Gepflegt alt werden

D 2018 (44 Min.)
  • Dokumentation
  • Gesellschaft
Das sogenannte „Küchentischgespräch“ ist in den Niederlanden Teil der kommunalen Sorge um Ältere. – Bild: ZDF und Frank Reichert-Facilides.
Das sogenannte „Küchentischgespräch“ ist in den Niederlanden Teil der kommunalen Sorge um Ältere.

In den Niederlanden sind die Kommunen gesetzlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alte Menschen nicht ins Heim müssen. Ist die Kommunalisierung der Pflege auch in Deutschland eine Option? Die immer älter werdende Gesellschaft braucht ein solidarisches Miteinander. Die Betreuung und Pflege hilfsbedürftiger Menschen dabei marktwirtschaftlichen Regeln zu unterwerfen, hat zu einer Situation geführt, die viele mit „Pflegenotstand“ beschreiben. In Deutschland fordern Senioren-Organisationen eine vergleichbare Politik wie in den Niederlanden. In Rheinland-Pfalz kümmert sich etwa eine „Gemeindeschwester Plus“ um die älteren Menschen vor Ort.

Damit soll die Pflegebedürftigkeit verzögert, wenn nicht gar verhindert werden. Was bisher Modellprojekt war, soll aufgrund des großen Erfolges in die Verlängerung gehen. Doch was passiert, wenn die Belastung für die Angehörigen zu groß ist, etwa bei einer Demenz-Erkrankung? Alte und demente Menschen leiden vor allem an drei Übeln: Einsamkeit, Hilflosigkeit und Langeweile. Es gibt nicht das eine perfekte Konzept zur Betreuung zu Hause, im Heim oder in einer Demenz-WG.

Experten aber wissen, dass Menschen, die mehr im Gestern als im Heute verhaftet sind, nah an ihrer Biografie weiterleben sollten und dass sinnvolle Arbeit besser ist als jede Beschäftigungstherapie. Die Betreuung von Demenzkranken geht dabei schnell an die Substanz der Angehörigen, sowohl psychisch als auch finanziell. Ursula Rathai hat ihren dementen Mann zehn Jahre lang gepflegt und dabei über 400 000 Euro ausgegeben. Sie wollte ihm ein Leben in Teilhabe ermöglichen und hat deshalb ihr Haus verkauft und alles Ersparte ausgegeben. Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Arzt und Versorgungsepidemiologe an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, kritisiert, dass es zwar viele Angebote in den einzelnen Kommunen gäbe, aber dass die Betroffenen oft nichts davon wüssten und dass sich die Pflege-Profis untereinander nicht austauschten.

Es müsse ein ganzes Räderwerk von medizinischen Ambulanzen, Hausärzten, Gerontologen und Betreuungsangeboten ineinandergreifen, um der Pflege von Demenzkranken gerecht zu werden. Sozialökonomen wie Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt sehen in der Kommunalisierung von Pflege dann eine Chance für eine bessere und gleichzeitig billigere Pflege von hilfsbedürftigen Menschen, wenn Kranken- und Pflegekassen mitfinanzierten, gleichzeitig aber die Kommunen nicht mit bürokratischen Vorgaben lähmten.

Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20:15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21:00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen unter anderem über gesellschaftliche und ethisch-moralische Aspekte des Themas. (Text: 3sat)

Deutsche TV-Premiere04.10.20183sat

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Sendetermine

Do 29.08.2019
20:16–21:00
20:16–
Do 04.10.2018
20:16–21:00
20:16–

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