Die Geschichte einer Liebe

Jeden Morgen um halb vier steht die 18-jährige Bruna (Valeria Golino) auf, um in der Innenstadt von Rom bei einer Reinigungsfirma ihre Arbeit aufzunehmen. Die meiste Zeit verbringt sie mit nächtlichen und täglichen Busfahrten, wo sie auch ihrer ersten großen Liebe begegnet. Der gleichaltrige Sergio (Blas Roca-Rey) schlägt sich mit Gelegenheitsjobs auf dem Gemüsemarkt durch. Zu Hause hat Bruna die Rolle der weggelaufenen Mutter übernommen: Sie macht den Haushalt für ihre jüngeren Brüder und den Vater, einen Parteifunktionär der KP.

Doch Brunas Wunsch nach größerer persönlicher Freiheit nach einem Zusammenleben mit Sergio scheitert erst mal am Konflikt mit dem Familienoberhaupt. Aber schließlich siegen ihre Vitalität und Intelligenz. Da begegnet Bruna eines Tages dem jüngeren Mario (Livio Panieri rechts) und verliebt sich in ihn. Die beiden richten sich in einer verlassenen heruntergekommenen Wohnung ein. Brunas einziges Problem ist, dass sie beide Jungen um sich haben möchte. Doch nachdem das möglich wird, zerbricht plötzlich ihre Stärke. Sie sucht verzweifelt nach einem Ausweg. (Text: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 88, 17.04.1991, S. 32/Der Bund, Band 142, Nr. 88, 17.04.1991, S. 13)

Franco Maselli skizziert eindrucksvoll Brunas Leidensweg. Sie repräsentiert jene unzähligen Jugendlichen, die sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt ihre eigene kleine Welt aufbauen wollen. Aber der Film liefert keine klischeebeladene Sozialkritik. Maselli interessierte nicht das neo-realistische Ambiente des Milieus, sondern die oft erdrückende Orientierungslosigkeit der heutigen Großstadtjugend. Valeria Golino erhielt 1986 am Filmfestival von Venedig für ihre herausragende Darstellung der Bruna den Preis für die beste weibliche Hauptrolle. «Die Geschichte einer Liebe» erhielt außerdem den Spezialpreis der Jury. Der Film wird als deutsche Erstaufführung in Zweikanalton ausgestrahlt. (Text: Der Bund, Band 142, Nr. 88, 17.04.1991, S. 13)