NDR Kultur – Das Journal Folge 3: Folge 3 (2020/2021)
Folge 3
Folge 3 (2020/2021)
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Wieso steht das da? Giganten am Meer: der Hochhauskomplex von Arne Jacobsen auf Fehmarn Es sind drei Türme, auf der einen Seite komplett ohne Fenster, zur Meerseite voll mit Fenstern. Das Versprechen: jedes Zimmer hat Meerblick. Der Name: IFA-Fernblickhäuser. Und der ferne Blick geht von Burgtiefe auf Fehmarn raus auf die Ostsee. Entworfen haben sie niemand Geringeres als der dänische Designer und Stararchitekt Arne Jacobsen und sein Partner Otto Weitling. Der Plan für diese Häuser entstand in den 1960er-Jahren. Es war das Jahrzehnt, als die Fehmarnsundbrücke gebaut und damit die Insel mit dem Festland verbunden wurde. Der Tourismus fing an zu boomen, Unterkünfte mussten her. Der Plan der Architekten: Respekt für die Landschaft und behutsame Eingriffe. So schufen sie auch ein „Haus des Gastes“ als Zentrum und ein Wellenbad. Und eben die drei Türme. Nur sollten die mit vier Stockwerken eigentlich wesentlich niedriger ausfallen. Doch das Baukonsortium drängte auf mehr Zimmer, um wirtschaftlicher zu sein. Das Ergebnis: Statt vier Etagen wurden es ganze 17. Nun stehen diese drei Klötze seit den 1970er-Jahren am Südstrand von Fehmarn. Das „Kulturjournal“ widmet sich in seiner dreiteiligen Reihe „Wieso steht das da? Giganten am Meer“ diesen Fernblickhäusern, spricht mit Insulaner*innen, Urlauber*innen und Denkmalschützer*innen über diese gleich drei Giganten. Corona und die Schule: Wie klappt der Unterricht im Ausnahmezustand? In Niedersachsen beginnt das neue Schuljahr nach den Sommerferien am 27. August. In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg läuft der Unterricht schon wieder. Es war ein Schulstart mit mulmigem Gefühl: Wie lang wird es gut gehen bis zur nächsten Schulschließung? Lehrer*innen fürchten, sich anzustecken und fühlen sich nicht gut vorbereitet auf die neue Situation. Schüler*innen schwitzen unter Masken und können sich kaum auf den Lehrstoff
konzentrieren. Und viele fürchten, zurück ins Homeschooling zu müssen. Dazu die uneinheitlichen Regelungen. Das „Kulturjournal“ hat an zwei Schulen in Wedel den Unterricht im Ausnahmezustand beobachtet. Graphic Novel über Depressionen: Ambra Durantes „Black Box Blues“ Was Depressionen genannt wird, ist für Ambra Durante ein leeres Wort, ein Stempel, den sie nicht benutzen will. Eine erst 19 Jahre alte Autorin und Comiczeichnerin aus Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Gefühle in der berührenden Graphic Novel „Black Box Blues“ (Wallstein Verlag) zeigt. Sie hat gezeichnet, als es ihr schlecht ging. Worte waren zu schal, zu pauschal für diese Phasen tiefster Dunkelheit. Zeichnen als existenzieller Versuch der Selbstrettung. So eindringlich in Text und Bild, dass es einen umhaut. Extrem persönlich, aber auch hilfreich für andere Betroffene und für ihre Familie, der das Buch half, besser zu verstehen, was in ihr vor sich ging. Die Bürger*innen und ihr Künstler: Ernst-Barlach-Ausstellung in Güstrow „Barlachstadt“ nennt sich die Stadt Güstrow stolz, viele Menschen hier fühlen sich dem Künstler und Schriftsteller verbunden. Ab 1910 lebte Ernst Barlach (1870 – 1938) in der mecklenburgischen Residenzstadt. In dieser Zeit wurde er vor allem mit seinen Skulpturen zu einem renommierten und vielfach geehrten Künstler. Als die Nazis an die Macht kamen, galt Barlach plötzlich als entarteter Künstler und durfte nicht mehr ausstellen. Heute gibt es in Güstrow die Ernst Barlach Museen. Für eine Sonderausstellung zum 150. Geburtstag des Künstlers durften die Bürger*innen der Stadt Exponate einreichen, Erinnerungsstücke und Kunstwerke, sich mit dem Werk auseinandersetzen, wie zum Beispiel mit der Skulptur „Der Schwebende“, die im Güstrower Dom hängt. Das „Kulturjournal“ stellt die Ausstellung vor und trifft zwei Künstler*innen, die Arbeiten dafür ausgesucht haben: „Barlach im Alltag – Alltag bei Barlach“ (bis 27. September). (Text: NDR)