‚Die Bräuteschule 1958‘ im Ersten

Desperate Housewives zur Adenauer-Zeit

Jutta Zniva – 09.01.2007

Am Dienstag, 9. 1.2007, um 18.50 startet im Ersten die neue, 16teilige Living History-Reihe ’’Die Bräuteschule 1958“, in der sich zehn junge Frauen zwischen 17 und 23 Jahren für eine Zeitreise in die 50er in ein Internat für Hauswirtschaft begeben. In sechs Wochen sollen sie lernen, was in der Lebenswelt ihrer Großmütter eine perfekte Ehefrau und Mutter ausmachte: Bohnern, Kinderpflege, Ehehygiene, Kohlrouladen wickeln, Backen, Nähen, Putzen. Kontakt zur Familie oder zum Freund waren für sechs Wochen ebenso verboten wie Deos, Jeans und Handys. Die „FAZ“, „Die Welt“ und der „Spiegel“ haben die neue Retro-Doku vorab auf ihre Qualität abgeklopft.

Peer Schader in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ meint, es sei langsam genug mit den Living History-Projekten der Öffentlich-Rechtlichen: Schon das ähnliche ZDF-Projekt „Die harte Schule der 50er“ sei gar nicht gut in Erinnerung geblieben. „Das neueste Zeitreise-Experiment der ARD soll wieder einmal zeigen, wie gut es uns heute geht mit den vielen Freiheiten und dem technischen Fortschritt“. Es gehe „bloß darum, zu zeigen, wie verweichlicht und verkommen die Jugend von heute sei“. „Die Bräuteschule“ sei lehrreich – „aber nur, wenn man wissen will, wie für fragwürdige Vorabendreihen Gebührengelder versenkt werden“.

„Bräuteschule à la Eva Herman“ titelt Michael Link seine Kritik in „Die Welt“: Die ARD habe keine billige Doku-Soap gedreht, sondern gehe „in die Vollen des Zeitgeistes der Adenauerzeit“. „Historische Wochenschau- und Fernseheinspielungen belegen die Wirklichkeit von damals und erläutern die Prämissen vom Wirtschaftswunder-Deutschland: Sparsamkeit ist oberstes Gebot, das Rollenbild klassisch. Der Mann arbeitet, die Frau umsorgt ihn zu Hause.“

„Ein neues Living History-Format – allerdings ohne Living, ohne History und ohne Format“, meint Johanna Strab im „Spiegel“. „Die Bräuteschule“ zeige, „was passiert, wenn man jungen Menschen die Freiheit nimmt, die sie gewöhnt sind, und sie stattdessen eine Art hauswirtschaftlichen Zirkeltrainings absolvieren lässt“. Über die tatsächliche Arbeit und die Hintergründe der einzelnen Personen erfahre man allerdings wenig. Dies könnte jedoch die Aufgabe einer solchen Serie und auch Schlüssel zur Quote sein. Die dargestellten starken individuellen Charaktere in unterschiedlichen sozialen Rollen, „die Geschichte tatsächlich lebendig und aufschlussreich für unsere Gegenwart werden lassen“, seien der Erfolg von ARD-Formaten wie „Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus“ und „Abenteuer 1927 – Sommerfrische“ gewesen. „Die Bräuteschule“ jedoch zeige keine Auseinandersetzung. „Spiegel“-Fazit: „[ …] ein gründlich falsch verstandener Bildungsauftrag.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

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    Als der Direktorin nach dem Gespräch die Tränen kamen, das ging aber wirklich ans Herz ...
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      Ich hab jetzt einige Male reingeschaut und kann dem nichts weiter abgewinnen. Es ist das gleiche in grün wie damals "1900" oder wie das hieß. Eigentlich ist es nichts anderes als Big Brother, allerdings wird es da konsequent umgesetzt das die Kandidaten keinen Kontakt nach draussen haben. Es ist nichts weiter als Anschauungsunterrricht. Diese Mädchen hätte man auch nehmen können und ins Altersheim bringen können, dort gibt es genügend ältere Menschen die von damals erzählen können. Man bekommt manchmal den Eindruck das hier eine Soap wie GZSZ gedreht wurde mit vorgegebenen Texten.

      Etwas störend sind auch die Einspielfilme von damals, es ist halt wie Werbung bei den Privaten. Man könnte fast den Eindruck bekommen das ein paar alte Herren bei der ARD die Zeit von damals zurück haben wollen wenn man das so sieht.
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      Hallo!

      Da es ja doch einige Fans gibt: Hier ist die Adresse des Fanforums der Bräuteschule, nachdem die ARD ihr eigenes geschlossen hat: www.braeuteschule.de.vu
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    Also neugierig geworden durch eure Beiträge habe ich mir die Folge gestern mal angeschaut und fand es sehr aufschlussreich und ich bin aus dem Kopfschütteln überhaupt nicht mehr rausgekommen.

