Der Untertan

DDR 1951 (109 Min.)
  • Literaturverfilmung
Diederich Heßling (Werner Peters, l.) stößt mit Kommilitonen aus der Verbindung ?Neu-Teutonia an.? – Bild: ZDF und DEFA-Stiftung/​Eduard Neufeld.
Diederich Heßling (Werner Peters, l.) stößt mit Kommilitonen aus der Verbindung ?Neu-Teutonia an.?

In die Ära des wilhelminischen deutschen Kaiserreiches hineingeboren und aufgewachsen in einem strengen Elternhaus, wird der Fabrikantensohn Diederich Heßling zur Inkarnation des deutschen Untertanen schlechthin: Nach oben wird gebuckelt, nach unten getreten. Ausgestattet mit dieser Lebensmaxime, macht der glühende Kaiserverehrer steile Karriere. Um 1870 wird Diederich Heßling (Werner Peters) als Sohn eines Papierfabrikanten im Provinzstädtchen Netzig geboren. Diederich ist ein weiches Kind, das schon in früher Kindheit jene nicht fassbare Erscheinung verspürt, die ihn furchtsam doch zugleich wohlig erschüttern lässt: die Macht.

In der Schule sind es die Lehrer, was zu Hause die Eltern: Gestalt gewordene Autorität. Aber schon erkennt Diederich, dass die Macht denen, die ihr dienen, das Recht gibt, nach unten weiterzutreten. So formt sich sein Charakter. In der Schule wird er zum Lehrerspitzel, an der Uni ein schneidiger Korpsstudent. Er vergöttert den Kaiser, denn er ist die höchste Macht. Diesem will Heßling fortan als untertänigster Diener und furchtbarster Rächer dienen. Mit einem Schnurrbart á la Wilhelm kehrt er nach Netzig zurück, um die Fabrik seines verstorbenen Erzeugers zu übernehmen.

Er wird zum Herold der reaktionären Sache in seiner Heimatstadt und macht dabei seine zweite Entdeckung: der Macht zu dienen und dabei selbst zu verdienen. Dank seines Förderers von Wulkow (Paul Esser) hagelt es Aufträge – als Krönung das Klopapier „Weltmacht“ mit sinnigen deutschen Sprüchen. Auf dieser Höhe seines Lebens heiratet Heßling die millionenschwere Guste Daimchen (Renate Fischer). Auf der standesgemäßen Hochzeitsreise erlebt er den Glanzpunkt seines Untertanendaseins: Aug’ in Aug’ steht er seinem Kaiser gegenüber.

Wieder nach Hause zurückgekehrt, setzt er den Bau eines Kaiserdenkmals durch: Zur Einweihung darf Heßling die Festrede halten, doch ein Gewittersturm vertreibt die Gästeschar – Heßling steht allein da. Wolfgang Staudte gelang mit dieser Verfilmung von Heinrich Manns satirischem gleichnamigen Roman seine künstlerisch überzeugendste Regiearbeit. Es ist eine brillante Studie des deutschen Untertanengeistes, seiner duckmäuserischen Feigheit ebenso wie des dummdreisten Hochmuts.

Staudte erreichte das durch geschickte Handlungsstraffung, die Verwendung des Mannschen Textes auch als ironischen Kommentar sowie eine symbolträchtige Kameraführung, die das realistische Detail ins Gleichnishafte hebt. Der Film war eine Hommage der DEFA an den im Exil lebenden Heinrich Mann, der die Gründung der DDR empathisch begrüßt hatte. Er wollte in die DDR übersiedeln, wo er 1949 zum ersten Präsidenten der Deutschen Akademie der Künste berufen und mit dem DDR-Nationalpreis geehrt wurde. Doch sein Tod verhinderte die Rückkehr.

Er starb am 12. März 1950 im kalifornischen Santa Monica im Alter von knapp 79 Jahren. Elf Jahre später wurde aber seine Urne feierlich auf dem Ostberliner Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt. Die Wertschätzung in der DDR führte lange Zeit zu einer Ächtung Heinrich Manns im Westen. Auch Staudtes Verfilmung von „Der Untertan“ erlitt ein ähnliches Schicksal. Erst 1957 kam der Film, um elf Minuten gekürzt und mit einem relativierenden Vorspanntext, in die westdeutschen Kinos. Die Originalfassung wurde erst Jahre später vom Fernsehen uraufgeführt. (104 Min. – zum 65. Todestag von Heinrich Mann). (Text: MDR)

Internationaler Kinostart1951

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