Mutig gegen Marx und Mielke – Die Christen und das Ende der DDR
- D 2009 (45 Min.)
- Dokumentation
- Geschichte
Als Schülerin hat Ruth Misselwitz sich geweigert, eine Strophe aus Heinrich Heines „Die schlesischen Weber“ aufzusagen: „Ein Fluch dem Gott, zu dem wir gebetet … „. Der Lehrer gab ihr eine Fünf, der Vater belohnte sie dafür mit fünf Mark. Ihr Vater war Pfarrer. 20 Jahre später ist Ruth Misselwitz selbst Pfarrerin und leitet in Berlin-Pankow einen Friedenskreis, da plant die Stasi einen Anschlag auf das Leben der streitbaren Pastorin. Christen standen mit an der Spitze der DDR-Opposition. In vier Lebensgeschichten erzählt der Film, was es bedeutet hat, als religiöser Mensch im totalitären SED-Staat zu leben.
Martin und Antje Böttger, beide aus einem evangelischen Elternhaus, verstehen ihren Glauben so, dass sie Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen müssen. Sie werden in der Menschenrechtsbewegung der DDR aktiv. Christian und Erna Grade sind katholisch. Ihre Kirche rät ihnen, sich nicht in die Politik einzumischen. Christlicher Glaube könne auch im Privaten gelebt werden. Heino Falcke, Propst in Erfurt und Mitglied der evangelischen Kirchenleitung, fordert die Christen in der DDR auf, aus der Nische herauszutreten.
Falcke entwickelt für seine Kirche das theologische Fundament für gesellschaftspolitisches Engagement. Er wird zum Vordenker der friedlichen Revolution. Die Kirche war der einzige staatsfreie Raum in der Diktatur. Kein Wunder, dass sich die kritischen Geister unter ihrem Dach versammelten, auch wenn sie nicht gläubig waren. Weil der Staat wissen wollte, was in den oppositionellen Gruppen passierte, hat er die evangelische wie die katholische Kirche mit Spitzeln durchsetzt.
Jede ihrer Regungen wurde bis ins Kleinste beobachtet. Jedoch verhindern konnte er nicht, dass im geschützten Raum der Widerstand stetig wuchs – bei den Evangelischen mehr als bei den Katholiken. Dass die DDR in ihrem 40. Jahr zusammenbrach, lag nicht nur an den Christen. Doch dass die Revolution so frei von aufständischer Gewalt blieb, ist vor allem der kirchlichen Friedensarbeit zu verdanken. Dass bei der Wende kein Blut vergossen wurde, ist das Verdienst von Menschen wie Ruth Misselwitz und Heino Falcke, wie Christian und Erna Grade oder Martin und Antje Böttger.
Sie haben ihren Kindern, ihren Nachbarn und Arbeitskollegen gezeigt, dass es ein Leben ohne Duckmäusertum gibt und Widerstand gewaltlos bleiben kann – gegen die Gewehre der Staatsmacht. Antje Böttger wurde von der Schule geworfen, weil sie nicht aus der Kirche austreten wollte. Heute sagt sie, es war wichtig zu zeigen, dass sich nicht alle angepasst haben, egal ob Christen oder nicht. Aber Christen waren vielleicht mutiger. (Text: ARD)
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