Live Art Staffel 2, Folge 3: Ein Archiv für flüchtige (Performance) Kunst
Staffel 2, Folge 3
7. Ein Archiv für flüchtige (Performance) Kunst
Staffel 2, Folge 3 (26 Min.)
Adrián Villar Rojas folgt seit seinen frühen Karrierejahren einer besonderen Schaffensidee: Der junge Künstler erarbeitet monumentale Skulpturen, die sich dem Konzept der Zeit und Beständigkeit entziehen. Um seine sich ständig verändernden Werke in den verschiedensten Orten der Welt zu platzieren, reist er gemeinsam mit einem Team aus befreundeten Architekten, Technikern und Handwerkern um die Welt und errichtet an seinen Aufenthaltsorten monumentale Skulpturen. Das Besondere: Seine Arbeiten haben eine sehr begrenzte Lebensdauer – denn sie lösen sich mit der Zeit auf, zersetzen sich. Die Skulpturen sind zu groß, zu schwer oder zu zerbrechlich, um transportiert zu werden. Also bleiben sie, wo sie sind – Ortsspezifik und Zeit sind zwei seiner wichtigsten Handwerkszeuge. Für die Biennale in Istanbul schuf der in Argentinien geborene Künstler fantastische Tierfiguren aus Glasfaser, die aussehen, als würden sie dem Meer entsteigen. Als Inspirationsquellen nennt Villar Rojas Literatur, Mythologie und Popkultur à la Hollywood, aber auch
Alltagsdinge und aktuelle Ereignisse der westlichen Gesellschaft beschäftigen den jungen Künstler. Auch in Istanbul bezog er die kulturellen Besonderheiten seiner Ausstellungsorte in seine Arbeit mit ein – und schmückte seine monumentalen Tierskulpturen mit Teppichen, Früchten, Mülltonnen und abstrakten Formen: den vier bekannten kulturellen Besonderheiten Istanbuls! Um die Vergänglichkeit seiner Werke noch zu betonen, fixierte Villar Rojas seine Arbeiten auf Betonsockeln im Küstengewässer vor Istanbul – genau vor dem Haus, in dem Leo Trotzki vor 80 Jahren sein frühes Exil verbrachte, bevor er nach Mexiko weiterfloh und dort im Auftrag von Joseph Stalin ermordet wurde. „Live Art“ zeigt, wie der junge Künstler seine Monumentalskulpturen im Atelier gestaltet, sie durch die Straßen von Istanbul transportiert und schließlich im Küstengewässer aufstellt. Das Vergängliche symbolisiert den Übergang von dem was ist, zu dem, was war – und schafft hier gleichzeitig eine Verbindung zwischen Gegenwart und Geschichte. (Text: arte)