den Zeitraum von 2021 bis 2024 an – für den Zeitraum 2017 bis 2020 waren es noch 59,946 Millionen Euro. Die ARD benötigt für all ihre Regional- und Digitalsender deutlich mehr Platz, genauer gesagt dreieinhalb Transponder. Die Kosten belaufen sich laut Bericht auf 173,508 Millionen Euro für den Zeitraum 2021 bis 2024 – in der vorherigen Periode zwischen 2017 und 2020 waren es 210,945 Millionen Euro.

Das ZDF traf die Entscheidung, weiter auf SD-Verbreitung zu setzen, bereits vor zwei Monaten. Die Öffentlich-Rechtlichen reagieren damit auf die Tatsache, dass in Deutschland immer noch viele Menschen über SD-Qualität fernsehen und nicht auf HD-Empfang umgestellt haben. Es empfangen nach wie vor insgesamt sechs Millionen Zuschauer ihre Programme in Deutschland ausschließlich über SD-Signale, erläuterte Christoph Mühleib, Geschäftsführer ASTRA Deutschland GmbH.

Bei den großen Privatsender-Gruppen wurden schon vor längerer Zeit die Weichen für eine Fortführung der SD-Signale gestellt. Die Mediengruppe RTL und die ProSiebenSat.1-Gruppe beschlossen mit SES die Verlängerung der SD-Verbreitung ihrer Sender. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass die deutschen Privatsender ihr SD-Signal nach 2022 abschalten. Die Gründe für die Planänderung liegen auf der Hand: Nur eine Minderheit der Deutschen war bisher bereit, auf die kostenpflichtige HD-Alternative der Privatsender umzusteigen. Im Gegensatz zu den Öffentlich-Rechtlichen sind die hochauflösenden Varianten von RTL, ProSieben, Sat.1 und Co. nur gegen eine zusätzliche Gebühr empfangbar – sowohl über Kabel als auch über Satellit. Die SD-Varianten sind dagegen auch künftig unverschlüsselt zu sehen.

Zu groß dürfte die Angst der Privatsender sein, auf einen Schlag einen erheblichen Anteil potenzieller Zuschauer zu verlieren, die nicht bereit sind, für HD-Angebote herkömmlicher Privatsender zusätzlich in die Tasche zu greifen. Nach wie vor hält sich die Nachfrage dafür stark in Grenzen. Die meisten Zuschauer sehen Privatfernsehen nur dann in HD, wenn ihnen keine Wahl bleibt (wie bei DVB-S2) oder wenn die Gebühren bereits in die Anschlusskosten integriert sind, wie es bei manchen Modellen im Kabel bzw. IPTV der Fall ist.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Wie soll es funktionieren wenn man seinen Kunden die Möglichkeit des Fernsehens nimmt, aber trotzdem weiter den Rundfunkbeitrag kassiert. Ich glaube diese Einsicht hat sich auch bei der ARD durchgesetzt, hat nur sehr lange gedauert.
    • am via tvforen.de

      Timmy schrieb:
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      > Wie soll es funktionieren wenn man seinen Kunden
      > die Möglichkeit des Fernsehens nimmt, aber
      > trotzdem weiter den Rundfunkbeitrag kassiert. Ich
      > glaube diese Einsicht hat sich auch bei der ARD
      > durchgesetzt, hat nur sehr lange gedauert.

      Bei den österreichischen Nachbarn hat das im Zuge der letzten großen Umstellungen (Einführung von DVB-T(2), -C und -S, teils mit Decoder-Karten, die gern zum ungünstigsten Zeitpunkt "ablaufen") relativ gut funktioniert (zu einem guten Teil wohl auch durch verlockende Rabatt-Aktionen für an sich überteuerte, "offiziell zertifizierte" Set-Top-Boxen) - allerdings betrug da die Menge der zu "bearbeitenden" Kunden nur einen Bruchteil der deutschen Seherschaft...
    • am via tvforen.de

      Gibt es davon denn noch so viele? Also ernsthafte Frage, HD sollten doch heutzutage 99% aller TVs abspielen können. Oder gibt es wirklich noch so viele Leute, die ihren alten Telefunken TV nutzen?

      Analoges TV ist doch schon tot, oder habe ich das auch verpasst? Und wer digital empfängt, sollte doch zu großen Teilen auch HD Bilder verarbeiten können.
      Bei den Privaten ist der Hinderungsgrund ja eher, weil keiner (zu Recht) für den Quatsch zahlen will.
    • am via tvforen.de

      invwar schrieb:
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      > Gibt es davon denn noch so viele? Also ernsthafte
      > Frage, HD sollten doch heutzutage 99% aller TVs
      > abspielen können. Oder gibt es wirklich noch so
      > viele Leute, die ihren alten Telefunken TV
      > nutzen?

