Folge 160

  • Populismus

    Folge 160
    Eine sich selbst zerfleischende Linke und der Aufmarsch rechter Gruppen: Was Ödön von Horvath 1931 visionär in einem Theaterstück beschrieb, kommt uns heute erstaunlich aktuell vor. Regisseur Thomas Ostermeier probt an der Berliner Schaubühne gerade das zwei Jahre vor Hitlers Machtergreifung entstandene Stück „Italienische Nacht“ als Höhepunkt einer Trilogie, die sich mit dem Aufkommen rechtsextremer Massenbewegungen beschäftigt. Können wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Und wie müssen wir uns verhalten, damit antidemokratische Kräfte nicht unsere Gesellschaft übernehmen? Diese Frage treibt viele Kulturschaffende um.
    Bisher waren sie doch immer eher der „Dorn im Fleisch der Mächtigen“, nun plötzlich finden sie sich als „Teil der Elite“ und des „linksgrünversifften Establisments“ wieder. Wie gehen Künstler mit diesem Rollenwechsel um und welche Strategien entwickeln sie, dem Populismus zu begegnen? Erstmal Zuhören, sagen manche Filmemacher wie Marie Wilke. Ihr Dokumentarfilm „Aggregat“, der am 29. November ins Kino kommt, ist eine fast schmerzhaft langsame Beobachtung der deutschen Befindlichkeit. Pegida-Anhänger und Populisten wie Lutz Bachmann werden genauso
    neutral vorgestellt wie Journalisten, Politiker und SPD-Mitglieder beim Verhaltenstraining gegen Populisten.
    Zu einer Lösung kommt Wilke mit ihrem Verfahren der radikalen Zurückhaltung nicht, sie vertraut auf den mündigen Zuschauer: „Ich habe auch kein Rezept, wie man mit populistischen Haltungen umgehen kann“. Der Satiriker Schlecky Silberstein dagegen hat für sich ein Rezept gefunden und kocht schon danach: Er kämpft mit Humor gegen die Rechten. Denn für Selbstironie scheint im stabilen Weltbild von AfD und rechtsextremen Gruppierungen kein Platz. Silbersteins Arbeit hat ihm zahlreiche Drohungen eingebracht.
    Andere Satiriker wie die „Hooligans gegen Satzbau“ treten aus diesem Grund nur vermummt auf. Ist Humor ein geeignetes Mittel, um wirklich etwas gegen Populisten auszurichten? Meistens bespaße man damit ja doch nur sein gleichgesinntes Publikum in irgendwelchen Hipster-Bezirken, meint Comedien und Aktivist Shahak Shapira. Wirkungsvolle Satire-Intervention bedeutet für ihn: Die Rechten so zu attackieren, dass sie auch etwas davon merken. Shapira kaperte deshalb im vergangenen Jahr 31 geheime Facebook-Gruppen der AfD und machte sie öffentlich. Aber ist damit wirklich irgendetwas gewonnen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.11.20183sat

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 10.11.2018
19:20–20:00
19:20–
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