40 Jahre ‚Kontraste‘ im Ersten

Dort hinschauen, ‚wo Mist gebaut wird‘

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 14.01.2008

Eine Speerspitze des politischen Journalismus im deutschen Fernsehen feiert Geburtstag. 40 Jahre alt wird in dieser Woche das RBB-Magazin „Kontraste“, das nach wie vor alle drei Wochen auf dem Bildschirm erscheint, um Skandale aufzudecken und unbequeme Fragen zu stellen. Am 18. Januar 1968 ging „Kontraste“ beim damaligen Sender Freies Berlin (SFB) erstmals auf Sendung. Zunächst war die Reihe als Ost-West-Format konzipiert, erstes Aufsehen erregte sie wenige Monate nach ihrem Start durch ihre Berichterstattung über den Prager Frühling.

Auch in den Jahren danach blickte die „Kontraste“-Redaktion gen Osten, drehte als erstes westdeutsches Magazin in China, berichtete über die Solidarnosc-Bewegung in Polen und zeigte in den 80-er Jahren erschütternde, heimlich gedrehte Bilder über die Umweltverschmutzung in der DDR. Nach dem Fall der Mauer setzten sich die Macher für die Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit ein. Heute ist ein Schwerpunktthema der Kampf gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit. 2004 erhielten zwei „Kontraste“-Reporter für ihre Berichterstattung auf diesem Gebiet den CIVIS-Medienpreis für Integration.

Für Schlagzeilen sorgte im vergangenen Jahr auch ein Beitrag, der den Reportern zunächst so Einiges abverlangte. Nächtelang lagen sie mit ihren Kamerateams auf der Lauer und beobachteten das Berliner Gefängnis Plötzensee. Schließlich gelang es ihnen zu filmen, wie Schmuggelpäckchen mit Drogen regelmäßig und in großer Zahl über die Mauer der Haftanstalt flogen. Nach Ausstrahlung des Berichts geriet die Justizsenatorin von Berlin unter Beschuss, sämtliche Zellengitter mussten ausgetauscht werden. „Das war sehr, sehr aufregend“, erinnert sich Redaktionsleiter Reinhard Borgmann.

In den Anfangstagen war Peter Pechel für die journalistische Aufregung zuständig, der „Kontraste“ ganze 16 Jahre lang präsentierte. Nach wie vor ist ein Gesicht, welches die Zuschauer besonders mit dem Politmagazin verbinden, das von Jürgen Engert. Der ehemalige Chefredakteur moderierte von 1984 bis 1999 mit markanter Hornbrille. Auf ihn folgte 1999 Petra Lindschreiber, die im November 2006 der aktuellen Moderatorin Silke Böschen Platz machte, um beim RBB die Redaktion Mittel- und Osteuropa zu leiten.

Natürlich darf zum Jubiläum ein Rückblick auf 40 Jahre „Kontraste“ nicht fehlen. Wem dabei die Jubiläumssendung am Donnerstag um 21:45 Uhr im Ersten nicht genug ist, dem sei auch die „Lange Kontraste-Nacht“ am 18. Januar um 0:00 Uhr im RBB sowie die Dokumentation „Kontrast-reiche Zeiten“ am 24. Januar um 22:35 Uhr empfohlen.

Redaktionsleiter Borgmann kümmert sich währenddessen eher um die Zukunft des Magazins: „Wir machen weiter! Genug zu berichten, genug aufzuklären, genug aufzudecken gibt es immer.“ Oder um es mit Redakteur Roland Jahn zu sagen: „Dort, wo Mist gebaut wird, schauen wir hin.“

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