Nacht der Verzweiflung

F / YU 1998 (Bure Baruta, 95 Min.)
  • Drama
  • Gesellschaft

In einer Nacht in Belgrad kreuzen sich die Schicksale verschiedener Menschen, und dabei kommt es zu Konflikten zwischen Alt und Jung, Mann und Frau, Freunden und Feinden. Jahre des Bürgerkriegs haben das zwischenmenschliche Klima vergiftet; es herrscht ein Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt. Der serbische Filmemacher Goran Paskaljeviċ zeichnet in „Bure baruta“ – wörtlich: Das Pulverfass – ein rabenschwarzes Bild seiner Heimat, die selbst abseits der Kriegsschauplätze nicht zur Ruhe kommen kann.

Ein Akt von Fahrerflucht eines gedankenlosen jungen Burschen führt zu rabiater Vergeltung. Der zum Krüppel geschlagene ehemalige Polizist Dimitri (Aleksandar Bercek) begegnet seinem Peiniger wieder, der zuvor sein Opfer war. Zwei Freunde entdecken beim Boxtraining, dass sie einander jahrelang heimlich Leid zugefügt haben; nun kommt es zur Abrechnung auf Leben und Tod. Der überlebende Boxer (Lazar Ristovski) schikaniert im Zug eine junge Frau, die von ihrem im Krieg gefallenen Liebsten eine Handgranate geerbt hat. Ein Bus, dessen Fahrer ungerührt Pause macht, wird von einem ungeduldigen jungen Fahrgast entführt, mit fatalen Folgen.

Der Emigrant Mané (Miki Manojlovic), der nach Jahren heimkehrt, versucht mit seiner Ex-Freundin wieder anzubandeln, was deren neuer Geliebter gar nicht schätzt. Die junge Ana (Mirjana Jokovich), deren mazedonischer Freund Georghe ihr zu Unrecht eine Eifersuchtsszene macht, droht vom skrupellosen Drogendealer Topi (Vojislav Brajovic) vergewaltigt zu werden. Der harmlose junge Komplize des Dealers flieht und wird von einer aufgebrachten Menge als mutmasslicher Benzindieb verfolgt. (Text: SF 1)

Der Filmemacher Goran Paskaljeviċ ist gebürtiger Serbe, stand politisch aber auf der Seite der Opposition gegen Milosevic und arbeitete mehrheitlich im Ausland. Anderseits lehnte er aber auch die Nato-Angriffe auf Serbien ab, weil diese für ihn die Falschen trafen, genauso wie das wirtschaftliche Embargo. Sein Film „Bure baruta“ von 1998 heisst wörtlich auf Deutsch „Das Pulverfass“ und beruht auf einer Vorlage des jungen mazedonischen Theaterautors Dejan Dukovski. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger kommentierte Paskaljeviċ seinen Film wie folgt: „Es gibt bei uns Menschen, die ihr ganzes Selbstbewusstsein aus der Tatsache ziehen, sich als Herr über Leben und Tod aufspielen zu können. Ich zeige sie. Aber ich zeige auch tragische Figuren, oft genug Täter und Opfer zugleich. Menschen, deren Angst und Verzweiflung plötzlich in einen brutalen Affekt umkippt, den sie sofort bitter bereuen.“ Paskaljeviċ ist für „Bure baruta“ mit dem Kritikerpreis für den Besten Europäischen Film 1998 und am Filmfestival von Venedig mit dem Preis der Internationalen Filmkritik ausgezeichnet worden. Zu den exzellenten Darstellern zählen Miki Manojlovic und Sergei Trifunovic, die schon in Paskaljeviċs Emigranten-Märchen „Someone Else’s America“ zu sehen waren. Und wie Manojlovic zählte auch Lazar Ristovski zur Besetzung der geistesverwandten Fabel „Underground“ von Emir Kusturica.

Produktion: Frankreich /​ Jugoslawien, 1998. Regie: Goran Paskaljeviċ. Drehbuch: Dejan Dukovski und Goran Paskaljeviċ, in Zusammenarbeit mit Filip David und Zoran Andric, nach dem Theaterstück „Bure baruta“ von Dejan Dukovski. Kamera: Milan Spasic. Schnitt: Petar Putnikovic. Musik: Zoran Simjanovic. Darsteller: Miki Manojlovic (Mané, der Heimkehrer), Lazar Ristovski (Boxer), Mirjana Jokovic (Ana), Sergei Trifunovic (Bus-Entführer), Vojislav Brajovic (Topi, der Dealer), Aleksandar Bercek (Dimitri) u.a. (Text: SF 1)

Alternativtitel: Das Pulverfass

Sendetermine

Do 17.03.2005
22:25–00:00
22:25–
Sa 16.10.2004
01:15–02:50
01:15–
So 14.03.2004
03:15–04:50
03:15–
Sa 13.09.2003
01:40–03:15
01:40–
Sa 02.11.2002
01:35–03:10
01:35–
Do 19.04.2001
23:15–00:55
23:15–
Fr 05.05.2000
23:15–00:55
23:15–

Cast & Crew

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