Fegefeuer in Ingolstadt
- D 2014 (80 Min.)
- Theater

Wie Schaufensterpuppen stehen die Figuren auf der Bühne. Die Körper sind starr, bewegen sich mechanisch. Neonhell ausgeleuchtet ist der karge Raum: Ein Tisch zwei Stühle, ein Kreuz an der Wand. Hier herrscht Enge, räumlich und vor allem im Kopf. Marieluise Fleißers Text „Fegefeuer in Ingolstadt“ von 1924, sprachlich ebenso archaisch wie poetisch, wird nur selten gespielt, doch in der Inszenierung der jungen Regisseurin Susanne Kennedy zeigt sich wie allgemeingültig die Geschichte vom Erwachsenwerden in der Provinz doch ist. Olga ist schwanger und niemand darf es erfahren. Eine Abtreibung scheint der einzige Weg aus der Schande zu sein. Ihre Schwester Clementine ist hin- und hergerissen zwischen Verachtung und Neid.
Nachbarsjunge Roelle bietet sich als Vater an, doch er ist ein Außenseiter, der von allen nur gedemütigt wird, auch von Olga, die bald nur noch Selbstmord als Ausweg sieht. Eigentlich sehnen sich alle nur nach Liebe, aber der Nächstschwächere wird getreten und gebissen, um bloß nicht der Letzte im Glied, der Unterste in der Hierarchie zu sein. Die Inszenierung, vielmehr kühle Installation von kleinbürgerlicher Enge und religiösem Wahn, verblüfft vor allem dadurch, dass der Text vollständig aus dem Off eingespielt wird und die Schauspieler nur synchron den Mund dazu bewegen. Ein verstörend schönes Bild entsteht, ein Schaukasten der Grausamkeiten. (Text: ZDF)
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