In einem fremden Land

Die koreanische Filmstudentin Wonju schreibt ein Drehbuch, dessen Hauptperson die Französin Anne ist. Sie lässt ihre Protagonistin verschiedenen Geschichten durchleben: In der ersten ist sie eine berühmte Regisseurin, die einen südkoreanischen Kollegen und dessen schwangere Ehefrau besucht. Die zweite Variante erzählt vom Leben einer Frau, die mit einem reichen Unternehmer verheiratet ist und mit ihrem Geliebten durchbrennt. Und in der dritten wird die Protagonistin von ihrem Ehemann verlasen, der beschlossen hat, mit seiner koreanischen Geliebten zu leben.

Unterdrückte Triebe, ein Leuchtturm, der Strand und ein aufdringlicher Bademeister bilden die Versatzstücke, die anschließend in verschiedenen Varianten immer wieder neu durchgespielt werden. Hong Sangsoo hat diese Art der Inszenierung perfektioniert. Seine Erzählstruktur gleicht damit einer Fuge, deren Motive durch kleine, feine Variationen und Wiederholungen die schwer fassbare Stimmung eines Traumes vermitteln. Dazu tragen auch die Zooms bei, die bei Hong Sangsoo den klassischen Schnitt ersetzen.

Wo in herkömmlichen Filmen die Schnitte wie Kommata und Punkte in einem Text wirken, setzt er auf die fließende Wirkung seiner Zooms. Ein weiteres, immer wiederkehrendes Element in seinen Filmen sind die obligatorischen Ess- und Trinkgelage. Und das alles komponiert Hong Sangsoo immer in eine lose Dramaturgie, die geprägt ist von Begegnungen und zufälligen Treffen. Der neue Film des koreanischen Regisseurs Hong Sangsoo ist ein aufregendes erzählerisches Experiment, lebendig, locker und durch und durch ungewöhnlich. (Text: arte)