Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1
    Es ist schon ein sehr ungewöhnliches Haus an der Rheinpromenade in Königswinter. Eine Villa in einem kantigen Baustil, ohne jeden Schnörkel und mit einem kleinen Park, der direkt zum Rhein führt: Die Villa Leonhart. Heute finden Empfänge und andere gastronomische Veranstaltungen in der Villa statt. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist: Es ist ein Haus mit bewegter Vergangenheit: Hier haben Adelige gelebt und Nazi-Größen residiert. Bei einem Anschlag der RAF im Jahre 1991 wird das Gelände zum Tatort. Keiner kennt die vollständige Geschichte des Anwesens. Die Proportionen der Villa sind unstimmig und zeugen von mehrmaligen Um- und Anbauten.
    Die zahlreichen Veränderungen spiegeln auch die Geschichte der Stadt Königswinter und der ganzen Region am Rhein. Die Geschichte der Rheinvilla spannt sich vom Bau durch eine adelige Familie, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Königswinter ansiedelt, über das Jahr 1935, als die Nationalsozialisten hier einziehen, die in Königswinter Großes vorhaben. Mitte der 1950er Jahre übernimmt dann der Botschafter Pakistans das Gebäude und macht es zur seiner Residenz. Seit 2006 nutzt es der Gastronom Hermann Nolden, zunächst, um dort ein Restaurant einzurichten.
    Autorin Gabriele Rose hat sich auf die Suche begeben in den Archiven und hat zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen und Experten des Heimatvereins Siebengebirge oder des Siebengebirgsmuseums geführt. Gemeinsam auch mit dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt werden so Stück für Stück die Geheimnisse des Hauses aufgedeckt. Zudem rekonstruiert der Film mit Hilfe aufwändiger Computeranimationen, historischen Bauplänen und Fotos die eindrucksvolle Geschichte der Villa Leonhart. Der Wandel der Villa wird so für den Zuschauer sichtbar, unterstützt auch durch Spielszenen in historischen Kostümen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 22.08.2014WDR
  • Folge 2
    So richtig scheinen die beiden Häuser nicht in den kleinen Ort Dörentrup zu passen – etwas abseits des Dorfes am Waldrand. Doch viele Spuren führen in eine geheimnisvolle Vergangenheit. Kyrillische Inschriften, Mauerreste und eine alte Eisenbahnbrücke erinnern an ein großes Unternehmen, die „Lippische Thonwarenfabrik“. Geblieben sind ein massives Backsteinhaus und eine Villa aus dem Jahre 1908. Von den Fabrikgebäuden in dem kleinen Ort in Ostwestfalen-Lippe ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. Nur in den Archiven finden sich noch zahlreiche Hinweise auf die wechselvolle Firmengeschichte.
    Besitzer der Fabrik sind zwei jüdische Kaufleute aus dem nahen Lemgo. Wohlangesehene Bürger, die um die Jahrhundertwende in eine Ziegelei investieren. Die Geschäfte laufen gut, doch ein Konkurrenzunternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft meldet Ansprüche auf das Tonvorkommen der jüdischen Firma an. Dieser Streit verschärft sich, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Die jüdischen Besitzer werden zum Verkauf der Firma gedrängt, einige Familienmitglieder können sich ins Ausland retten.
    Beispielhaft lässt sich in Dörentrup das betrachten, was damals in ganz Deutschland passierte. Die Fabrik aber produziert weiter, denn gerade wegen der Kriegszerstörungen sind die Produkte aus der „Lippischen Thonwarenfabrik“ begehrt. Nach dem Krieg erhalten die Erben der jüdischen Besitzer die Fabrik zurück. Doch in den 1970er Jahren kommen neue Baumaterialien auf den Markt und so geht die Firma wie viele andere Ziegeleien damals in Konkurs. In den Ruinen der Fabrikhalle spielen Kinder, bis die Gebäude schließlich in einer spektakulären Aktion niedergebrannt werden.
    Heute sind die ehemalige Direktorenvilla und das Verwaltungsgebäude die letzten Zeugen einer fast vergessenen Epoche westfälischer Industriegeschichte. Autorin Heike Nikolaus hat die Spuren ausgewertet, mit Zeitzeugen und den heutigen Eigentümern der Häuser gesprochen. Der Film rekonstruiert auch mit Hilfe aufwändiger Computeranimationen, historischer Baupläne und Fotos die eindrucksvolle Geschichte der Tonfabrik. Der Wandel der Häuser und des gesamten Geländes werden so für den Zuschauer sichtbar. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.08.2014WDR

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