Moderne Ruinen Folge 5: Detroit – Hoffnung für die Motor-City
Folge 5
5. Detroit – Hoffnung für die Motor-City
Folge 5
Ford, General Motors, Chrysler – die großen Drei haben Detroit zur Motor-City gemacht. Lange Jahre repräsentiert die Stadt als Zentrum des Automobilbaus die Verwirklichung des „American Dreams“. Jeder kann es nach oben schaffen. Dem Fortschritt sind keine Grenzen gesetzt. Das ging gut, solange immer mehr Autos gebraucht wurden. Doch seit bereits 50 Jahren ist die Autoproduktion in Detroit rückläufig. Statt ehemals zwei Millionen leben heute nur noch 700.000 Menschen dort, die Hälfte davon ist arbeitslos. Hunderte von Fabrikgebäuden stehen leer. Sie verfallen genauso wie Tausende Wohnhäuser. In Detroit stehen damit fast zwei Drittel aller Gebäude leer, und die Menschen fragen sich, wie es mit ihrer ruinierten Stadt weitergeht. Joseph Adragna, 85 Jahre, kannte die Autofabrik Packard Plant noch zu ihren Glanzzeiten, 1958 wurde sie geschlossen. Heute werden hier Musikvideos im Weltuntergangsstil gedreht. Mama Pay Check, eine gebürtige Polin, betreibt eine Bar, in der der Schriftsteller Steve Hughes gern ein Bier trinkt und Geschichten erfindet, Geschichten von arbeitslosen kleinen Leute, die versuchen, über die Runden zu kommen. 80 Prozent der Bevölkerung Detroits sind
schwarz. Sie kamen in den 40er und 50er Jahren, weil hier die Rassendiskriminierung weniger ausgeprägt war als im Rest der USA. Familie Armour ist da keine Ausnahme. Der Großvater hat 40 Jahre lang bei General Motors gearbeitet. Die Großmutter hat die Familie zusammengehalten. Menschen wie sie haben die goldene Ära Detroits erlebt und tragen die Musik von Motown in sich. Ihre Kinder waren dann von den großen Entlassungsschüben stärker betroffen als die Weißen. Und die Drogenwelle der 80er Jahre hat viele schwarze Familien aus der Bahn geworfen. Der schwarze Künstler Olayami Dabls beschäftigt sich in seinen monumentalen Skulpturen mit seinen afrikanischen Wurzeln. Der mittlerweile zu beachtlicher Berühmtheit gelangte Konzeptkünstler Scott Hocking errichtet in verlassenen Fabriken spektakuläre Skulpturen. Seine aktuelle Arbeit, ein großes Ei aus schweren Marmorplatten, entsteht im verlassenen Hauptbahnhof von Detroit. Scott Hocking wiederum sieht in den Ruinen nicht vordergründig den Verfall, sondern die Schönheit. Von der Faszination der Ruinen für die Detroiter und der Aufbruchsstimmung der Bewohner in einer dem Verfall preisgegebenen Stadt erzählt die Dokumentation. (Text: arte)