Moderne Ruinen Folge 2: Piramida – Ein sowjetischer Brückenkopf auf Spitzbergen
Folge 2
2. Piramida – Ein sowjetischer Brückenkopf auf Spitzbergen
Folge 2
Hier erklingt der nördlichste Konzertflügel der Welt, befindet sich das nördlichste Schwimmbad und steht die nördlichste Lenin-Statue – heute sind diese Zeugen einer vergangenen Zeit stumm und verlassen. Piramida auf Spitzbergen ist ein „Un-Ort“, eine moderne Ruine, die nördlichste Ruine der Moderne auf dem Globus. Einst war Piramida eine kommunistische Bergmannssiedlung, ein sowjetischer Vorposten im „kapitalistischen Ausland“ und eine Machtdemonstration mitten auf der norwegischen Insel Spitzbergen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Sowjets diese Siedlung errichtet. Ein internationaler Vertrag von 1920 gab ihnen das Recht dazu. Über 50 Jahre lang gruben Russen und Ukrainer Steinkohle aus dem Berg, der der Siedlung Namen und Leben gab. Sie führten
ein Dasein unter widrigen Umständen in der kalten Arktis. Der Traum vom blühenden Sozialismus auf Spitzbergen zerbrach nach dem Ende der Sowjetunion. 1998 schloss Russland die Siedlung, weil der Bergbau nicht mehr rentabel war. Nun interessieren sich andere für die moderne Ruine. Archäologen und Fotografen erforschen die Hinterlassenschaften der kommunistischen Kohlearbeiter, und sie finden Spuren vergangenen und neuen Lebens. Möwen siedeln in den Fensterhöhlen der sozialistischen Wohnblocks. Arbeiter versuchen, den Ort als Touristenmagnet für Spitzbergen-Reisende aus aller Welt wieder herzurichten. Und wo früher Förderbänder dröhnten oder der nördlichste Konzertflügel der Welt erklang, suchen junge Musiker heute den neuen „Sound“ von Piramida. (Text: arte)