Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1 (26 Min.)
    Kunst im öffentlichen Raum ist frei zugänglich und für alle Menschen sichtbar – ganz ohne Eintrittskarte. Für manche Betrachter ein Geschenk, wiederum andere nehmen Kunstwerke, die außerhalb von den üblichen Ausstellungsorten gezeigt werden, als Störfaktor wahr. Grund zur Debatte gibt es allemal: Denn was im Museum als legitim akzeptiert wird, erfährt im öffentlichen Raum Spott und Stürme der Entrüstung. Doch was erwarten die Betrachter? Wasserspeiende Brunnenplastiken, die trostlose Plätze dekorieren und nicht weiter stören? Spätestens seit den 60er Jahren rebelliert die Avantgarde, erklärt die Stadt zum grenzenlos verfügbaren Raum für künstlerische Projekte.
    Kreative Ideen und deren Umsetzung tauchen da auf, wo sie nicht erwartet werden. Renommierte Künstler wie Wolf Vostell, Richard Serra und Joseph Beuys lösen mit ihren Arbeiten heftige Debatten aus. Vostell lässt sein Auto in einer Parklücke einbetonieren, Serra stellt zwölf Meter hohe rostige Stahlplatten mitten in die Stadt, Beuys lädt einen Haufen Steine in Kassel ab – Basaltstelen für 7.000 Eichen. Das soll Kunst sein? „Kein Kunstwerk“, sagt Richard Serra, „verändert die Welt, aber die Gedanken darüber vielleicht.“ „Kunst als Störfall“ schaut in Geschichte und Gegenwart.
    Welche künstlerische Intention steht hinter Werken, die statt im Museum im öffentlichen Raum gezeigt werden? Die riesige Gummiente des Niederländers Florentijn Hofman, die in der in der globalen Badewanne von einem Kontinent zum anderen schwimmt, kann als ein warmherziger Willkommensgruß gelesen werden. In Dresden installiert der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni Busse vor die Frauenkirche: Die Anti-Kriegsskulptur wird als „entartet“ beschimpft, als „Monument der Schande“. Wie offen eine Gesellschaft tatsächlich ist, das lässt sich auch am Umgang mit der Kunst, die unverhofft in ihren Alltag einbricht, ablesen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.08.2019arteDeutsche Online-PremiereSa 03.08.2019arte.tv
  • Folge 2 (26 Min.)
    Nicht immer wird Kunst im öffentlichen Raum begeistert aufgenommen. Teils sind die Arbeiten der Kunstschaffenden außerhalb von den üblichen Ausstellungsorten wie Galerien und Museen von Provokation geprägt – oder sollen zumindest zum Nachdenken anregen. Mut braucht es besonders dann, wenn die Projekte vom Staat oder mächtigen Lobbys als Bedrohung empfunden werden – oder die physische Unversehrtheit der Künstler gefährdet ist. Grundsätzlich stellt sich die Frage: Lässt sich die heutige Gesellschaft überhaupt noch durch künstlerische Arbeiten provozieren? Reichen Radikalität und aufsehenerregende Aktionen dafür aus und wie weitreichend ist die Kunstfreiheit, wo sind ihre Grenzen? Antworten auf diese Fragen sucht die Folge „Mut und Provokation“.
    Die Dokumentation begleitet das Künstlerkollektiv Peng! bei der Entwicklung ihrer Kampagne „Deutschland geht klauen“, entdeckt zusammen mit der deutsch-türkischen Performance-Künstlerin Nezaket Ekici die Nationenvielfalt im beschaulichen sauerländischen Schmallenberg und stellt die Ukrainerin Maria Kulikovska vor, die durch die russische Annektierung der Krim ihre Heimat verloren hat – und seitdem als Gestrandete mit ihrem Floß um die Welt zieht, um ihren Protest auszudrücken. Alle Porträtierten müssen nicht nur mit Gegenwind von potenziellen Gegnern rechnen – sie müssen sich mit dem satten Desinteresse einer Gesellschaft auseinandersetzen, für die kaum noch etwas originär oder provokant ist.
    Vor allem harte gedankliche Arbeit ist gefordert, um ein zunehmend reizüberflutetes Publikum aufzurütteln, damit es sich mit den komplexen Problemen der heutigen Gesellschaft auseinandersetzt. Oder sich – im besten Fall – sogar selbst für eine bessere Welt engagiert. Doch was ist die größte Gefahr für einen Künstler, der provozieren will? Vielleicht das Scheitern – aber vor allem das Nicht-Provozieren, das Wegsehen. Mutig sind die, die es trotzdem immer wieder versuchen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.08.2019arteDeutsche Online-PremiereSa 03.08.2019arte.tv
  • Folge 3 (26 Min.)
    In dieser Folge der Reihe „Kunst muss raus“ kommen Künstler zu Wort, die sich explizit mit den Themen Zeit und Raum in ihren Arbeiten beschäftigen. Da sind zum Beispiel Christo und Jeanne-Claude, Gigastars der Kunstszene, die über Jahrzehnte gemeinsam mit gezielt auf kurze Zeit angelegten großen Events eine maximale Öffentlichkeit erreichten. Christo ist mittlerweile Witwer, immer noch sucht er das authentische Erlebnis im öffentlichen Raum, wie etwa bei seiner jüngsten Arbeit, der Mastaba in London. Auch Mischa Kuball setzt bei seinen „Public Prepositions“ auf die erhöhte Aufmerksamkeit, die kurzzeitige Interventionen erzielen können.
