Die verborgene Welt der Naga – Kopfjäger in Myanmar
- D 2004 (43 Min.)
- Dokumentation
- Gesellschaft
- Kunst & Kultur
Im Dschungel Südostasiens hat ein Volk ein Kulturerbe bewahrt, das auf den Traditionen eines archaischen Heldentums beruht. Auserwählte Krieger sollen die Stammesgemeinschaft vor allem Übel bewahren. Ihrem Glauben nach bedarf es dazu einer besonderen Kraft – der Fruchtbarkeit, die im Kopf jedes Lebewesens sitzt. Durch Enthauptung wird sie freigesetzt und geht auf den Krieger, seinen Klan und dessen Güter über. Die letzte ausländische Expedition zu den entlegenen Dörfern dieses Volkes fand im Jahr 1937 statt. Durch mehrjährige, intensive Gespräche mit der Militärregierung Myanmars und außergewöhnliches Verhandlungsgeschick ist jetzt erstmals dem deutschen Filmemacher Friedhelm Brückner gelungen, was bisher unmöglich schien: eine offizielle Genehmigung für Dreharbeiten zu erhalten und einen Film über „Die Kopfjäger in Myanmar“ drehen zu können.
Die ehemalige britische Kolonie Burma ist seit 1947 unabhängig – ein Vielvölkerstaat mit rund 50 Millionen Einwohnern. Gut zwei Drittel davon sind Burmesen, der Rest Angehörige verschiedener Ethnien aus den Nachbarländern. Etwa 1.000 km nördlich von der Hauptstadt Yangon, ehemals Rangun, liegt das Zentrum der Region Sagaing, seit Jahrtausenden das Territorium der Naga. Der „Goldene Fluss“, der Tschindwin, ist die Lebensader der Region. In der Township Lahé findet das alljährliche Neujahrsfest statt. Aus Anlass der mehrtägigen Feier treffen sich hier Angehörige zahlreicher Naga-Klans, um die Einheit ihres Volkes zu zelebrieren. Schon hier wird der Zuschauer Zeuge ihrer traditionellen Riten und erhält Einblicke in die Geheimnisse ihrer außergewöhnlichen Kultur: Etwa der Tradition der Tätowierung, dem Initiationsritual, durch das Männer ihre Fruchtbarkeit, die sie zuvor durch eine erfolgreiche Kopfjagd erworben haben, öffentlich zeigen dürfen.
Oder die Herstellung des kostbarsten Werkzeugs aller Naga-Krieger – ihres eisernen Langmessers, das zur tödlichen Waffe werden kann. Und die Herstellung von Messingamuletten in der Form von Menschenköpfen. Sie werden angefertigt, wenn ein Krieger in der Kopfjagd erfolgreich ist. Die Anzahl der Köpfe des Amuletts entsprechen den erschlagenen Feinden.
Je weiter sich das Team flussaufwärts Richtung Norden bewegt, desto eindrucksvoller werden die Erlebnisse und Aufzeichnungen der Expedition: In dem kleinen Gebirgsdorf Longnok werden wir Zeuge von Schamanismus und Tieropfer. Den Höhepunkt der Reise durch die Kultur der Naga bildet die Zusammenkunft mehrerer verbündeter Naga-Stämme auf einem Hochplateau: monolithische Steine werden errichtet, meterhohe Fruchtbarkeitspfosten und ein riesiger Lebensbaum vor dem Gemeindehaus aufgestellt. Und ein Mithunbüffel, das Kostbarste aller Opfertiere, wird geschlachtet, damit seine Fruchtbarkeit den Zusammenhalt und das Gleichgewicht der Gemeinschaft sichert.
Die Dokumentation gewährt einen einmaligen Einblick in die Kultur der Naga. Manches an ihr mag uns fremd und grausam erscheinen, aber es dient immer dem Erhalt und dem Wohl der Gemeinschaft. Vielleicht hat sie sich gerade deshalb über Jahrtausende behaupten können. Heute ist die Kopfjagd zwar offiziell verboten, doch ihr Geist ist überaus lebendig. Die Naga besinnen sich derzeit wieder auf ihre Traditionen und praktizieren in modifizierter Form die Rituale der Kopfjagd als wichtigen Teil ihrer kulturellen Identität. (Text: arte)
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