      Dass es noch sechs Millionen sein sollen, wundert mich auch. Ich kann mir das nur so erklären, dass noch viele ältere LCD-Fernseher ohne eingebautes HD-Empfangsteil in den Wohnzimmern stehen. Beim Kabelempfang war das erst ab ca. 2009/10 Standard, beim Satellitenempfang wahrscheinlich noch später.

      Ich hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn 5-6 Programme in einer Übergangszeit noch weiter in SD gelaufen wären, damit die Leute genug Zeit haben, sich einen günstigen Receiver anzuschaffen, wenn sie keinen neuen Fernseher kaufen wollen oder können. Aber alle Programme bis 2024 im Simulcast, das ist schon sehr rückständig. Bis dahin gibt es dann wahrscheinlich keine ÖR-Programme in UHD und auch keine WDR-Lokalzeiten in HD.

      Und dass man wegen Corona keine Gelegenheit für eine Informationskampagne hatte, finde ich auch unlogisch. Gerade wegen Corona sitzen doch die Leute vermehrt vor dem Fernseher, sodass man sie mit Spots, Info-Beiträgen und Laufbändern gut hätte erreichen können.
    • am via tvforen.de

      Spoonman schrieb:
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      > Und dass man wegen Corona keine Gelegenheit für
      > eine Informationskampagne hatte, finde ich auch
      > unlogisch. Gerade wegen Corona sitzen doch die
      > Leute vermehrt vor dem Fernseher, sodass man sie
      > mit Spots, Info-Beiträgen und Laufbändern gut
      > hätte erreichen können.

      Eher hätt's nachher gehakt (neue Fernseher kaufen und ggf. liefern lassen, "Hausbesuche" von Kommunikationselektronikern bei Technik-Muffeln, um deren Senderprogrammierungen auf HD-Standard anzupassen)...
    • am via tvforen.de

      VT 5081 schrieb:
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      > Eher hätt's nachher gehakt (neue Fernseher kaufen
      > und ggf. liefern lassen, "Hausbesuche" von
      > Kommunikationselektronikern bei Technik-Muffeln,
      > um deren Senderprogrammierungen auf HD-Standard
      > anzupassen)...

      Dafür wäre ja bis zum 12. Januar 2021 Zeit geblieben. Und es wäre noch eine kleine Konjunkturspritze für den Fachhandel gewesen.

      Als "Notversorgung" hätten Das Erste, ZDF, 3sat, Phoenix, arte und KiKa auf einem Transponder noch ein Jahr in SD weitersenden können.
    • am via tvforen.de

      Spoonman schrieb:
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      > Dafür wäre ja bis zum 12. Januar 2021 Zeit geblieben.

      Ob es bis dahin einen Impfstoff gibt, sodass man wieder ohne Bedenken Handwerker oder Techniker ins Haus kommen lassen kann, ist ja eben sehr fraglich. ;-)

      Im Ernst: Ich begrüße die Entscheidung außerordentlich. Meinetwegen könnte man sogar die HD-Kanäle wieder abschalten, um Kosten zu sparen, denn HD hat aus meiner Sicht keinen echten Mehrwert gebracht. Vielleicht würde ich das anders sehen, wenn man weiterhin vermehrt alte Kinderserien der 70er und 80er Jahre im Programm zeigen und in HD abtasten würde. Aber das ist nicht passiert bzw. nur in absoluten Ausnahmefällen, die man sich bei Interesse dann auch auf Blu-ray zulegen kann. Von HD-Fernsehen habe ich als Zuschauer also nicht profitiert. Und Nachrichtensendungen muss man nicht wirklich in HD sehen können. Die sieht man ja nicht zur Entspannung, sondern um sich zu informieren. Dafür reicht auch schon ein kleiner Tablet-Bildschirm.
    • am via tvforen.de

      xy schrieb:
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      > Im Ernst: Ich begrüße die Entscheidung
      > außerordentlich. Meinetwegen könnte man sogar
      > die HD-Kanäle wieder abschalten, um Kosten zu
      > sparen

      Meine volle Zustimmung!
    • am via tvforen.de

      xy schrieb:
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      > Im Ernst: Ich begrüße die Entscheidung
      > außerordentlich. Meinetwegen könnte man sogar
      > die HD-Kanäle wieder abschalten, um Kosten zu
      > sparen, denn HD hat aus meiner Sicht keinen echten
      > Mehrwert gebracht.