    Der vielfach preisgekrönte deutsche Künstler arbeitet weltweit, oft mit Licht, nicht als Lichtkunst, sondern mit Licht als Medium, um Orte zu bezeichnen oder belegen. In Marl markiert Kuball mit Leuchtschrift öffentliche Gebäude, an denen man sich meist nur kurz aufhält. Oder er bereist mit einem Lkw, auf dem Leuchtschriften angebracht sind, Schloss Ludwigslust, sperrt damit die Zufahrt zum Schlossplatz für wenige Minuten. Eine künstlerische Protestaktion mit politischem Hintergrund. Die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth recherchieren sehr intensiv die Orte, auf die ihre Werke reagieren.
    Wie etwa bei ihrer bis dato berühmtesten Arbeit „Tiger & Turtle – Magic Mountain“, einer begehbaren Achterbahn auf einer Halde bei Duisburg. Die lockt viele Menschen als Ausflugsziel, ist zugleich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Strukturwandel der Region. Oder ihre jüngste Arbeit in München, die „Freiham Folly“ – ein 21 Meter hoher Turm mit bunten Kupferplatten, eine undefinierbare Mischung aus katholischen Kirchentürmen und einem Minarett, der an der Grenze zwischen zwei Wohngebieten steht; einem bestehenden mit hohem Migrationsanteil und einem Neubaugebiet mit gehobenem Wohnstandard. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.08.2019arteDeutsche Online-PremiereSa 10.08.2019arte.tv
  • Folge 4 (26 Min.)
    Im Norden Norwegens, da, wo die Sonne im Sommer niemals untergeht, durchzieht ein einzigartiger 560 Kilometer langer Skulpturenweg die gesamte Provinz Nordland. Gegründet, um hier – wo es kein einziges Kunstmuseum gibt – die Kunst zu den Menschen zu bringen; um Orte zu schaffen, an denen sich Kunst und Natur wechselseitig in Szene setzen. In atemberaubend schöner Landschaft stehen 35 Werke von international renommierten Künstlern. Die Dokumentation bereist den Skulpturlandskap Nordland, macht bei einzelnen Werken Halt und trifft drei der Künstler, die mit ihren Werken unser Sein hinterfragen.
    Der britische Künstler Antony Gormley gewährt Einblick in sein Londoner Atelier, zeichnet, entwirft, lässt seinen Körper scannen und berichtet über seine Skulptur „Havmannen“ in der Stadt Mo i Rana, für die er selbst Modell gestanden hat: eine menschliche Silhouette aus Granit, die mitten im Fjord und mit Blick auf den Horizont auf die Begrenztheit unseres Lebensraums und die unendlichen Möglichkeiten unseres Bewusstseins verweist. Der in Wuppertal lebende Künstler Tony Cragg berichtet von seiner Steinskulptur in Bodø, mit der er auf den rücksichtslosen Umgang des Menschen mit natürlichen Materialien hinweisen will.
    Die sambische Künstlerin Anawana Haloba ist mit dem Kamerateam noch einmal zu ihrer Skulptur auf die Inselgruppe Træna gereist, zeigt die Insel Sanna, wo die ältesten Zeugnisse menschlichen Lebens in Norwegen gefunden wurden, und berichtet, wie sie mit ihrer Skulptur die Stimmen der Vergangenheit und die Stimmung des mythischen Ortes erfahrbar machen will. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.08.2019arteDeutsche Online-PremiereSa 17.08.2019arte.tv
  • Folge 5 (26 Min.)
    Die chinesische Künstlerin Cao Fei gründet eine Stadt im Second Life und lädt Besucher aus aller Welt ein, mit ihren Avataren dort eine zweite Realität zu schaffen. Ihre Stadt „RMB City“ wird ein Treffpunkt der internationalen Kunstszene. Sogar Kunstausstellungen werden dort digital realisiert. Ihre Identität als „China Tracy“ im Netz macht Cao Fei binnen kurzer Zeit zur berühmtesten Künstlerin Chinas. Wer bin ich und wer will ich sein? Britta Thie reagiert auf die Dominanz der sozialen Medien in der Beziehungskultur der jüngeren Generationen, der sogenannten Digital Natives.
    In ihren Webserien entlarvt sie das trügerische Versprechen einer optimierten Selbstdefinition im Netz. Schon als Kind experimentierte sie mit mehreren Versionen ihres Selbst vor der Videokamera. Als Künstlerin machte sie dann Furore mit ihrer Webserie „Translantics“. Jetzt schuf sie mit Teenagern aus einer mittelkleinen deutschen Stadt den Piloten einer neuen Serie und gewann sogar einen globalen Elektronikdiscounter als Präsentationsort für die Kunst. Im Netz wird Macht neu verhandelt. Achim Mohné unterläuft mit seinen Aktionen, die Kontrollmacht der großen Netzanbieter, indem er mit Farbe und Pinsel auf großen Flächen subversive Botschaften gen Himmel sendet, die unfreiwillig von Satelliten gespeichert und via Google Earth jeden Haushalt erreichen.
    Parallel zur Weltklimakonferenz schuf er zur Mahnung an die Verletzlichkeit unseres Planeten, ein grobes Mosaik des ersten Fotos der Erde von der Apollo-Mission 1968, das nur von Satelliten gelesen werden kann. Kunst kennt keine Grenzen. ARTE entführt in die unendlichen Weiten der Kunst im öffentlichen Raum. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.08.2019arteDeutsche Online-PremiereSa 24.08.2019arte.tv

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