Graf Öderland

D 2021 (90 Min.)
  • Theater
Barbara Horvath (li.) als Elsa und Thiemo Strutzenberger (re.) als der Staatsanwalt in „Graf Öderland“ von Stefan Bachmann. – Bild: ZDF und Birgit Hupfeld.
Barbara Horvath (li.) als Elsa und Thiemo Strutzenberger (re.) als der Staatsanwalt in „Graf Öderland“ von Stefan Bachmann.

Ein brutaler Mord, der umso erschreckender erscheint, da er ohne ersichtlichen Grund und Motiv geschehen zu sein scheint, erschüttert die Existenz eines pflichtschuldigen Staatsanwaltes. Das selten gespielte Stück von Max Frisch, das er selbst als sein liebstes bezeichnete, wird in der Koproduktion von Theater Basel und Residenztheater München zu einer düsteren Horror-Revue, die einen schauerlichen Sog ungläubigen Schreckens entfaltet. Ein braver Bürger, Kassierer einer Bank, greift zur Axt und erschlägt hinterrücks einen Hausmeister. Eine Tat, die alle Gewissheiten und Lebenskonstrukte ins Wanken bringt.

Der Staatsanwalt, selbst gefangen in einer geordneten und spießbürgerlichen Existenz, verwandelt sich nach und nach in sein bizarres Alter Ego Graf Öderland. Er greift selbst zur Axt und streift mordend und marodierend durchs Land. Er schart immer mehr Anhängerinnen und Anhänger um sich, die ihn zum Befreiungshelden stilisieren und schließlich eine Bewegung bilden, die nicht mehr zu stoppen ist. Alle Verzweifelten, Ausgegrenzten und Gelangweilten vereinen sich zu einem nihilistischen Kult um den Grafen als Führerfigur und stürzen schließlich sogar die Regierung. Ohne jede Ideologie oder Agenda ist die Gruppe allein der radikalen Freiheit verpflichtet.

Das gesellschaftliche Gefüge ist zerstört, die Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes gespalten. Regisseur Stefan Bachmann lässt seine Figuren aus einem schwarzen Trichter taumeln, stürzen und kriechen. Die Bühne von Olaf Altmann ist Schauplatz und dunkler Protagonist einer Handlung, die erschreckend aktuell wirkt und von einer Welt erzählt, in der für unumstößlich gehaltene Grundsätze verloren sind und autoritäre, totalitäre Strömungen die Oberhand gewinnen. Menschlichkeit ist nichts weiter als eine naive Erinnerung – oder war doch alles nur ein böser Traum? Redaktionshinweis: 3sat zeigt mit „Graf Öderland“ in der Koproduktion von Theater Basel und Residenztheater München eines der insgesamt drei „Starken Stücken“ aus der Auswahl der zehn bemerkenswerten Inszenierungen, die von einer Jury ausgewählt und zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen wurden.

Schauspieler Thiemo Strutzenberger erhält für seine Hauptrolle in „Graf Öderland“ den mit 10 000 Euro dotierten 3sat-Preis. Am Samstag, 29. Mai, um 20:15 Uhr, folgt Anna Gmeyners Stück „Automatenbüffet“ vom Burgtheater Wien. Alle drei „Starken Stücke“ sind ab 15. Mai für 120 Tage in der 3sat-Mediathek verfügbar. (Text: 3sat)

Deutsche TV-Premiere 22.05.2021 3sat

DVD & Blu-ray

Sendetermine

Sa. 22.05.2021
20:15–21:45
20:15–

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