Der Fall „Cap Arcona“

D 1995 (90 Min.)
  • Dokumentation
  • Geschichte

Am 3. Mai 1945 startet die 2. Taktische Luftflotte der Royal Air Force zum letzten groß angelegten Luftangriff des Zweiten Weltkriegs. Die Uhr des Tausendjährigen Reiches zeigt eine Minute vor zwölf. Hitler war bereits tot. Berlin, Hamburg, Lübeck hatten kapituliert. Die Stunde der Befreiung schien zum Greifen nah. Das Ziel des britischen Luftangriffs waren Schiffsansammlungen in der Lübecker und Kieler Bucht. Acht der britischen Jagdbomber nahmen das größte der dort vor Anker liegenden Schiffe, die „Cap Arcona“, und den nur etwa 5.000 Meter entfernt liegenden Frachter „Thielbek“ ins Visier.

Im Nu verwandelten die Raketen der Typhoonbomber die „Cap Arcona“ in ein Flammenmeer, die „Thielbek“ sank innerhalb weniger Minuten. Ein grauenhafter Irrtum. Über 7.000 KZ-Häftlinge aus dem Lager Neuengamme bei Hamburg, die die SS auf die drei Schiffe „Cap Arcona“, „Thielbek“ und „Athen“ verschleppt hatte, fanden dabei den Tod. Drei Schiffe – und doch nur ein Name, der in Erinnerung geblieben ist: „Cap Arcona“.

Der Film kehrt an die Stätten des Ereignisses zurück – nach Neuengamme, wo die Häftlinge interniert waren, bevor sie auf die Schiffe verschleppt wurden; nach Lübeck, wo sie eingeschifft wurden; nach Neustadt, wo die „Cap Arcona“ auf Reede lag; nach Ahlhorn, von wo aus die britischen Typhoons starteten. Der Film rekonstruiert jedoch auch die Vorgeschichte des letzten großen Luxus-Liners Deutschlands, der „Königin des Südatlantiks“, wie die „Cap Arcona“ von vielen Reisenden bewundernd genannt wurde. Wirtschaftsbosse, Adlige, Stars und Politiker gaben sich in den Prachträumen, Salons, Luxus-Suiten und Fitness-Räumen, darunter einem Tennisplatz, die Ehre. Und dann geschah etwas Seltsames: Zwei Jahre vor ihrem eigenen Untergang diente die „Cap Arcona“ als Filmkulisse für eine andere, legendäre Schiffskatastrophe: den Untergang der „Titanic“. Die Außenaufnahmen zu dem mit antibritischer Propaganda gefärbten Ufa-Spektakel fanden auf der „Cap Arcona“ statt.

Ein Umstand, der die „Cap-Arcona“-Katastrophe vor allen anderen auszeichnet, ist die Besonderheit der Biografien: 8.000 Menschen aus 24 Nationen und aus unterschiedlichen sozialen Milieus (Arbeiter und Künstler, politisch und rassisch Verfolgte), die lediglich ihr traumatisches Erlebnis auf der „Cap Arcona“ vereint.

Schon kurz nach der Katastrophe wurden die wenigen Überlebenden wieder in alle Winde zerstreut. Die Autoren haben fünf von ihnen aufgespürt und vor die Kamera geholt: zwei ehemalige Häftlinge: den stellvertretenden Konzertmeister eines der berühmtesten Orchester dieser Welt, des Chicago Symphony Orchestras, und den bekannten Schauspieler Erwin Geschonneck, so wie drei Angehörige der zivilen Schiffsbesatzung: der 2. Steuermann und der Schiffsjunge der „Cap Arcona“ und der 2. Offizier der „Thielbek“. (Text: NDR)

Sendetermine

Di 22.01.2002
00:00–01:30
00:00–
Do 13.05.1999
20:15–21:45
20:15–

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