Rimini

Richie Bravo ist ein abgehalfterter österreichischer Schlagersänger, der im Herbst seines Lebens in der italienischen Küstenstadt Rimini lebt, wo er für ältere deutsche und österreichische Rentner-Touristen in Hotels singt. Seine Zeit, als seine Konzerte noch gut besucht waren, ist längst vorüber und er kämpft darum, über die Runden zu kommen. Doch das verdiente Geld – das meiste stammt aus sexuellen Dienstleistungen für pensionierte Fans – deckt kaum die Ausgaben für seine Alkoholsucht. Eines Tages taucht Tessa , die von ihm entfremdete Tochter, plötzlich in Rimini auf und verlangt von ihm, dass er ihr das gesamte Geld für den der Mutter geschuldeten Unterhalt auszahlt.

Filmemacher Ulrich Seidl und Co-Drehbuchautorin Veronika Franz zeichnen das verstörende Porträt eines Mannes, den ein Leben voller Tragödien an einen absoluten Tiefpunkt geführt hat. Richie Bravo ist verbittert, Alkoholiker, einsam, unsicher, egoistisch und emotional unreif. Seine Mutter ist kürzlich gestorben, und sein Vater (Hans-Michael Rehberg) leidet an Demenz. Seinen Kummer ertränkt er im Alkohol, was ihm dabei hilft, sich nicht mit den traumatischen Ereignissen seiner Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen. Seidl und Franz gestehen Richie Bravo, einer Person, die man nicht länger als eine Minute um sich haben möchte, wenig charakterliche Entwicklung zu. «Rimini» bleibt die schonungslose Charakterstudie eines zutiefst gestörten und depressiven Narzissten, der, als ihn die Tochter – die er anfangs anbaggert, ohne zu wissen, dass sie seine Tochter ist – mit den ihr zugefügten emotionalen Verletzungen konfrontiert, bloss mit Verständnis- und Einsichtslosigkeit reagieren kann. (Text: SRF)