    Beim Matheunterricht habe ich gedacht mein Schwein pfeift.Wie war die Aufgabe 124 :21 oder so und das Mädel war nicht in der Lage das auszurechnen ? Dann noch die Aufgabe mit der Pacht und als Antwort kommt so einen großen Garten zum verpachten werde ich nie haben ?????????????????????
    Ehrlich da muss man sich echt nicht wundern das immer mehr in die Schuldenfalle tappen da sie keine Ahnung haben von ihren monatlichen Ein und Ausgaben und diese wohl auch rechnerisch nicht nachvollziehen können.

    Wie sagten die zwei Mädels irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt.So mit mehr Spass.Ja meine Damen wie hätten sie es denn gern gehabt?

    Ja und dann diese Heulerei wegen dem Duschen und das man so wenig Zeit habe.Aufstehen um 7.00 und dann 7.30 schon Frühstück und nur eine Toilette und das ist nicht zu schaffen heul...............................
    Hallo dann sollte man vielleicht den Hintern etwas früher aus dem Bett heben.

    Na mal sehen was heute Abend kommt
    Denker
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      Das waren noch Zeiten, wo die Frauen nur für ihre Männer da waren. Das ist das wahre Wirtschaftswunder. Frauen zurück an den Herd - runter mit der Arbeitslosigkeit. War zwar etwas frauenfeindlich, aber sicher kein uninteressanter Gedanke, oder?
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        He Volker, du wirst mir doch nicht meine Rechte absprechen wollen ,-)))

        Aber mal abgesehen von der Eigenständigkeit der Frauen, kann ich mir vorstellen, das viele Frauen nicht zurück in den Beruf gehen würden, wenn nur der Mann genug verdienen würde.
        Denn trotz aller Selbsständigkeit, Selbstbestimmung und Anerkennung was einem ein Job noch so alles gibt, ist es doch anstrengend.


        Viele Grüße von einer Launchen, die gerade Hempels Zustände beseitigt, weil sie die letzten 2 Tage zusätzlich arbeiten war und heute eigentlich frei hat....
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        Endlich mal was Lehrreiches im Fernsehen! Anstand, Benehmen, Gehorsam. Könnte man das nicht auch mal wieder in Schulen unterrichten?
      • am via tvforen.de

        Nein nein, das war auch gar nicht böse gemeint. Es war nur eine Erinnerung an die gute Wirtschaftswunderzeit, wo wir irgendweie alle glücklicher und zufriedener waren als heute!
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        Die Werte von damals könnten wieder wichtig werden!
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      Ich habe festgestellt, dass es mir bei solchen Doku-Soaps einfach nie gelingt, mir das Kamerateam wegzudenken, das ja bei allen Szenen mit im Raum sein muss. Das verringert etwas mein Sehvergnügen. :-(
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        Horst-Guenter schrieb:
        >
        > Ich habe festgestellt, dass es mir bei solchen Doku-Soaps
        > einfach nie gelingt, mir das Kamerateam wegzudenken, das ja
        > bei allen Szenen mit im Raum sein muss. Das verringert etwas
        > mein Sehvergnügen. :-(


        Da geht es mir ganz genau so. Kein Mensch, schon gar nicht die Gestalten in diversen Privatsender-Dokus, verhält sich natürlich oder "normal", wenn ein TV-Teaam dabei ist.

        manni
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        manni schrieb:

        > Kein Mensch, schon gar nicht
        > die Gestalten in diversen Privatsender-Dokus, verhält sich
        > natürlich oder "normal", wenn ein TV-Teaam dabei ist.

        Doku-Soaps haben mit dem realen Leben ungefähr so viel zu tun wie ein lebendiges Kalb mit einem Wiener Schnitzel. ;-) Trotzdem muss ich gestehen, dass ich mir die "Bräuteschule" regelmäßig anschaue. Es macht mir Spaß aufzuspüren, was inmitten all der gestellten Szenen wirklich echt sein könnte.
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        Eine verwöhnte, hirnlose Tusse heult, weil man ihr für ein paar Wochen ihr Handy wegnimmt? Oooooooooooch! Eine Runde Mitleid.

        Selten so gelacht. Ich würd gleich mit den Schredder kommen. Diese verwöhnten ...ich sags nicht...... sollen ruhig mal leiden.

