Das Klassenbuch

Die Mädchen des Abiturjahrgangs 1932 des Königin-Luise-Gymnasiums in Erfurt gehen nach 13 gemeinsamen Schuljahren mit dem Versprechen auseinander, sich regelmäßig zu schreiben. Sie beschließen, einen Rundbrief kreisen zu lassen, in dem sie sich gegenseitig über ihr weiteres Leben unterrichten. Über 40 Jahre führen sie dieses „Klassenbuch“. Aus diesen gebundenen Selbstzeugnissen formt Astrid Gabler das dokumentarische Skizzenbuch eines monströsen Jahrhunderts. Da vermerkt beispielsweise die Absolventin einer paramilitärischen Frauenschulung zu Beginn der Nazizeit, sie lerne gerade, wie man „im nächsten Krieg Geschosse mit der hohlen Schürze auffängt“. Später taucht das Klassenbuch aus dem Trümmerschutt des Krieges wieder auf und wechselt sogar über die deutsch-deutsche Grenze hin und her.

Mit der Porträtierung von sehr persönlichen Lebenslinien und in der Beschränkung auf fünf Frauen gelingt es der Regisseurin, individuelle Schicksale und Zeitgeschichte in einen spannenden und berührenden Kontext zu setzen. (Text: rbb)