      Ist da jetzt eine versteckte Ironie drin oder wie soll man diesen Quatsch
      verstehen?
    • am via tvforen.de

      Wilkie schrieb:
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      > Ist da jetzt eine versteckte Ironie drin oder wie
      > soll man diesen Quatsch
      > verstehen?

      Ewig-Gestrige gibt es anscheinend überall...
    • am via tvforen.de

      Nein, ewig-gestrig bin ich ganz sicher nicht. Beispielsweise habe ich damals sehr die Einführung digitaler Aufzeichnungstechniken begrüßt, weil man mit VHS-Aufnahmen ja immer erhebliche Abstriche machen musste, was die Bildqualität betrifft.

      Aber bzgl. der TV-Übertragungstechnik vertrete ich die Ansicht, dass man andere Wege des Fortschritts hätte gehen sollen. HDTV war da meiner Ansicht nach ein eher unnötiger Schritt. Ich bin mir sicher, dass heutzutage fast kein Mensch HDTV und große Flachbildschirme bräuchte, wenn uns das nicht vor Jahren aufgezwungen worden wäre.

      Mir wäre es lieber, man hätte mehr daran gearbeitet, erstmal SDTV in wirklich verlustfreier Qualität zu übertragen. Stattdessen setzte man auf Komprimierungstechniken, um Kosten zu sparen. Und bei HDTV ist es ja nicht anders. Noch immer sieht man bei schnellen Bewegungen Artefakte. Auch finde ich es unverständlich, warum man HDTV nur für das 16:9-Format konzipiert hat, während SDTV sowohl 4:3- als auch 16:9-Bildsignale ermöglicht. Damit hat man klar gezeigt, dass man keinen großen Wert auf Zuschauer liegt, die gerne auch alte in 4:3 abgedrehte Serien und Filme in möglichst hoher Auflösung sehen bzw. archivieren wollen. Es gibt zwar das Pillarbox-Format (schwarze Balken rechts und links im Bildsignal), aber dadurch werden eben bereits 25 Prozent des Bildsignals (was man bei einem 4:3-Format in HDTV voll ausnutzen könnte) verschenkt.
    • am via tvforen.de

      Hast du dich wirklich mal ernsthaft mit den technischen Hintergründen auseinandergesetzt? Was du da ausführst ist schlicht lachhaft. Aber egal, für Leute wie dich müssten die Einführung von "Tonfilm" oder gar "Farbfilm" damals auch wie dekadentes Teufelszeug gewirkt haben.
    • am via tvforen.de

      Ach ja, und dein Interesse an Kinderserien der 70er und 80er ist für einen, der als Geburtsjahr 1984 angibt, ein wenig gruselig :-).
    • am via tvforen.de

      Vertigo71 schrieb:
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      > Ach ja, und dein Interesse an Kinderserien der
      > 70er und 80er ist für einen, der als Geburtsjahr
      > 1984 angibt, ein wenig gruselig :-).

      Ein wirklich sehr verständnisvoller und toleranter Beitrag.

      Aber Du kannst Dich gerne über solche Sonderlinge, wie ich es bin, lustig machen, wenn Dir das persönliche Genugtuung bereitet und Du glaubst, dass Du damit glücklich werden kannst.
    • am via tvforen.de

      Lass mal, da sprach ein echter Fachmann. So etwas muss man honorieren ;-)
  • (geb. 1976) am

    Solange das Angebot existiert wird ein Wechsel zu HD NIE ganz vollzogen werden.
    Es kann nur über einen harten Schnitt funktionieren, der die Nutzer zwingt zu wechseln.
    Das aber bedeutet zwangswese auch einen Zwang zum Wegfall von Extragebühren für HD-Inhalte.

    @Ralfi
    Wo ist der Zusammenhang zwischen deinem sinnfreien Kommentar und dem Artikel?
    • am via tvforen.de

      Sehr vernünftig, vor allem die alten 4:3 Filme im richtigen Format.

      Herzlichen Dank!
      • am via tvforen.de

        Ralfi schrieb:
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        > Sehr vernünftig, vor allem die alten 4:3 Filme im
        > richtigen Format.
        >

        Ist dieser vollkommen unsinnige Beitrag Ernst gemeint oder Ironie?
      • am via tvforen.de

        Wilkie schrieb:
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        > Ist dieser vollkommen unsinnige Beitrag Ernst
        > gemeint oder Ironie?

        Na, im Schweinsgalopp durch die Kinderstube gedüst?

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