Jesus und die verschwundenen Frauen – Vergessene Säulen des Christentums
- D / A 2012 (50 Min.)
- Dokumentation

Es gab verschiedene Methoden, Frauen des frühen Christentums aus der Geschichte zu tilgen. Der Film macht die „vergessenen Säulen des Christentums“ wieder sichtbar. Maria Magdalena, einst wichtigste Jüngerin Jesu, wurde als „Propagandafigur“ der katholischen Kirche missbraucht. Junia, eine berühmte Apostelin der Frühkirche, verwandelte sich unter der Feder eines Bibelkommentators in einen Mann. Phöbe, Vorsteherin einer frühen Christengemeinde, wurde als Hilfskraft des Apostel Paulus kleininterpretiert. Und Lydia, die erste Christin Europas, geriet fast 2000 Jahre lang in Vergessenheit.
Vor 2000 Jahren kündigte Jesus von Nazareth das Reich Gottes an, in dem alle Menschen gleich wären. In einer streng patriarchal geprägten Zeit war das revolutionär. Und so folgten dem charismatischen Wanderprediger nicht nur Männer, sondern vielfach auch Frauen. Aufgrund einer männerzentrierten Sprache blieben sie in den Evangelien jedoch nahezu unerwähnt. Aber Frauen waren Zeuginnen des Todes Jesu, der Grablegung und schließlich seiner Auferstehung, die zum Grundstein des Christentums wurde.
Es war Maria aus Magdala – dem heutigen Migdal in Israel -, die von Jesus den Auftrag erhielt, die Frohe Botschaft zu verkünden. Sie wurde damit zur ersten Apostelin. Doch gleich nach Erfüllung des Auftrags verschwand die Schlüsselfigur des Ostergeschehens aus den kanonischen Evangelien. Der leere Raum, den sie hinterlässt, wird zum Nährboden abenteuerlicher Legenden. Aus der „Apostelin Apostolorum“, der „Apostelin der Apostel“, wird in der von Männern besetzten institutionalisierten Kirche die reuige Sünderin, aus der Sünderin die asketische Büßerin.
Und aus der Büßerin wird schließlich ein laszives Pin-up-Girl der Kunst. Heute wird Maria Magdalena vielfach als Ehefrau Jesu empfunden. Aber ist auch dies nicht bloß eine weitere Übermalung, aus unserem Zeitgeist heraus geboren? Eine folgenschwere Fehlinterpretation erfuhr auch Junia, die als wichtiges Bindeglied zwischen der Jesus-Bewegung und dem frühen Christentum gilt. Von den ersten Kirchenvätern noch als berühmte Apostelin gepriesen, erfährt sie im Mittelalter eine folgenschwere Geschlechtsumwandlung.
Unter der Feder des Bibelkommentators Ägidius von Rom wird aus Junia ein Apostel namens Junias. Das Versehen eines unausgeschlafenen Augustiners – oder Ergebnis eines männerorientierten Weltbildes? Und warum fristet Apostelin Junia in allen gängigen Bibelausgaben bis heute ein Dasein als Mann? Fragen, die direkt zum Thema „Stellung der Frau in der heutigen Kirche“ führen. Eine von Junias heutigen Vertreterinnen ist die junge Theologiestudentin Jacqueline Straub. Ihr Wunsch ist es, erste Priesterin der katholischen Kirche zu werden. Ein hoffnungsloses Unterfangen? Oder gibt es in der Bibel weitere Vorbilder, auf die sich die junge Frau berufen kann? Jacquelines Recherchen führen ins heutige griechische Kenchreä bei Korinth und nach Philippi.
In Kenchreä stößt Jacqueline auf die Spuren einer Mitarbeiterin des Apostels Paulus: Phöbe. In Philippi fand die erste Taufe auf Europäischem Boden statt. Es war eine Frau, die diesen mutigen Schritt tat. Ihr Name war Lydia. Heute leben 537 Millionen Christen in Europa. Doch das Erbe der frühchristlichen Pionierinnen ist eine Kirche, die durchweg von Männern regiert wird. (Text: 3sat)
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