        Lächerlich, das Ganze. Die Tatsache, dass heute viele ohne ihr Handy anscheinend nicht mehr ihres Lebens froh werden, zeigt ja nur die absolute Armseligkeit ihres Daseins. Und dabei ist die handylose Zeit für die Masse der Leute erst knapp zehn Jahre her. Erschreckend, einfach nur erschreckend.
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        also ich finde dieses Format klasse...das ist endlich mal wieder etwas niveau im deutschen fernsehen...und bitte wer vergleicht dies mit bigbrother???
        im letzteren geht es doch nur dadrum irgendwelchen möchtergern Prolls beim geschlechtsverkehr oder beim gegenseitigen Zoffen zu beobachten...
        bei der bräuteschuöe stehen weniger die leute sondern mehr das zeitgeschen im mittelpunkt...auch sind die einspielfilme alles andere als störend, denn sie geben nur das wiedern was auch die bräuteschule zu vermitteln vermag...und niemand ist zu so etwas morgens von zu hause mal eben hingestapft...das waren knallharte internate...
        ausserdem ist dies ein stück zeitgeschichte...und das ist big brother weiss gott nicht...
        tja und die dinge die dort gelehrt werden würden uns heute auch wieder guttun...zumindest was die sitten und den anstand betrifft...so ist doch der heutige umgang miteinander eher respektlos...
        also meinen segen hat die ARD!
        Ein grandioses Format...bitte mehr zeitgeschichtliches...und zwar unverblümt und so wie es wirklich war!!!!
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        Fünf Wochen lang hat mein Videorekorder zuverlässig jede Folge der Bräuteschule aufgenommen. Nur heute, ausgerechnet beim Finale, hat er sich nicht eingeschaltet.
        Den Grund dafür fand ich im Veideotext: Der VPS-Beginn war diesmal nicht, wie sonst, auf 18:50, sondern auf 18:49 gesetzt.

        Was soll das?!?
        Versteht die ARD _das_ unter Zuschauerfreundlichkeit?

        Bin sauer!!!!
      • am via tvforen.de

        Für alle, die das Finale ebenfalls verpasst haben:

        WIEDERHOLUNG
        EinsExtra, 15. Februar 2007, 23:00 Uhr
    • am via tvforen.de

      Nun warten wir erst einmal ab was das ist. Das letzte Format dieser Machart war aus meiner Sicht allerdings alles andere als gut. Letzlich ist das nichts anderes wie das was wir z.b. bei SAT1 gesehen haben, "Wie die wilden" hiess das da wohl. Aber mal gucken, ein oder zwei Teile kann man sich ja anschauen.

      Michael Link ist doch der Ex von Patrick Lindner oder täusch ich mich da?
      • am via tvforen.de

        So schlecht find ich das gar nicht.
        So sehe ich, wie meine Mom erzogen worden wäre, wenn sie denn das Geld gehabt hätten.
        Das ist doch so in etwa der Jahrgang unserer eltern..
        Meine Mutter war in einer Klosterschule, da war noch Prügel angesagt....
      • am via tvforen.de

        Und, was ist mit der anderen Hälfte der Frauen, denen im östlichen Teil Deutschlands? Hatten die auch Klosterschulen und Bräuteschulen, die werden ja nicht extra Personen gesucht haben, deren Mütter und Großmütter tatsächlich so zu leben hatten.

        Wieviele Leute konnten es sich eigentlich damals leisten? Ist das ganze realistisch oder nur eines dieser üblichen Oberschichtstück fürs arme Volk?
      • am via tvforen.de

        Ich glaube, daß es falsch ist, das Thema "Hauswirtschaftsschule" auf die hier gezeigte Form zu reduzieren. Natürlich wird es auch Internate gegeben haben, aber der Großteil der "Mädchen", die überhaupt so eine Einrichtung besucht haben, ist dann doch wohl eher ganz normal jeden Morgen von zu Hause dort hingetrabt. Die Internatsform dient hier doch nur dazu, die Zeitreise echter zu gestalten.
    • am via tvforen.de

      "Kontakt zur Familie oder zum Freund waren für sechs Wochen ebenso verboten wie Deos, Jeans und Handys."

      Das sagt schon alles, es ist ne billige Dokusoap (Entschuldigung, eine teure Dokusoap), in der ein Haufen Mädchen und Frauen vorgeführt und in unmögliche Situationen gesteckt werden. Wenn die wirklich zeigen wollten wie eine "Bräuteschule" aussah, dann könnte man das effektiver mit Schauspielerinnen machen, aber darum geht es ja nicht.
      • am via tvforen.de

        Geanau so ist es. Ich denk nur daran, dass in jeder Werbung für diese Sendung das "ohne Handy" auftaucht. Vor 10-15 Jahren gabs auch kein Handy, da muss man nicht zwingend so weit zurück gehen. Im Gegensatz zu den anderen Sendungen mit gleichem Charakter( Leben Anfang des 20. Jhdts und Mittelalter) geht es hier darum, verwöhnte Teens (ich meine von den technischen Errungenschaften verwöhnt) vorzuführen und zu zeigen, wie sie andauernd scheitern. Die Lehrer-Figuren sind aber gut und die Mädels auch eigentlich nicht allzu unsympathisch.
        Geschichte als Vergnügungspark - ist halt heute eher im kommen.

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